Lüften ist wichtig, das weiß jeder. Doch im Spätherbst oder Winter ist das gar nicht so einfach. Die "schöne Wärme" in der Wohnung will manch einer nicht aufgeben, die kalte Luft zieht - und außerdem regnet es ja draußen. Doch gerade jetzt ist richtiges Lüften umso wichtiger, um Schimmelbildung zu verhindern. Die Feuchtigkeit durch Kochen, Duschen, Wäschetrocknen oder einfach Ausatmen muss nach draußen. Sonst lagert sie sich als Tauwasser an den kältesten Stellen des Hauses ab - ein idealer Nährboden für Schimmel.
Mehrmals sämtliche Fenster auf
Richtiges Lüften heißt zuallererst: mindestens zweimal am Tag die Fenster aufmachen. Nach dem Duschen oder Kochen zusätzlich lüften. Dabei ist es entscheidend, dass ein effektiver Luftaustausch stattfinden kann. Vom Kippen der Fenster sollten die Bewohner dabei absehen:
Bis das Zimmer wieder voll frischer Luft ist, vergeht viel Zeit. Zudem kühlen währenddessen die Wände aus. Bei fünf Minuten Stoßlüften tauscht sich die Luft schnell komplett aus, ohne dass die Wände dabei auskühlen und wieder aufgeheizt werden müssen.
Schimmelspuren durch Kippen
Die Immobiliengutachterin Silvia Schneider mit ihrem Büro in Bad Kissingen sagt: "Vom Kippen würde ich grundsätzlich abraten." Neben dem fehlenden Luftaustausch sieht sie ein weiteres Problem: "Die feuchte warme Luft zieht an dem kalten Bauteil oberhalb des Fensters vorbei." Der sich dadurch bildende Schimmel sei als schwarze Schlieren über Fenstern von außen zu beobachten.
Sinnvoll dagegen ist regelmäßiges kurzes Stoßlüften. Dazu sollte man die Fenster für fünf bis zehn Minuten vollständig aufmachen. Effektiver Luftaustausch wird dabei am besten mit Querlüften der Räume erreicht. Dies geschieht, wenn die Fenster (und die Raumtüren) in gegenüberliegenden Räumen gleichzeitig geöffnet sind.
Das richtige Heizen
Um keine Energie zu verschwenden , sollten während der kurzen Stoßlüftphase die Thermostatventile an den Heizkörpern geschlossen sein - also auf Null stehen. Sonst laufen sie auf vollen Touren. Denn: Die Zahlen auf dem Heizungsregler stehen für eine bestimmte Gradzahl, die das Thermostat zu halten versucht. Anschließend Fenster schließen und wieder aufdrehen.
Bewohner sollten ihre Räume zudem kontinuierlich heizen und nicht auskühlen lassen. Falls beispielsweise ein Abstellraum nicht geheizt werden soll, gibt Silvia Schneider den Tipp: "Bei unbeheizten Räumen sollte die Tür zu sein." Zum einen, um ihn nicht durch andere Räume mitzuheizen und zum anderen, weil warme feuchte Luft automatisch an die kälteste Stelle ziehe.
Um Luftzirkulation nicht zu unterbinden, sollten an den Außenwänden die Möbelstücke ungefähr fünf Zentimeter Abstand zur Wand haben.
Luftfeuchtigkeit im Auge behalten
Problematisch wird es im Winter , wenn Wäsche in den Räumen getrocknet wird. Spätestens dann muss unbedingt mehrmals täglich stoßgelüftet werden, um die zusätzliche Feuchtigkeit in der Wohnung nach draußen zu bekommen. Ein Alarmzeichen sind Wassertropfen innen an den Fensterscheiben.
Am besten kann die Luftfeuchtigkeit in der Wohnung mit einem Hygrometer gemessen werden. Dieses kleine Gerät ist günstig, lässt sich leicht irgendwo platzieren und zeigt stets an, ob ein Lüften zwingend notwendig ist. Empfehlenswert sind hier Kombigeräte mit Feuchte- und Temperaturmessung . Beide Werte zu wissen ist wichtig, da die Höhe der zu tolerierenden Luftfeuchte von der Temperatur abhängt.
Silvia Schneider sagt: "Ab 70 Prozent wird es kritisch. Gut ist es, wenn die Luftfeuchtigkeit nicht über 55 Prozent geht." Eine sinnvolle Ergänzung gegen feuchte Luft ist ein Luftentfeuchter mit Calciumchlorid-Granulat. In einen Beutel gefüllt bindet es das Wasser aus der Luft und lässt es durch ein Gitter abtropfen.
Ein Merkblatt zum Thema Heizen und Lüften mit allen wichtigen Punkten gibt es beispielsweise von BVS Sachverständige.
Artikel von Ellen Mützel und Matthias Litzlfelder