
Der Stolz - er steht Georg Heinz ins Gesicht geschrieben. Der "Göger", der Wetterhahn der katholischen Stadtpfarrkirche St. Bartholomäus, ist zurück in Bad Brückenau. Am Freitagmittag wurde er aus der Metallrestaurationswerkstatt Blaurock im südthüringischen Hinternah abgeholt: stattlich, goldglänzend, wie neu. Der Seniorchef des Mercedes-Autohauses in der Hammelburger Straße hat wesentlichen Anteil daran, dass es so ist. Aber wie geht es mit dem Göger und der maroden Kirchturmspitze von St. Bartholomäus weiter?
Schwingungen im Turmstuhl festgestellt
Rückblende: Anfang Oktober 2023 zog ein Kran mit langem Ausleger die Blicke der Bad Brückenauer auf sich. Große Kugel, Kreuz und Wetterhahn mussten vom oberen Zwiebelturm von St. Bartholomäus heruntergeholt werden. Schon seit Ostern desselben Jahres bis zum Stadtfest Ende Juni war der Bereich vor dem Haupteingang mit Trassierband abgesperrt. Der Grund: Die genannten Aufbauten drohten herunterzufallen. Experten hatten festgestellt, dass der Turmstuhl bedenklich ins Schwingen gerät, wenn das große Läutwerk mit seinen vier Glocken erklingt. Deswegen stand dieses über Monate still.

Die im Oktober 2023 abgenommene Turmkugel, das Kreuz und der "Göger" wurden zunächst zwischengelagert. Karlheinz Schmitt vom Kirchenvorstand machte damals klar, dass sich die katholische Kirchengemeinde eine Restaurierung oder gar Neuanschaffung des angerosteten Wetterhahns nicht würde leisten können. Vielleicht könne eine Spendenaktion helfen, mutmaßte der frühere CSU-Stadtrat und Leiter der Verwaltungsgemeinschaft Bad Brückenau.
Kugel, Kreuz und Hahn bei Blitzeinschlag schon abgebaut
Das Unglück verfolgte die Kirchengemeinde St. Bartholomäus indes weiter: Am 26. Juni 2024, gegen 23 Uhr, schlugen Blitze in die Kirchturmspitze ein; sie richteten weitere Schäden auch im Innern und sogar im benachbarten Pfarrheim an (wir berichteten). Kugel, Kreuz und Hahn waren da schon abgebaut.

Georg Heinz erfuhr - auch dank der Berichterstattung dieser Redaktion - von der misslichen Lage der Kirchengemeinde, speziell beim Wetterhahn. Schon beim Stadtfest Ende Juni 2024 traf der 79-Jährige eher zufällig Karlheinz Schmitt und sprach mit ihm. Am Rande des Sommerkonzerts des Bayerischen Kammerorchesters am 13. Juli sagte er dieser Redaktion: "Um den Göger, da kümmere ich mich."
Renovierungskomitee bildet sich
Gesagt, getan. Ein Renovierungskomitee, bestehend aus Heinz, Martin Prause, Thomas Spahn und Walter Löhmer, bildete sich. Als Verbindungsmann zur Kirchenverwaltung sollte Schmitt fungieren.
"Das Renovierungskomitee ist der Meinung, dass Bad Brückenau im Rahmen seiner Stadtentwicklung einen geschichtlichen Auftrag hat. In diesem Fall die Erhaltung der katholischen Stadtpfarrkirche in ihrer Gesamtheit. Und dies sowohl für die heutige Bevölkerung als auch für zukünftige Generationen", nennt Georg Heinz in einer Pressemitteilung die Motivation, tätig zu werden. Aus diesem Grunde habe man sich bereit erklärt, den organisatorischen Ablauf und die Kosten der Restaurierung von Wetterhahn, großer goldener Kugel und Turmkreuz zu übernehmen.
Hahn und Kugel wurden aufgearbeitet und neu vergoldet
Im August wurde der Wetterhahn zu dem Familienbetrieb in Südthüringen gebraucht. Dort wurde er komplett saniert und neu vergoldet, ebenso die große Kirchturmkugel. Auch die Helmstange wurde in ihren früheren kupfernen Zustand zurückversetzt. Um das Turmkreuz mit einer Länge von 3,70 Metern kümmerten sich die Bad Brückenauer Martin Prause und Thomas Spahn mit ihren Handwerksfirmen.

Über die genauen Kosten will Georg Heinz nicht sprechen. Er sagt nur: "Nach unserer Meinung war er eine preiswerte Lösung."
Turmzwiebel muss erst saniert werden
Bis Kugel, Kreuz und Hahn wieder auf den Kirchturm kommen, wird es aber noch einige Monate dauern. Denn erst müssen die Turmzwiebel saniert und die Blitzschäden beseitigt werden. Karlheinz Schmitt zufolge hat der von der Diözese Würzburg entsandte Architekt festgestellt, dass dafür ein 65 bis 70 Meter hohes Gerüst an der Kirche errichtet werden muss. "Witterungsbedingt kann das frühestens an Ostern, eher noch Richtung Weißen Sonntag geschehen." Das wäre dann der 27. April 2025.
Die Sanierungsarbeiten per Kran samt angehängter Arbeitsbühne ausführen zu lassen, sei zwar günstiger, aber arbeitsschutzrechtlich nicht mehr zulässig. Sobald die obere Turmzwiebel saniert sei, wolle man das noch stehende Gerüst nutzen, um auch Wetterhahn, Kreuz und Kugel draufzusetzen.
Restaurierte Stücke an Haus Klubertanz zu bewundern
Bis dahin hat das Renovierungskomitee beschlossen, die restaurierten Stücke der Bevölkerung jetzt schon zu zeigen und zwar im Ladengeschäft von Helene Klubertanz am Marktplatz. Seit Freitagmittag stehen Hahn und Kugel im Schaufenster sowie das Turmkreuz in einem Felsblock verankert vor Eingang des Geschäftes.

Wenn die Instandsetzung der Kirchturmspitze geschafft ist, stellt sich das Komitee ein Spendenfest vor. Ausdrücklich geladen sind dazu nicht nur Bad Brückenauer, sondern auch Bewohner der umliegenden Ortschaften. Rückblickend auf das Projekt sagt Georg Heinz: "Es hat uns sehr viel Spaß gemacht."