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Oerlenbach
Renter reaktivieren Schulwaldgarten: Alles bereit für junge Entdecker
Kleine und große Forscher können mit Reinhard Landgraf ab sofort im Schulwaldgarten wieder auf Erkundungstour gehen.
Reinhard Landgraf Foto: Carmen Schmitt       -  Reinhard Landgraf Foto: Carmen Schmitt
| Reinhard Landgraf Foto: Carmen Schmitt
Carmen Schmitt
 |  aktualisiert: 19.08.2022 11:10 Uhr
Die Sonne brennt auf die geschredderte Baumrinde. Der Rindenmulch unter den dicken Eichenbohlen duftet süßlich herb. Auf der neuen Bank sitzt Reinhard Landgraf. 64 Jahre, dunkelgrünes Käppi, grauer Vollbart. Der pensionierte Förster aus Rottershausen ist Hobby-Wissenschaftler, Waldliebhaber, Jäger, Großvater und bereit für den Ansturm. Geht es nach ihm, soll es auf der Lichtung im Oerlenbacher Gemeindewald bald wieder wie wild wuseln. Kinder sollen einen Ausflug in den reaktivierten Schulwaldgarten am besten immer in Erinnerung behalten, meint er.

Reinhard Landgraf lebt für den Wald. Seit 50 Jahren tummelt er sich im Gehölz, beschäftigt sich mit dem Ökosystem Wald. "Wenn man mal im Wald war, lässt der einen nicht mehr los", sagt er. Sein Anliegen: Kindern den Bezug zur Natur vermitteln. Und das im Idealfall durchs Begreifen: Rinde fühlen, über Blätter streichen, Bäume umarmen, barfuß laufen, das Wetter erleben. "Mit drei, vier Jahren sind sie am unerschrockensten", meint er.


Baum-Pfad erweitern

1977 übernahm Reinhard Landgraf als Revierleiter das Waldgebiet um Oerlenbach. Seitdem baute er den Schulwaldgarten auf. Neben den Beispiel-Bäumen zum Anfassen sind Schilder platziert, die die jeweiligen Arten erklären sollen. 35 Sorten stehen entlang eines Pfades, der sich auf einem knappen Kilometer durch den Wald schlängelt. 100 Bäume sollen es einmal werden, erzählt der ehemalige Förster. Exoten aus Nordamerika und Asien reihen sich an die Nachbarn aus heimischen Gefilden. Speierling, Ahorn und Eibe können Kinder entdecken. Auch dabei: ein Ginkgo als "lebendes Fossil". In der nächsten Kurve wächst eine knorrige Wildbirne. Sie ist mit Moos überwuchert, manche ihrer Äste sind abgebrochen. "Stehendes Totholz", das genauso zum Wald gehört, sagt Reinhard Landgraf.

Neben den Bäumen gehört ein "grünes Klassenzimmer" zum Schulwaldgarten. Mehrere Bänke sind auf der Lichtung aufgestellt. Auf Tafeln ist das Ökosystem Wald beschrieben und bebildert. Bis vor zwölf Jahren hatte Reinhard Landgraf das Areal immer weiter verfeinert. Dann wurde der Förster nach Bad Neustadt ins Forstwirtschaftsamt abberufen.

Im vergangenen Jahr wechselte Reinhard Landgraf in den Ruhestand. Seine Ruhe will der Rentner aber nicht. Ganz und gar nicht: Nachdem der Schulwaldgarten in den vergangenen Jahren geschlummert hat, soll er jetzt wieder aufleben.


Waldgarten aufgehübscht

Zu fünft hat die "Rentnertruppe", erzählt der 64-Jährige, das Areal reaktiviert. Gemeindearbeiter kümmerten sich darum, dass der Bewuchs zurechtgestutzt wurde, die Gemeinde Oerlenbach sponserte neue Schilder und schaffte die neuen Sitzgruppen aus Eichenholz an. Anlass für den Aufwand war ein Dorfwettbewerb, bei dem Rottershausen teilgenommen hatte. "Aber es wäre auch ohne gemacht worden", sagt Bürgermeister Franz Kuhn. Ein paar Tausend Euro lasse sich die Gemeinde im Jahr die Pflege des Schulwaldgartens kosten. Aus gutem Grund, meint Reinhard Landgraf. "Ohne die Natur können wir nicht leben und wir sind ein Teil der Natur." Das sollen seine Schützlinge verinnerlichen. Eine pädagogische Ausbildung brauche es dafür nicht.

"Man muss nur auf die Kinder eingehen können." Er selbst hat als kleiner Junge von seinem Opa gelernt, erzählt er. Ein abgestecktes Programm ist überflüssig. Er und seine Frau, mit der er die Waldentdecker-Führungen oft gestaltet, knüpfen an dem an, was die Kinder interessiert. "Die sehen oft Dinge, die wir gar nicht mehr sehen."

Kontakt Wer mit Reinhard Landgraf im Schulwaldgarten auf Entdeckertour gehen will, kann sich bei ihm melden unter Tel.: 09738/81 37 und 0171/2326221.
 
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