Die konventionellen Grenzen zwischen Frau und Mann sind ja heutzutage beim Rollenverständnis und beim Erscheinungsbild längst nicht mehr so scharf gezogen wie zu früheren Zeiten. Das kann für Verwirrung sorgen. Und zwar nicht nur durch Conchita Wurst, sondern auch beim Kissinger Sommer. So wurde Rossini jüngst Zeuge, wie sich zwei Damen offensichtlich irrtümlicherweise vor der Herrentoilette im Erdgeschoss des Regentenbaus einfanden. Der Blick auf die an der Toiletten-Eingangstür angebrachte symbolische Gestalt mit Stock und Zylinder (siehe Foto) brachte offenbar nicht sofortige Klarheit. Die eine der zwei Frauen studierte die Darstellung und kam anscheinend zu keinem eindeutigen Ergebnis. Weshalb sie kurzerhand die Tür öffnete. Ein kurzer Blick genügte und die Sachlage war klar. „Das ist für Männer“, sagte sie ihrer Begleiterin. „Das für Frauen ist dann gegenüber.“ Richtig.

Aber Rossini zeigte dennoch ein gewisses Verständnis für den Irrtum der beiden Besucherinnen. Denn die tänzerisch-schwungvolle Bewegung der dargestellten Figur an der Toilettentür und die angedeutete Wespentaille verleihen der Gestalt durchaus etwas Feminines, obwohl Stock und Zylinder in der Regel ja eher zur männlichen Garderoben-Ausstattung gehören – es sei denn man heißt George Sand oder Marlene Dietrich, die ja beide bei passender Gelegenheit in solchen Outfits aufzutreten pflegten. Meistens allerdings ohne Bart. Und vielleicht würde ein zusätzlicher Bart bei der Figur an der Herrentoilettentür denn doch für mehr Klarheit sorgen - trotz Conchita Wurst. Rossini empfiehlt einen Schnurr- oder einen Vollbart. kup