Bad Kissingen
Schulleiter des Kissinger Jack-Steinberger-Gymnasiums Frank Kubitza geht in Pension
Frank Kubitza im Gespräch über die Eigendynamik des Netzes, seine persönliche Laufbahn, Unterricht der Zukunft und seine Pläne für die Pension.
Geprägt vom Elternhaus und stets sozial aktiv: Frank Kubitza, der Schulleiter des Kissinger Jack-Steinberger-Gymnasiums geht nach diesem Schuljahr in Pension.
Sie waren seit 16 Jahren Rektor am Jack-Steinberger Gymnasium, wie kamen Sie zum Lehrerberuf?
Frank Kubitza: Schon mein Vater war Lehrer, ich stehe also gewissermaßen in einer Tradition. Während meiner Schulzeit habe ich mich sozial engagiert und dabei erste pädagogische Kompetenzen sammeln können. Ich war als Schülersprecher tätig und Sippenführer bei den christlichen Pfadfindern. Auch während meines Zivildienstes im Rhönkinderdorf St. Anton in Riedenberg lag mir das Soziale stets am Herzen. Später habe habe ich Freizeiten für geistig behinderte Kinder organisiert. Als ich in meinen Beruf startete, hatte ich also schon eine recht gute pädagogische Ausbildung genossen .
Ihre Laufbahn hatte aber noch andere Stationen, die mit dem Lehrerberuf nicht so viel zu tun hatten?
Das ist richtig. Als ich 14 war, habe ich in der Stadtbücherei gearbeitet. Daneben noch in der Schülerzeitung. An der Uni hatte ich eine Stelle als studentische Hilfskraft beim Projekt "ex quo". Wir haben lateinische Handschriften für eine wissenschaftliche Publikation gelesen. Später war ich auch beim Coburger Tageblatt für das Feuilleton zuständig. Seit 1997 bin ich Autor für Schulbücher. Bei mir treffen sich also zwei Zweige: der Wissenschaftliche und der Pädagogische.
Was gehört für Sie in zeitgemäßen Unterricht? Reicht es den Schülern Wissen im Frontalunterricht durch Tafel und Schulbuch zu vermitteln?
Nein, es muss mehr als Wissensvermittlung stattfinden. Ich habe das im Deutschunterricht gemerkt. Schreiben lernt man zwar durch Schreiben - aber die Schüler brauchen jemanden, der ihnen zeigt was ein guter Text ist. Deshalb ist es wichtig, nicht nur stur Aufsätze schreiben zu lassen, sondern den Jugendlichen auch Feedback zu geben. Außerdem sollten moderne Medien eingebunden werden.
Mit dem Begriff der modernen Medien haben Sie ein gutes Schlagwort gegeben. Aktuell ist die Digitalisierung in aller Munde. Wie verhalten sich Schulen in Zeiten von E-Books und Tablets?
Ich stehe dem Trend positiv gegenüber, wir haben in Bad Kissingen entsprechende Weichen gestellt. Wir haben beispielsweise Laptops, Dokumentenkameras und Bildschirme. Als Schulleiter habe ich häufig Unterrichtsbesuche machen müssen, ich habe keinen Lehrer gesehen, der sich der Technik verweigert hat. Die Nutzung moderner Medien macht den Unterricht lebendiger und greifbarer für die Schüler. Allerdings gibt es auch Dinge die einer genaueren Prüfung bedürfen - etwa Tablets.
Woran machen Sie ihre Kritik an Tablets fest?
Ich nutze privat selbst ein Tablet zum Lesen von E-Papers. Mir ist aufgefallen, dass sich auf Tablets eine andere Art des Lesens durchsetzt als in einem Buch. Man liest sprunghafter, wartet immer auf neue Informationsreize. Das macht den Einsatz von Tablets in der Schule für mich bedenklich: Die Schüler würden immer sprunghafter lesen, das vollständige - statarische - Lesen könnte mehr und mehr durch das oberflächliche Lesen verdrängt werden. Ich glaube nicht, dass Schulbücher so schnell Digital ersetzt werden. Bücher sind dauerhafter, Technik braucht unter anderem Wartung und veraltet. Das Wissen in den Büchern ist beständiger - gerade in Naturwissenschaften.
In Ihre Zeit als Schulleiter in Bad Kissingen fällt ein Beispiel, bei dem sich die Technik verselbstständigte: Ein Schüler verfasste einen Rap-Song, der viral ging und für Furore sorgte. Wie stehen Sie nach so einem Erlebnis zum Internet?
Da muss ich die Geschichte von Anfang an erzählen. Ein Schüler hat einen Song ins Internet gestellt, von dessen Text man hätte ausgehen können, dass meine Familie und ich in Gefahr sind. Nachts fiel der Entschluss, dass keine Gefahr für die Schüler drohte, und der Urheber verhaftet werden sollte. Für mich war ab da an alles erledigt, die Polizei hatte ja alles im Griff. Nach der Verhaftung des Rappers am nächsten Tag stellte sich heraus, dass er die Geschichte als "verspäteten Abistreich" gesehen hätte. Das Problem war, dass der Song im Internet weiter verbreitet wurde: Das Gerücht vom Amoklauf kam auf. Die Folge war, dass Eltern am nächsten Tag ihre Kinder aus der Schule abgeholt haben, teilweise das Telefonnetz der Schule zusammengebrochen ist und Chaos herrschte. Eine virtuelle Realität wurde also real. Es war faszinierend die Gefährlichkeit des Internets zu sehen.
Sozusagen wurde Ihre Schule Opfer von Fake-News?
Das kann man so sagen, ja. Wir versuchen unsere Schüler auf Gefahren des Netzes und Fake-News aufmerksam zu machen. Das habe ich auch in der diesjährigen Abi-Rede thematisiert. Das Gymnasium verwaltet ja das Erbe der Aufklärung: Wir halten uns an Kants Leitspruch "sapere aude!" - habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Dazu wollen wir unsere Schüler erziehen, Mut zu haben Kritik zu äußern und zu hinterfragen.
Haben Sie bereits Pläne für Ihre Pension?
Ich bin passionierter Fahrradfahrer, außerdem werde ich die Langhantel in meinem Lesezimmer öfters zur Hand nehmen. Außerdem werde ich viel Lesen und auch an den Schulbüchern weiterarbeiten, denn: Wer ein geistiges Leben hat, langweilt sich nicht.
Das Gespräch führte Johannes Schlereth
Sie waren seit 16 Jahren Rektor am Jack-Steinberger Gymnasium, wie kamen Sie zum Lehrerberuf?
Frank Kubitza: Schon mein Vater war Lehrer, ich stehe also gewissermaßen in einer Tradition. Während meiner Schulzeit habe ich mich sozial engagiert und dabei erste pädagogische Kompetenzen sammeln können. Ich war als Schülersprecher tätig und Sippenführer bei den christlichen Pfadfindern. Auch während meines Zivildienstes im Rhönkinderdorf St. Anton in Riedenberg lag mir das Soziale stets am Herzen. Später habe habe ich Freizeiten für geistig behinderte Kinder organisiert. Als ich in meinen Beruf startete, hatte ich also schon eine recht gute pädagogische Ausbildung genossen .
Ihre Laufbahn hatte aber noch andere Stationen, die mit dem Lehrerberuf nicht so viel zu tun hatten?
Das ist richtig. Als ich 14 war, habe ich in der Stadtbücherei gearbeitet. Daneben noch in der Schülerzeitung. An der Uni hatte ich eine Stelle als studentische Hilfskraft beim Projekt "ex quo". Wir haben lateinische Handschriften für eine wissenschaftliche Publikation gelesen. Später war ich auch beim Coburger Tageblatt für das Feuilleton zuständig. Seit 1997 bin ich Autor für Schulbücher. Bei mir treffen sich also zwei Zweige: der Wissenschaftliche und der Pädagogische.
Was gehört für Sie in zeitgemäßen Unterricht? Reicht es den Schülern Wissen im Frontalunterricht durch Tafel und Schulbuch zu vermitteln?
Nein, es muss mehr als Wissensvermittlung stattfinden. Ich habe das im Deutschunterricht gemerkt. Schreiben lernt man zwar durch Schreiben - aber die Schüler brauchen jemanden, der ihnen zeigt was ein guter Text ist. Deshalb ist es wichtig, nicht nur stur Aufsätze schreiben zu lassen, sondern den Jugendlichen auch Feedback zu geben. Außerdem sollten moderne Medien eingebunden werden.
Mit dem Begriff der modernen Medien haben Sie ein gutes Schlagwort gegeben. Aktuell ist die Digitalisierung in aller Munde. Wie verhalten sich Schulen in Zeiten von E-Books und Tablets?
Ich stehe dem Trend positiv gegenüber, wir haben in Bad Kissingen entsprechende Weichen gestellt. Wir haben beispielsweise Laptops, Dokumentenkameras und Bildschirme. Als Schulleiter habe ich häufig Unterrichtsbesuche machen müssen, ich habe keinen Lehrer gesehen, der sich der Technik verweigert hat. Die Nutzung moderner Medien macht den Unterricht lebendiger und greifbarer für die Schüler. Allerdings gibt es auch Dinge die einer genaueren Prüfung bedürfen - etwa Tablets.
Woran machen Sie ihre Kritik an Tablets fest?
Ich nutze privat selbst ein Tablet zum Lesen von E-Papers. Mir ist aufgefallen, dass sich auf Tablets eine andere Art des Lesens durchsetzt als in einem Buch. Man liest sprunghafter, wartet immer auf neue Informationsreize. Das macht den Einsatz von Tablets in der Schule für mich bedenklich: Die Schüler würden immer sprunghafter lesen, das vollständige - statarische - Lesen könnte mehr und mehr durch das oberflächliche Lesen verdrängt werden. Ich glaube nicht, dass Schulbücher so schnell Digital ersetzt werden. Bücher sind dauerhafter, Technik braucht unter anderem Wartung und veraltet. Das Wissen in den Büchern ist beständiger - gerade in Naturwissenschaften.
In Ihre Zeit als Schulleiter in Bad Kissingen fällt ein Beispiel, bei dem sich die Technik verselbstständigte: Ein Schüler verfasste einen Rap-Song, der viral ging und für Furore sorgte. Wie stehen Sie nach so einem Erlebnis zum Internet?
Da muss ich die Geschichte von Anfang an erzählen. Ein Schüler hat einen Song ins Internet gestellt, von dessen Text man hätte ausgehen können, dass meine Familie und ich in Gefahr sind. Nachts fiel der Entschluss, dass keine Gefahr für die Schüler drohte, und der Urheber verhaftet werden sollte. Für mich war ab da an alles erledigt, die Polizei hatte ja alles im Griff. Nach der Verhaftung des Rappers am nächsten Tag stellte sich heraus, dass er die Geschichte als "verspäteten Abistreich" gesehen hätte. Das Problem war, dass der Song im Internet weiter verbreitet wurde: Das Gerücht vom Amoklauf kam auf. Die Folge war, dass Eltern am nächsten Tag ihre Kinder aus der Schule abgeholt haben, teilweise das Telefonnetz der Schule zusammengebrochen ist und Chaos herrschte. Eine virtuelle Realität wurde also real. Es war faszinierend die Gefährlichkeit des Internets zu sehen.
Sozusagen wurde Ihre Schule Opfer von Fake-News?
Das kann man so sagen, ja. Wir versuchen unsere Schüler auf Gefahren des Netzes und Fake-News aufmerksam zu machen. Das habe ich auch in der diesjährigen Abi-Rede thematisiert. Das Gymnasium verwaltet ja das Erbe der Aufklärung: Wir halten uns an Kants Leitspruch "sapere aude!" - habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Dazu wollen wir unsere Schüler erziehen, Mut zu haben Kritik zu äußern und zu hinterfragen.
Haben Sie bereits Pläne für Ihre Pension?
Ich bin passionierter Fahrradfahrer, außerdem werde ich die Langhantel in meinem Lesezimmer öfters zur Hand nehmen. Außerdem werde ich viel Lesen und auch an den Schulbüchern weiterarbeiten, denn: Wer ein geistiges Leben hat, langweilt sich nicht.
Das Gespräch führte Johannes Schlereth
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