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Bad Brückenau
Rhönallianz lotet Fördermöglichkeiten aus
Keine Einleitungen aus Kläranlagen in der Sinn: Diese Idee hat die Rhönallianz nun Politikern vorgestellt. Allein können die Kommunen das nicht bezahlen.
Horst Steinhof, Leiter der Abwasserbeseitigung der Stadtwerke Bad Brückenau,  im neuen Labor der Kläranlage Trübenbrunn Foto: Ulrike Müller       -  Horst Steinhof, Leiter der Abwasserbeseitigung der Stadtwerke Bad Brückenau,  im neuen Labor der Kläranlage Trübenbrunn Foto: Ulrike Müller
| Horst Steinhof, Leiter der Abwasserbeseitigung der Stadtwerke Bad Brückenau, im neuen Labor der Kläranlage Trübenbrunn Foto: Ulrike Müller
Ulrike Müller
 |  aktualisiert: 18.08.2022 22:00 Uhr
Eigentlich hätte die Rhönallianz gerne alle drei Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis zu Besuch gehabt. Am Ende kam nur Sabine Dittmar (SPD). Dorothee Bär (CSU) sagte kurzfristig ab. Sie sei zu einem Termin mit der Kanzlerin geladen worden, erklärte Paul-Bernhard Wagner von Bärs Abgeordnetenbüro. Manuela Rottmann (Grüne) hatte schon länger signalisiert, an der Sondersitzung im Wildfleckener Rathaus aus terminlichen Gründen nicht teilnehmen zu können. Landrat Thomas Bold und Landtagsabgeordneter Sandro Kirchner (beide CSU) sowie Fachvertreter waren aber gekommen.

Drei Kläranlagen gibt es im Oberen Sinngrund, sie alle sind deutlich in die Jahre gekommen und müssten ersetzt werden. Die Kläranlage in Trübenbrunn, die die Stadtwerke Bad Brückenau betreiben, hätte das Potenzial, das gesamte Abwasser von Wildflecken bis Bad Brückenau zu behandeln, erklärte Allianzmanager Uwe Schmidt. So könnte der Wildbach Sinn weitgehend von Einleitungen frei gehalten werden. Eine Zusammenarbeit beim Klärschlamm schwebt den acht Allianzgemeinden ebenfalls vor.

Die Rhönallianz hat in einer Studie untersuchen lassen, ob ein gemeinsames Abwasserkonzept Sinn macht. Mehrere Möglichkeiten liegen auf dem Tisch, darunter der Anschluss der Gemeinden Wildflecken und Riedenberg ans Kanalnetz der Stadt Bad Brückenau. Doch die bestehende Kanäle könnten die Wassermassen wohl gar nicht fassen und so steht auch der Bau eines komplett neuen Kanals, der an Bad Brückenau vorbei bis nach Trübenbrunn führt, im Raum. Das Problem ist: Die ökologischste Variante - ob nun Anschluss oder ein eigener Kanal - ist auch die teuerste.


Mögliche Auswirkungen auf das Trinkwasser

Der Markt Wildflecken betreibt zwei Kläranlagen. Den Bau des Radwegs auf der Bahntrasse nutzt die Gemeinde dazu, gleich einen Kanal von Wildflecken nach Oberbach zu bauen. "Den brauchen wir sowieso", sagte Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWW), ob nun in Oberbach eine neue Kläranlage gebaut oder das Abwasser weiter sinnabwärts geleitet werde. Der Kanal kostet rund 1,3 Millionen Euro. Die dringlichste Frage aus Wildfleckener Sicht ist nun, ob der Kanalbau bei einer etwaigen Förderung berücksichtigt werden würde. Klar stellte sich Kleinhenz hinter die Idee einer möglichst einleitungsfreien Sinn.

Sein Riedenberger Kollege Roland Römmelt (CSU) betonte die Selbstständigkeit der kleinen Gemeinde. Die Kosten für eine eigene, neue Kläranlage seien für die Bürger machbar. Auch wenn er durchklingen ließ, die ökologische Variante durchaus zu unterstützen, sind für Römmelt noch etliche Fragen offen - wer die Kosten für den Unterhalt eines neuen Kanals trägt zum Beispiel oder auch die Frage nach dem Mitspracherecht.

Stadtwerke-Chef Michael Garhamer machte deutlich, dass im Fall des Anschlusses natürlich eine Regelung getroffen werden müsse, die das Mitspracherecht der Gemeinden sichert. Den Wert einer intakten Natur hob er besonders heraus, "was wir aber nicht beziffern können in Euro". Aus Sicht der Stadtwerke ist eine möglichst einleitungsfreie Sinn auch deshalb erstrebenswert, weil der Wildbach sehr nah an den drei Trinkwasserbrunnen in Römershag vorbeifließt. Durch das karstige Gestein sickere das Wasser der Sinn ins Grundwasser. Schadstoffe könnten so auch ins Trinkwasser gelangen, schilderte Garhamer.

Eine Zusammenarbeit beim Klärschlamm sieht übrigens Folgendes vor: Die Gemeinden Geroda, Motten, Oberleichtersbach und Schondra könnten ihren Klärschlamm nach Trübenbrunn bringen. Nur wenn genug Masse vorhanden sei, lohne sich der Neubau eines Faulturms, sagte der Stadtwerke-Chef. Mit der Energie könne ein Blockheizkraftwerk betrieben werden. Auch der Bau einer Verbrennungsanlage für den dann schon behandelten Klärschlamm sei denkbar.


Politiker können keine Förderzusagen machen

Die Vertreter des Gesundheitsamts, der Unteren Naturschutzbehörde, des Bundes Naturschutz und des Biosphärenreservats Rhön sprachen sich alle für eine zentrale Kläranlage in Trübenbrunn aus. Immer wieder kam die Sprache auch auf anthropogene Spurenstoffe wie Mikroplastik, Rückstände von Medikamenten oder multiresistente Keime. Die Fachleute gehen davon aus, dass sich die Bestimmungen für die Abwasserreinigung in naher Zukunft verschärfen. Es würde also mehr Sinn machen, das Abwasser an zentraler Stelle zu behandeln, als mehrere kleinere Kläranlagen später umständlich nachzurüsten.

Die Politiker reagierten interessiert, aber verhalten. Sabine Dittmar sah "bisher kein Projekt auf Bundesebene", bei dem ein solcher Modellversuch angesiedelt werden könnte. Sie verwies auf den Freistaat Bayern, wolle das Thema aber gerne mit nach Berlin nehmen - "ohne irgendeine Garantie". Sandro Kirchner sagte, das Thema Abwasser sei "keine exklusive Herausforderung" im Oberen Sinngrund. Zudem müsste ein klarer politischer Wille gezeigt und die Ziele des Projekts eindeutiger herausgearbeitet werden. Erst dann könne die Rhönallianz ihr Anliegen ans Ministerium herantragen.

Thomas Bold vertiefte diesen Aspekt. Ganz wichtig sei, dass klar sei, in welche Richtung die Rhönallianz grundsätzlich wolle. Auch die Bundeswehr - die Rhönkaserne leitet ihr Abwasser ins Wildfleckener Kanalnetz ein - sei ein wesentlicher Faktor in Bezug auf eine Förderung. Allianzmanager Uwe Schmidt machte das Dilemma der Gemeinden deutlich: Schon allein die weitere Planung in Auftrag zu geben, sei finanziell nicht machbar. Förderzusagen mit der Bedingung, das Projekt umzusetzen, seien wenig hilfreich, wenn eine tiefergehende Berechnung möglicherweise zu dem Ergebnis führe, dass die ganz große ökologische Lösung am Ende doch verworfen werde.

Die Beteiligten einigten sich darauf, eine noch ausstehende kleinere Berechnung abzuwarten. Dann möchte die Rhönallianz mit ihrer Idee ans bayerische Umweltministerium herantreten und um eine Sonderförderung bitten.


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