Sonne, Staub, Regen, Schlamm. Bei der „Lutzi“ in Rottershausen herrschte Festivalwetter pur. „Es ist hammergeil hier, ich finde solche kleinen Festivals mittlerweile besser als die ganz Großen wie Rock im Park“, sagt Lukas Winefeld. Er hat dieses Jahr zum ersten Mal das Rottershäuser Kult-Open-Air besucht.
Vorbildlich umgesetzt
Dass ein Run auf kleine Festivals existiert, weiß auch Christian Stahl. Der 33-Jährige ist Mitorganisator der „Lutzi“. „Wir haben uns zwar schon wieder vergrößert, haben aber am Samstag festgestellt, dass das immer noch nicht reicht.“ Der Zeltplatz sei förmlich aus allen Nähten geplatzt. Deshalb haben sich die Veranstalter mit einem Anrainer abgesprochen, der kurzfristig eine weitere Fläche für das Festival zur Verfügung stellte. Der gestiegene Platzbedarf war jedoch nicht die einzige Herausforderung an die Veranstalter. „Die Sicherheitsbestimmungen werden auch nicht weniger und einfacher“, betont Christian Stahl.
Dass die Veranstalter trotz der hohen Auflagen vorbildlich für Sicherheit gesorgt haben, bestätigt Christian Pörtner, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Bad Kissingen. „Das Festival lief friedlich für die Größe ab“, sagt er.
Und lobt damit die Organisatoren. „Das war kein Zufall: Vorab hatte es Gespräche über die Sicherheit gegeben. Die Beamten vor Ort hatten auch deshalb nur wenige Einsätze, es gab zwei bis drei Handydiebstähle und eine Rangelei“, führt er aus. Und: „Man kann die Organisatoren und Mithelfer nur loben, das ist eine enorme Leistung“.
Im Wochenendbericht der Polizei taucht nur eine Meldung zum Festival auf: Zwei stark alkoholisierte junge Männer stritten sich. Während der eine weiter feierte, ließ der andere die Polizei holen. Die Beamten konnten den Ablauf allerdings nicht klären – auch weil der Mann mehr als zwei Promille Alkohol im Blut hatte.
Wetter hat mitgespielt
Auch die Veranstalter können zufrieden mit der neunten Auflage des Festivals sein. „Das Wichtigste war ja das Wetter – das hat Gott sei Dank noch die Kurve gekriegt am Samstagabend“, sagt Christian Stahl. „Wir können froh sein, dass es aufgehört hat zu regnen und wir keinen Auftritt abbrechen mussten.“ Derweil trockneten die Lutzi-Organisatoren mit Wischmopp den Bühnenboden. Gut 200 Helfer sorgten für einen reibungslosen Ablauf. Ein besonderes Highlight des „Lutzi“-Festivals war das Freestyle-Battle, das zum zweiten Mal stattfand. Hier rappten zwei Kontrahenten gegeneinander. Eine Jury und das Publikum entschieden über den Sieger. Der Gewinner war Giuseppe Collerone.
Der gebürtige Italiener, der in der Szene unter dem Namen „Gusy“ bekannt ist, kommt aus Baden-Württemberg und hat bereits 2017 das Freestyle-Battle für sich entschieden.
Beim Blick auf das Programm wird schnell klar, dass die „Lutzi“ ihren Radius von Jahr zu Jahr erweitert hat. Das wohl stärkste Zugpferd der diesjährigen Auflage des Festivals waren neben „Kellerkommando“ und „Montreal“ die Schweden von „Royal Republic“. „An manchen Bands sind wir lange dran, bis wir sie kriegen“, erläutert Mitorganisator Klaus Schmitt. Allerdings sei es noch zu früh, um sich Gedanken über die Bands für die zehnte Auflage 2019 zu machen. „Wir bauen jetzt erst mal alles ab. Danach geht's normal weiter mit der Arbeit“, gibt Christian Stahl einen Ausblick.
Beim Rückblick auf den Freitag, als um 17.45 Uhr die Bauzäune am Bühnengelände geöffnet wurden, hatte die „Lutzi“ auf dem Sportgelände schon gut Fahrt aufgenommen. Auf dem Zeltplatz wurde bereits seit dem Vormittag Party gefeiert. Die Parkplatzeinweiser hatten alle Hände voll zu tun, auch weil es heuer einige Neuerungen auf dem Festival gab. Eine davon war das Parkverbot auf dem Campingplatz. „Wir haben mehr Platz gebraucht, schon im letzten Jahr war der Campground zu klein“, erklärt Mit-Organisator Christian Stahl.
Zelt an Zelt
Schon bald stand Zelt an Zelt. Zügig bildeten sich innerhalb von wenigen Stunden Grüppchen aus unterschiedlichen Camps, die gemeinsam feierten und lachten. Manche stimmten sich schon auf den Headliner von Freitag ein: „Montreal“.
Die Band aus Hamburg musste die Menge nicht zum Feiern motivieren – das hatten die Vorbands erledigt. „Smile and Burn“ schafften es bereits im Soundcheck, die Massen zum Pogen zu animieren. Doch nicht nur vor der Bühne ging die „Lutzi“ ab: In der E-Box brachte die Künstlerin Anna Reusch die Wände zum Wackeln.
Bis in die frühen Morgenstunden wurde bei der „Lutzi“ gefeiert – ob auf dem Zeltplatz oder vor den Bühnen; und dann sogar ganz traditionell mit der Spirken-Blasmusik.