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Reiterswiesen
Rocking Reiterswiesen
Bei der Fidelia gibt's nicht nur viel Bein und urige Ritter, jetzt rocken auch Senioren und wilde Ladies den Krone Saal.
Bei der wilden  Rockshow der Prinzengarde von Reiterswiesen hielt es niemanden mehr auf dem Stuhl. Werner Vogel       -  Bei der wilden  Rockshow der Prinzengarde von Reiterswiesen hielt es niemanden mehr auf dem Stuhl. Werner Vogel
| Bei der wilden Rockshow der Prinzengarde von Reiterswiesen hielt es niemanden mehr auf dem Stuhl. Werner Vogel
Werner Vogel
 |  aktualisiert: 19.08.2022 02:46 Uhr
Gegen Mitternacht wird es noch mal laut im Krone Saal. Sehr laut. Mit einer wilden Performance jagen Rockladies und Punks über die Tische und durch den Saal. Da hält es das Publikum nicht mehr auf den Stühlen, wird eine wildeParty gefeiert. Die Rockband "Queen" lebt: "We will rock you", schallt es aus den Boxen und "Radio Gaga".

Der Saal brüllt und klatscht den Rhythmus mit, während auf der Bühne die Darsteller die Beine hochwerfen und die Haare fliegen lassen. Die Prinzengarde, das Flaggschiff der Fidelia, mal wieder in Hochform. Da werden die "Nach 68er" wieder jung und schwärmen von ihren wilden Zeiten in den Discos von Ebenhausen, Premich oder Zahlbach. Das waren noch Zeiten! Faszinierend, was Steffi Karch, Anja Ehrenberg und Caroline Bauer, die Trainerinnen und das Styling- und Visagistenteam, da auf die Bretter gestellt haben.


Trinkfeste Ritter

Früher trieben die "Ritter von der Bodenlaube" ihr Unwesen in Reiterswiesen. Mit denen hätte es Otto von Botenlauben nicht mal bis ins Stadtschloss nach "Kizziche" geschafft, geschweige denn bis ins Heilige Land. Erste Einkehr in der "Krone", dann in die "Eintracht", am Fuß der Burg zum Lindenwirt und spätestens nach dem Cafe Ballinghain hätten sie nicht mehr laufen können. "Ja so woarn's die oidn Zeiten" als es in Reitsch'wiese noch etliche Gasthäuser für trinkfeste Ritter gab. Davon träumen die Jungs mit den furchterregenden Waffen auf der Bühne noch heute, musste man zumindest den Eindruck haben, denn ohne Bier wollten sie partout nicht von der Bühne.

Zuvor hatten sie das Dorf- und Stadtgeschehen mit frechen Sprüchen und Droh-Gebärden mit Morgenstern und Spieß glossiert. Auch wenn da mancher Reim in den struppigen Bärten hängen bleibt, die wüste Erscheinung, die Musiker und das vom Saal mitgesungene "Ja so woarn's..." richten alles. Immerhin bekamen die Stadträte einiges zu hören. Bei Burgstraße, Steigenberger und dem schiefen Weihnachtsbaum von Reiterswiesen war das Publikum heftig klatschend auf der Seite der Ritter.


"Wir wollen was erleben..."

Dabei hatte die Prunksitzung der Fidelia so nett angefangen: Erst der Einzug mit der attraktiven Prinzessin Jennifer I. - diesmal in Nachtblau- dann der Helene Fischer Hit von Karina Ostertag: "Herzbeben - lass uns leben, wir wollen was erleben" heißt es da, und das ist dann schon das Motto für die Prunksitzung der Reiterswiesener Narren.

Dann freuen sich nicht nur die Mamas über die Minigarde, die als goldige Affenbande über die Bühne wuselt, und schließlich kündet Vorsitzender Matthias Bühner, der sich mit der Prinzessin und Alexander Pusch die Moderation teilt, weitere närrische Kids an. Die sind kaum der Kita entwachsen, aber Lois, Isabell, Lorenz und Manuel haben an der Bushaltestelle schon kesse Sprüche auf den Lippen, bringen die Eisheiligen aber mit Langnese, Schöller und Möwenpick in Verbindung.

Frisch, fetzig und gekonnt der Gardetanz der "Blauen Husaren" und die Linsenspitzergarde startet, akkurat gekleidet, den Flug 0971 der Air Fidelia von irgendwo nach Reitsch'wiese. Höhenflüge waren dann auch beim Gardetanz der Prinzengarde zu bewundern, neben exakten Schritten mit langen Beinen, wippenden Röckchen und schwingenden Federn am Hut.

Flinke Schritte, Sprünge, vielfacher Spagat: Tanzmariechen Christina Kiesel wirbelt nur so über die Bühne. Statt "Das bisschen Haushalt" zu erledigen, feiern und tanzen die Blauen Husaren lieber. Erst als züchtige Hausfrauen, dann als Feierbiester


Seniorenresidenz Krone

Es soll nicht verschwiegen werden, dass es dazwischen auch durchaus - sagen wir mal deftiger - zuging. Zum Beispiel, als Björn Schönwiesner über die Wehleidigkeit des starken Geschlechts referierte und das "dramatische Ausmaß seines Schnupfens" erklärte, ein Thema, das auch Sebastian und Wulf als Experten für die Apothekenumschau aufgriffen. Auch Lisa Bühner als Pechvogel hatte es mit dem Kranksein, als im "Eli" der Blinddarm statt der Mandeln entfernt wurde. Was die Showgruppe um Wolfgang Hertlein dann in der Seniorenresidenz Krone beim abendlichen Apell ein- und auspackten, das trieb den Besuchern buchstäblich die Lachtränen in die Augen. Zum Glück war in der Bettpfanne, dessen Inhalt ins Publikum geschüttet wurde, doch nur Konfetti.


Könnte fast von Loriot sein

Aber dann kamen Hermann und Mathilde, (Klaus Bollwein und Birgit Schreiber) die ihrem ausgezeichneten Ruf auch in Reiterswiesen gerecht wurden. Schauspielerische Glanzleistungen, witzige Texte und Lieder zum Mitsingen sind ihr Markenzeichen. Diesmal logierten sie in Hamburg, in einem Hotel: "Beliebt bei jungen Damen und älteren Herren" und "die Mädchen nichts an, aber viel dran". Die Szenen erinnern irgendwie an Loriot, und beim Schlager "Eine neue Liebe" steht der ganze Saal. Kaum hatten sich wieder alle gesetzt, standen sie schon wieder klatschend auf, um der zum Schluss der Rockshow der Prinzengarde zuzujubeln.
 
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