Wer war Verdi? Oder vielmehr: War wer Verdi? Gab es ihn, den genialen Opernschmied? Oder ist er nicht vielmehr ein Hirngespinst von Musikhistorikern und -wissenschaftlern? Puppenspieler und Opernexperte Thomas Glasmeyer geht anhand des " Rigoletto " künstlerisch humorvoll diesen Fragen nach und führt das Ergebnis am Samstag 12. Oktober, in der Galerie Form und Farbe auf.
Verdis Oper - wenn es denn seine ist - geriet nach Auftauchen ernstzunehmender neuer Quellen in den Brennpunkt musikhistorischen Interesses. War beispielsweise Rigoletto wirklich der bucklige Hofnarr des Herzogs von Mantua oder war er ein New Yorker Pizzabäcker? War seine Tochter tatsächlich in den Duce von Mantua verliebt oder doch in einen Bandleader, genannt The Duke?
Glasmeyer präsentiert als rühriger Meister der Verwandlung und Verstellung in zwei kontrastierenden Inszenierungen die Ergebnisse seiner "Forschungen", bei denen Freunde der ernsthaften Oper wie auch des leichteren Genres auf ihre Kosten kommen. Den Rahmen bildet eine fiktive Kultursendung. Wegen fehlender Sendezeit müssen dabei beide Inszenierungen parallel gesendet werden - die authentische klassische Variante um das Schicksal von Rigolettos Tochter und eine wesentlich fidelere Neuinszenierung im New York der frühen 20er Jahre mit Jazzmusiker Ken F. Johnedy und Rigoletto als italo-amerikanischem Pizzabäcker.
Keine leichte Aufgabe für Moderator, Intendant, Sänger, Reporter und Puppenspieler Glasmeyer. Kommentiert wird im O-Ton mit Wiener Schmäh von Marcel Prawy, der auch den Opernunkundigsten durch die zwar hochdramatische, doch völlig unkomplizierte Handlung führt. Dabei schlüpft Glasmeyer als singender, sprechender und puppenspielender Tausendsassa der Schauspielkunst in 15 verschiedene Rollen und scheut auch vor "Schaltungen" zu diversen Korrespondenten nicht zurück.
Die hanebüchene Handlung der Oper reize geradezu, sie zu persiflieren. Da müsse man gar nicht mehr viel machen, meint Glasmeyer und bringt die Geschichte von Liebe, Intrige, Mord, Rache, anderen Katastrophen und tragischen Verwicklungen auf die Bühne - mit italienischen Arien, Feinsinn, Witz und einfühlsamem, mit Situationskomik gespicktem Spiel, bei dem er nebenbei schelmisch und satirisch das kommerzielle Fernsehen angreift.
Glasmeyer feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bühnenjubiläum. Das umfangreiche Repertoire seines "Piccolo teatro espresso" steht in der Tradition des italienischen Musiktheaters, der "Commedia dell'arte". Er war in der Galerie schon mehrmals zu Gast und sorgt regelmäßig für ein volles Haus. Mit einer Unmenge an Requisiten und Puppen, die er mit viel Witz und Liebe zum Detail selbst kreiert und baut, ist er auf der Bühne ständig in Aktion und beherrscht scheinbar mühelos jeglichen Dialekt- und Akzentwechsel.
Als kongenialer Partner begleitet ihn der Würzburger Pianist und Komponist Helge Barabas. Wegen der Finanzkrise könne sich die kleine Oper kein Orchester leisten, so Glasmeyer. Barabas spüre ebenfalls gerne musikhistorischen Themen auf unorthodoxe Weise nach, und so lag eine Zusammenarbeit nahe. Er gilt als Meister der Improvisation am Piano, mit ausgefeilter Technik und der Gabe, mit seiner Musik Bilder zu malen. Das - fragliche - Verdische Original wie auch die moderne Musical-Variante hat er neu arrangiert.
Karten für dieses skurrile Opernerlebnis am Samstag 12. Oktober, in der Galerie Form und Farbe gibt es im Vorverkauf in Hohmannns Manufactur und in der Buchhandlung Ute von Landenberg, falls Karten übrig sind an der Abendkasse. Die Vorstellung beginnt um 19.30 Uhr.