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Bad Kissingen
Rollt eine Blechlawine durch das Bahnhofsumfeld?
Im Umfeld des Bad Kissinger Bahnhofs sollen etwa 155 neue Wohnungen - zuzüglich der Parkplätze - entstehen. Das Quartier soll über die Bergmannstraße erschlossen werden. Mancher Leser sieht eine Blechlawine auf die Bewohner zurollen.
Oberhalb des Bahnhofs in Bad Kissingen sollen im Wohnquartier Prinzregentenpark etwa 155 Wohnungen entstehen. Ein Leser sieht deshalb eine Blechlawine auf die Anrainer zurollen. Grafik: Dagmar Klumb, Vorlage: Schirmer Architekten und Stadtplaner       -  Oberhalb des Bahnhofs in Bad Kissingen sollen im Wohnquartier Prinzregentenpark etwa 155 Wohnungen entstehen. Ein Leser sieht deshalb eine Blechlawine auf die Anrainer zurollen. Grafik: Dagmar Klumb, Vorlage: Schirmer Architekten und Stadtplaner
| Oberhalb des Bahnhofs in Bad Kissingen sollen im Wohnquartier Prinzregentenpark etwa 155 Wohnungen entstehen. Ein Leser sieht deshalb eine Blechlawine auf die Anrainer zurollen.
Johannes Schlereth
 |  aktualisiert: 17.08.2022 08:55 Uhr

Am Bahnhof sollen etwa 155 Wohnungen entstehen. Für die Autos der zukünftigen Bewohner haben die Investoren der Prinzregentenpark GmbH & Co. Kg einen Bedarf von 289 Parkplätzen errechnet. Das Stellplatzangebot der Verantwortlichen liegt mit 367 sogar noch höher. Um dort parken zu können, müssen die Autos durch Wohnbebauung in das neue Quartier einfahren. Das sorgt bei manchem Leser für Frust und Skepsis vor einer möglichen Blechlawine .

Bad Kissingen: Autos werden nicht nur parken

Denn dass die Autos im neuen Viertel nur parken , hält Martin Mohr aus München in seinem Schreiben für unwahrscheinlich. Der Großstädter hat familiäre Bande nach Bad Kissingen und sieht eine Blechlawine auf die Bewohner im Umfeld zurollen und sagt: "Geht es in erster Linie um Autofahrer ? Autofahrer , die in ein optisch autofreies Quartier fahren um dort möglichst auto-, lärm- und abgasfrei wohnen zu dürfen?" Die Fragen, die für ihn im Raum stehen, betreffen die Verkehrsführung und die Notwendigkeit der zahlreichen Parkplätze .

Letztere braucht es, denn: "Der Stellplatzbedarf wurde in diesem frühen Planungsstadium, anhand der örtlichen Stellplatzsatzung errechnet, welche wir mindestens umsetzen werden", teilt Nicole Felser von der Prinzregentenpark GmbH & Co. Kg mit. In der Satzung ist klar geregelt, welche Art von Gebäuden wie viele Parkplätze benötigt.

Bad Kissingen am unteren Rand

Für "Mehrfamilienhäuser und sonstige Gebäude mit Wohnungen" ist ein Stellplatz pro Wohnung vorgesehen. "Viele andere Kommunen haben für diese Nutzung bereits mehr Stellplätze in ihrer Satzung festgelegt. Die Stadt Bad Kissingen ist hier am unteren Rand geblieben", teilt Thomas Hack , zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Bad Kissinger Rathaus, mit. Andere Gemeinden und Städte würden mit dem Faktor 1,5 bis 2 rechnen.

Laut den Investoren ist die Satzung der Stadt Bad Kissingen nicht mehr zeitgemäß: "Wenn man dies zur heutigen Zeit realistisch betrachtet, gehen wir sogar von 1,5 Stellplätzen pro Wohnung aus anstatt nur einem pro Wohneinheit."

Stadt Bad Kissingen: Mehr Stellplätze schaden nicht

Die Stadt Bad Kissingen sieht in dem Mehr an Parkplätzen kein Problem. Thomas Hack sagt: "Nach unserer Auffassung schadet es daher nicht, wenn mehr Stellplätze ausgewiesen werden als nach der Satzung erforderlich sind. Das entspannt den Parkdruck auf der Straße." Denn: "Für das Projekt sind alle Stellplätze in einer Tiefgarage untergebracht, was städtebaulich begrüßt wird."

Mit dem Faktor 1,5 ergibt sich für die rund 155 Wohnungen ein Bedarf von etwa 233 Stellplätzen. Hinzu kommen noch Flächen für Kindergarten und Güterhalle. Insgesamt errechnen die Investoren einen Bedarf von 289 Parkplätzen . Das Angebot, was die Investoren im neuen Quartier für alle Bereiche ermöglichen können, liegt bei 367 Stellplätzen.

Wie viele es letztlich werden, ist jedoch noch unklar. "Da wir uns noch in einem sehr frühen Planungsstadium befinden, gehen wir aktuell lieber von mehr Stellplätzen aus, da die Planung der einzelnen Wohnungen noch nicht erfolgt ist", heißt es von Seiten der Investoren.

Gedanken, wie sich ein Teil der Stellplätze nutzen ließe, haben sich die Verantwortlichen bereits gemacht. Den Bewohnern sollen moderne Möglichkeiten geboten werden: Großzügige Fahrradabstellflächen, E-Ladestationen und Carsharing-Parkplätze sind Beispiele, wofür es laut Investoren zusätzliche Stellplätze benötigt.

Kommt der Anschluss an den Ostring?

Unklarheit herrscht zudem noch bei der von Martin Mohr erwünschten Entlastung der Bergmannstraße. Denn ob das Quartier an den Ostring angebunden wird, ist noch offen. "Die Anbindung an den Ostring ist nur schwer realisierbar", heißt es von Seiten der Investoren. Darüber entscheidet nicht die Stadt , sondern das Staatliche Bauamt in Schweinfurt. "Hier sind wir gerade in Abstimmung beziehungsweise Prüfung."

Dort gibt es laut dem staatlichen Bauamt in Schweinfurt einige grundsätzliche Hürden. Nach Osten hin wird der Ring fast auf kompletter Länge zwischen der Einmündung Schwimmbadstraße und der Kreuzung Kissinger Straße/Bergmannstraße von einem Felshang begrenzt. Westlich liegt ebenfalls ein Felshang. Abschnittsweise stützt diesen eine Mauer ab. Erst circa 100 Meter vor der Kreuzung Kissinger Straße/Bergmannstraße läuft der Hang in eine Wiese aus. "Die Verbreiterung der Straße, welche zum Beispiel für die Anlage einer Linksabbiegespur nötig wäre, würde voraussichtlich aufwendige Erdarbeiten bedeuten",teilt Konstantin Arnold aus dem staatlichen Bauamt mit.

Geringer Abstand zwischen den Kreuzungen sorgt für Falten auf der Stirn

Und: "Auch der geringe Abstand zwischen den beiden Knotenpunkten Schwimmbadstraße und Kissinger Straße/Bergmannstraße, der etwa 400 Meter von Knotenpunktmitte zu Knotenpunktmitte beträgt, stellt eine Hürde dar." Eine Abbiegespur macht es notwendig, dass auf dem Ostring weitere Strukturen - wie eine Mittelinsel oder eine Querungshilfe für Radler oder Fußgänger - entstehen. Bei der Anlage solcher Elemente müssen die Planer darauf achten, dass der Verkehrsfluss auf dem Ring nicht gehemmt wird und Autofahrer sich weiterhin an den Schildern orientieren können, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten.

Gedanken um die Anwohner haben sich die Investoren bereits gemacht. Sie ließen den Verkehr untersuchen. "Hierbei haben wir die Aussage erhalten, dass es keine negativen Auswirkungen auf die verkehrlichen Knotenpunkte in der Umgebung geben wird", heißt es von den Verantwortlichen. "Alle Verkehre können zukünftig leistungsfähig abgewickelt werden und die Verkehrsqualität wird sich kaum verändern." Die Bergmannstraße sei in der Lage, auch das künftige Mehr an Verkehr zu bewältigen.

Analyse auf städtische Empfehlung

Empfohlen, den Verkehr dort zu analysieren, hat die Stadt Bad Kissingen . Verantwortlich dafür ist das Büro R+T, das derzeit ebenfalls eine Verkehrsentwicklungsplanung für die Kurstadt an der Saale erarbeitet. "Mit diesem Büro steht die Stadt Bad Kissingen - hier insbesondere das Referat Stadtplanung und Hochbau - zu allen Themen in engem Austausch", teilt Christine Schwind, die städtische Bauamtsleiterin, mit. Im Rahmen der noch zu erstellenden Bauleitplanung prüfen laut ihr zudem noch die Träger öffentlicher Belange - insbesondere die Untere Immissionsschutzbehörde - die Verkehrssituation.

 
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  • f. p.
    Man könnte doch noch ein Einkaufszentrum für die neuen Bewohner hinzubauen und für die auch noch dort einkaufen wollen, zusätzlich noch ein schönes Parkhaus mit Penthouse. Das ist ja jetzt Pflicht in KG. Also ehrlich, das muss dort doch noch reinpassen, sonst bleibt ja zu viel zu viel Grün übrig.

    Bad Kissingen war eine schöne großzügige Stadt. Alte Bilder von der Aussichtplattform unterhalb vom Ludwigsturm zeigen vor 12 Jahre einen schönen Ort. Heute überall Häuser und wenig grün. Ich finde Innenstadtpolitik für gefährlich. In der Fußgängerzone gibt es fast keine Bänke mehr. Früher waren am Marktplatz sechs Bänke. Alle wurden abgebaut. Hauptsächlich für die Gastronomie, was in Ordnung geht. Aber man sollte den Bereich nicht zupflastern mit Tischen und wenn doch, dann bitte auch die Bänke wieder hin, wo man in Ruhe eine Eis, eine Kippe oder eine Bratwurst in Ruhe essen kann oder einfach nur mal unterhalten.
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