Der Schleifen-Hagel am Wochenende, von dem Ulrike Waldhofen spricht, ist kein neues Wetter-Phänomen am Kurstadt-Himmel. Denn dieser „Hagel“ wurde ausschließlich am Boden registriert – in Form großartiger Leistungen der Bad Kissinger Reitsportler beim traditionsreichen Rakoczy-Turnier in der Au. Schleifen sind die Medaillen des Reitsports, samt hohem Wiedererkennungswert. „Unsere Schleifen, die wir im Fachhandel bestellen, sind in ihren unterschiedlichen Farben eher traditionell gehalten. Und es freut mich ungemein, wie viele davon an unsere Reiterinnen gingen“, sagt die Vorsitzende des Reitervereins , die ungeachtet der Regenfälle am Freitag und Sonntag ein positives Fazit zieht: „Das war ein tolles, fantastisches Turnier mit einem von der Sonne verwöhnten Samstag. Trotz der teils massiven Niederschläge war der Parcours dank der vorbildlichen Präparierung bestens reitbar. Im Zeitplan gab es keine Verschiebungen.“
Gut und gerne 40 Helferinnen und Helfer hatte der Reiterverein an den drei Turniertagen im Einsatz und durfte sich zudem über die Unterstützung befreundeter Vereine freuen wie dem Golfclub, dem Lionsclub, der benachbarten Segelfluggemeinschaft oder von Seiten der Tennis-Abteilung des TSV Bad Kissingen , die im Vereinsheim Dusch-Möglichkeiten zur Verfügung stellte.
Top-Platzierungen auf dem Paradepferd
Zu den erfolgreichsten Sportlerinnen des RV Bad Kissingen gehört Diana Gleißner, die auf ihrem Paradepferd Cassandra Castella die beiden Springen der Klasse M* am Freitag und Samstag als jeweils Zweite beendete und beim Großen Preis von Bad Kissingen , einem M**-Springen mit Siegerrunde, hervorragende Sechste wurde. Vor über 1000 Zuschauern gewann hier Sabine Stein (RC Nürnberg) vor ihrer Vereinskollegin Nicoletta Müßig und Tanie Grepilloux. „Die Konkurrenz war vor allem am Sonntag sehr groß. Da kann man sich auch schon mal was von anderen Reitern abschauen. An den ersten beiden Tagen war mein Ziel, um den Sieg mitzuspringen. Beim Großen Preis wollte ich in diesem anspruchsvollen Parcours vor allem eine gute Runden zeigen, um mit mir und meinem Pferd zufrieden zu sein“, sagt die 22-Jährige, die in Erlangen Zahnmedizin studiert und ungeachtet anstehender Prüfungen bei ihrem Heimturnier nicht fehlen wollte. „Das Rakoczy-Turnier ist eines der schönsten Turniere und hat daher einen festen Platz im Kalender. Die Atmosphäre in der Au mit der Tribüne ist einzigartig und der Parcours immer toll präpariert“, sagt die amtierende fränkische Vizemeisterin bei den jungen Reitern . Dass die Bad Kissingerin auf den großen Werbe-Plakaten zu sehen war, war das i-Tüpfelchen für die RV-Sportlerin. „Dass der Vorstand mich dazu ausgesucht hatte, ist eine Ehre und macht mich schon stolz. Ich sehe darin aber auch Verantwortung dem Verein gegenüber.“
Zum prima Abschneiden der Lokalmatadoren trug auch Maja Kristin Waldhofen mit zwei Siegen in Stilspringprüfungen der Klasse A* und mehreren Top-Platzierungen bei. Je einmal siegten für den Reiterverein Maja Hofmann in einer Springprüfung der Klasse L (SC Bayern Tour), Lavinia Seufert sowie Julika Lipsius in ihren Stilspringprüfungen der Klasse E. Zwei zweite Plätze gab es für Hannah Niermann in Stilspringprüfungen der Klasse A*, einen dritten Platz für Louisa Stefan und ein vierter Platz für Helena Konior in einer Stilpringprüfung der Klasse E. Bemerkenswert war zudem der 5. Platz für Kim Müller in ihrer Springprüfung der Klasse M* (SC Bayern Tour). Weitere Platzierungen rundeten das starke Ergebnis ab. Für den RFV Sulzthal platziert waren Jasmin Paul (1.), Aniella Endres (2., 4.) und Evelyn Mai (3.). Der Fairplay-Preis der Spielbank Bad Kissingen ging an Carlotta Fettchenhauer für eine außergewöhnliche und vor allem mutige Aktion. Nachdem ein Pferd durchgegangen war, galoppierte die Reiterin vom PferdeSV Pausin (Brandenburg) hinterher und fing das geflüchtete Tier wieder ein.
Ein besonderes Turnier zum Jubiläum
Nicht am Start vom ausrichtenden Reiterverein war Martina Kohlhepp, die nach einem Sturz vor einigen Jahren nicht mehr auf Rasen geritten ist, aber nach wie vor Turniere auf Sand reitet und auch bei den Frankenmeisterschaften am Wochenende in Grafenrheinfeld am Start sein wird, zusammen mit Diana Gleißner. „Bislang war der Kopf im Weg, aber so langsam reizt es wieder, beim Rakoczy-Turnier dabei zu sein, zumal die Bedingungen richtig gut sind“, sagt das Vorstandsmitglied, das auf dem Richterturm organisatorisch eingebunden war, während der stellvertretende RV-Vorsitzende Marcus Lipsius als Sprecher durch das Turnier führte. Der Reitsport ist in der Familie Kohlhepp fest verankert. „Mein Urgroßvater hat 1926 den Reiterverein mitgegründet, daher will mein Vater Peter zum hundertjährigen Bestehen ein Gedächtnisspringen ausrufen, das wieder ein S-Springen sein soll“, sagt Martina Kohlhepp.
Dass beim RV Bad Kissingen auch neben dem Parcours gut und harmonisch gearbeitet wird, bewiesen nicht zuletzt die gut und gerne 20 Personen, die im Lauf des Montags, im Regen, beim Abbau mit anpackten – den Applaus des Publikums immer noch in den Ohren. Dass viele Hut tragen mögen als Reminiszenz an die guten alten Zeiten, hatte sich die Vorsitzende im Vorfeld gewünscht. „Und tatsächlich hatten sich Zuschauerinnen und Zuschauer bei den beiden Modistinnen vor Ort mit einer passenden Kopfbedeckung ausgestattet. Wir haben jetzt halt die Regenhüte auf“, lachte Ulrike Waldhofen am Montagmorgen, deren gute Laune auch die Tropfen-Kaskaden aus den grauen Wolken nicht trüben konnten.