
Die Rhöner Hausmacherwurst von Anton Gerlach (65) ist ein echter Verkaufsschlager in Kanada. Im April reiste er zu seinem Bruder Oswald Gerlach (64) nach Edmonton, der Hauptstadt der kanadischen Provinz Alberta, die eine deutsche Gemeinde und einen deutsch-kanadischen Kulturverein beheimatet.
Mit im Gepäck hatte Anton Gerlach, der meist nur Toni genannt wird und aktuell in Hammelburg lebt, nicht nur seine Rezepte für Rhöner Wurstspezialitäten, sondern auch Gewürze, Därme und zahlreiche Plakate, um seine Produkte und die dazugehörigen Veranstaltungen zu bewerben. „Natürlich mit bayerischer Raute“, lacht er. „Die Därme hätte ich gar nicht mitnehmen dürfen, das habe ich aber erst in Kanada erfahren. Zum Glück wurde ich nicht erwischt. Schwamm drüber.“
Bayerisches Büfett in Kanada
Ein halbes Jahr verbrachte Anton Gerlach in Kanada und gründete gemeinsam mit seinem Bruder im deutsch-kanadischen Kulturverein „Gerlachs Rhöner Bratwurst Metzgerei “. Die Produktion findet in der Club-Küche statt, und der Verkauf erfolgt freitags, samstags und sonntags direkt im Kulturverein.
Dieses Arrangement ist genauso unkompliziert und hemdsärmelig wie Anton Gerlach, der seine Leidenschaft für gute Wurst gerne mit anderen Menschen teilt. Schnell gerät er sind Schwärmen, wenn er von Kanada erzählt und der Begeisterung der Kanadier am Büfett.

Entsprechend hoch war der Zulauf bei den unterschiedlichen Veranstaltungen, die die Gerlach-Brüder organisieren: wie etwa Spanferkelessen, bayerisches Büfett und ein Rhöner Schlachtfest mit Kesselfleisch. Beim bayerischen Büfett wurde üppig aufgetischt: Krustenbraten, Lammhaxe, Zwiebelrostbraten, Spießbraten, Weißwürste und vieles mehr.

Auch Veranstaltungen mit Brotzeitcharakter gab es, mit Leckereien wie Blut- und Leberwurst, Schwartenmagen und Käsebeißern, die das Herz eines Fleischliebhabers höherschlagen ließen. Die Events wurden mit dem Slogan beworben: „Hier kocht ein original bayerischer Koch.“
Eine Leidenschaft für Kanada
Die Gerlachbrüder stammen aus Poppenroth, sind in einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen. Oswald Gerlach erlernte das Malerhandwerk. „Schon als junger Mann wollte er in die Ferne ziehen, er hatte jahrelang eine Kanadaflagge im Auto“, erinnert sich Anton Gerlach. Vor 18 Jahren kehrte Oswald Gerlach dann der Heimat den Rücken und wanderte nach Kanada aus. Dort betreibt er heute ein Malergeschäft.

Die Gerlach-Brüder stammen aus Poppenroth und wuchsen auf einem landwirtschaftlichen Betrieb auf. Oswald Gerlach lernte das Malerhandwerk und träumte schon in jungen Jahren davon, die Heimat zu verlassen. „Schon als junger Mann wollte er in die Ferne ziehen, er hatte jahrelang eine Kanadaflagge im Auto“, erinnert sich Anton Gerlach. Vor 18 Jahren wanderte Oswald Gerlach schließlich nach Kanada aus und betreibt dort ein Malergeschäft.
Anton Gerlach absolvierte in Poppenroth eine Metzgerlehre und erhielt während seiner Zeit bei der Bundeswehr eine Zusatzausbildung zum Koch. Es folgten Stationen in verschiedenen Metzgereien , unter anderem in Bodenmais, Ramsthal, Rannungen, Burkardroth und Bad Bocklet und früher führte er sogar Hausschlachtungen durch.
Wurst und Musik
34 Jahre lang betrieb Anton Gerlach die „Alte Brauerei “ in Aura, wo er als Koch arbeitete, einen Partyservice anbot und seine eigenen Wurstspezialitäten herstellte. Neben seiner kulinarischen Tätigkeit war Gerlach auch für sein musikalisches Talent bekannt und spielte viele Jahre bei den Bergmusikanten aus Waldfenster Schlagzeug und Teufelsgeige.

Diese Leidenschaft nahm er auch nach Kanada mit, ebenso wie seine Liederbücher. „Vor Ort haben mein Bruder und ich eine Teufelsgeige gebaut“, berichtet er. „Wie die Leidenschaft zur Wurst, so auch zur Musik.“ In Kanada traten die Gerlach-Brüder als die „Holzplatz-Musikanten“ auf.
Die Tiere kommen von den Ranchern
Schon lange wollte Anton Gerlach seinen Bruder in Kanada besuchen, in diesem Jahr war es endlich so weit. Zusammen setzten sie ihren Plan einer Rhöner Metzgerei in Kanada um. Noch vor seiner Ankunft hatte Oswald Gerlach alles organisiert, darunter die Nutzung der Küche im deutsch-kanadischen Klub und die Zusammenarbeit mit Ranchern aus der Region, die Schweine, Bisons und Pferde lieferten. „Pferde, die zum Viehtreiben oder Sport nicht mehr gebraucht werden, kommen in Kanada in die Wurst.“
„Wir haben Bratwurst aus Bison- und Pferdefleisch gemacht“, erzählt er weiter. „Die Tiere stammen direkt von den Ranchern, und die Schlachtung fand vor Ort statt.“ Wobei auch das Schlachten auf einer Ranch ein Abenteuer für sich und keinesfalls mit europäischen Maßstäben vergleichbar sei.
Bratwürste mit regionalem Touch

Bratwürste sind besondere Spezialitäten ihrer Metzgerei . Deren Namen erinnern an Anton Gerlachs berufliche Stationen: Poppenröther Käsebeißer, Waldfensterer Gebirgs-Bratwürste, Waldberger Kracker, Möchtegern-Tiroler, Ramsthaler Winzerbratwurst, Auras Rachmacher, Wittershäuser Feuerwehrwurst und Gerlachs Lauchweißwurst. Verschiedene Gewürzmischungen bringen den feinen Unterschied.
Wie beliebt die Rhöner Wurstspezialitäten sind, zeigte sich schnell. „Die Leute stürzen sich darauf und freuen sich auf jedes neue Fest“, berichtet Anton Gerlach. Die Veranstaltungen im deutsch-kanadischen Kulturverein sind zünftig, mit „German Folk Dancing“ der „Bavarian Schuhplattlers“, komplett mit Lederhosen und Dirndln. „Da sind sie sehr stolz drauf“, erzählt Gerlach. Er selbst trägt gerne Cowboyhut, sagt aber auch zum bayerischen Trachtenhut nicht nein, wenn er am Büfett steht oder gemeinsam mit dem Bruder Rhöner Liedgut zum besten gibt.
Lagerfeuer und schwarzer Kaffee

Zu seinem Aufenthalt in Kanada gehörten auch Ausflüge, darunter in die kanadischen Rocky Mountains. Unnvergessen bleibt die Teilnahme an einem Viehtrieb. „Das war wie in einem Western, mit Lagerfeuer, schwarzem Kaffee und draußen schlafen. Wir waren gut 50 Cowboys.“

Seit rund 14 Tagen ist Gerlach wieder in Deutschland. „Mein Ziel ist es, so bald wie möglich wieder zurück nach Kanada zu gehen.“ Auswandern möchte er allerdings nicht.
Während seiner Abwesenheit in Kanada läuft die Produktion und der Verkauf der Rhöner Wurstwaren weiter. „Ich habe einen Metzger aus Leipzig mit meinen Rezepten vertraut gemacht, und ein polnischer Metzger räuchert uns die Schinken und Würste. Den Verkauf im Club organisiert mein Bruder.“