Nach ihrer Mitarbeit für das europäische Treffen der Biosphärenreservate in Antalya 2007 war Pokorny auch in die Vorbereitung des Weltkongresses in Madrid eingebunden. Von Rhöner Seite aus nahmen unter anderem noch die Leiter der bayerischen und thüringischen Verwaltungsstelle, Michael Geier und Karl-Friedrich Abe, teil.
In der Deklaration von Madrid sind im Wesentlichen die Aufgaben der Biosphärenreservate für die Zukunft formuliert. „Biosphärenreservate sollen vor allem nützlich sein; das heißt, sie sollen sich der nachhaltigen Entwicklung widmen“, erklärt Dr. Doris Pokorny. Dazu zählen der Kampf gegen den Klimawandel, die Eindämmung der wachsenden Verstädterung und der Erhalt von Arten und Lebensräumen.
Kulturtechniken erhalten
„Wenn wir davon sprechen, dass Biosphärenreservate nützlich für den Menschen sein sollen, dann meinen wir damit auch den Beitrag der Biosphärenreservate zum sauberen Wasser und zur sauberen Luft sowie zum Schutz des Bodens“, ergänzt Pokorny. Letztlich können Biosphärenreservate auch dazu beitragen, alte Kulturtechniken zu erhalten, die inzwischen verloren gehen.
„So eine alte Kulturtechnik ist die Imkerei. Bei uns in der Rhön sieht es damit noch recht gut aus, aber weltweit geht der Trend deutlich nach unten. Ein anderes Beispiel ist die Zubereitung einfacher Nahrungsmittel aus dem, was die Natur uns bietet – aus Feldfrüchten und Wildkräutern. Wir als Biosphärenreservat müssen dafür sorgen, dass Erfahrungen von Generationen und das damit verbundene Wissen nicht verschwinden.“
Der Aktionsplan von Madrid umfasst 31 Ziele und 62 Handlungsfelder. Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit in Biosphärenreservaten ist es, Partner für die Umsetzung der Projekte zu finden. „Auch in diesem Punkt sind wir in der Rhön schon ziemlich weit“, so die stellvertretende Leiterin der bayerischen Verwaltungsstelle. Das beste Beispiel für Partner des Biosphärenreservats Rhön seien die Betriebe, die offizieller Partnerbetrieb der Dachmarke Rhön sind.
Kernzonen wichtig
Innerhalb des Madrid-Aktionsplanes geht es auch um die Zonierung in den Biosphärenreservaten – also um die Einteilung des Territoriums in Kernzone, Pflegezone und Entwicklungszone. Den Sinn von Kern- und Pflegezonen müssen wir in Zukunft noch stärker kommunizieren“, meint Dr. Doris Pokorny. In deutschen Biosphärenreservaten müssen mindestens drei Prozent der Fläche auf die Kernzonen entfallen. Mit dieser Festlegung befindet sich Deutschland am untersten Level. In vielen anderen Ländern liegt diese Zahl deutlich im zweistelligen Bereich. Die Rhön kann das nationale Kriterium von drei Prozent momentan noch nicht erfüllen. „Da haben wir Nachholbedarf; das hat uns der Weltkongress in Madrid erneut gezeigt“, erklärt Dr. Doris Pokorny.
Erkenntnisse für Waldwirtschaft
„Aus unserer Sicht ist es wertvoll und wichtig, gewisse Ausschnitte aus der Kulturlandschaft einer natürlichen Entwicklung zu überlassen. Genau das ist das Anliegen der Kernzonen. Und man kann aus den Kernzonen heraus einen Profit für die Wirtschaftswälder ziehen, weil man durch wissenschaftliche Erkenntnisse die Waldwirtschaft den Gegebenheiten der Natur anpassen kann.“ Der dritte Weltkongress in Madrid bot darüber hinaus Biosphärenreservaten ein Podium zur Präsentation ihrer Gebiete. Dazu hatte Karl-Friedrich Abe sechs Poster mitgebracht, die das Biosphärenreservat Rhön und „Best Practices Projects“, wie die „Thüringer Rhönhutungen“, die Apelinitiative, das Grünlandprojekt oder das Projekt „Rhön im Fluss“ aufzeigten. „Der Kongress bot ein weiteres Mal eine gute Gelegenheit zur Vorstellung der Rhön im Weltnetz der Biosphärenreservate“, so Abe ein.