So lange sich Herbert Seith aus Reichenbach zurück erinnern kann, haben ihn Weihnachtskrippen fasziniert. Schon als Bub hatte er sich am Schaufenster eines Geschäfts gegenüber der Münnerstädter Klosterkirche die Nase platt gedrückt, weil ihm dort ein Kripplein, gefertigt aus Gips, besonders gut gefallen hat. An Weihnachten stand es dann unterm Christbaum und wurde zum Auslöser einer Leidenschaft, die nun schon seit weit über sechs Jahrzehnten hält: das Schnitzen. Denn als Ergänzung zur neuen Familienkrippe nahm er 1953 das Schnitzmesser in die Hand und fertigte seine ersten beiden Figuren aus Holz. Beide hält er bis heute in Ehren und hat sie auch schon mehrfach nachgeschnitzt.
Sein damaliger Zeichenlehrer am Gymnasium, P. Emmeran Höcht, förderte das Talent des Buben und ließ ihn am Nachmittag in der Werkstatt schnitzen. Er gab kleinere Tipps. Mehr nicht. Einen richtigen Schnitzkurs hat Herbert Seith nie absolviert. Alles geschieht bis heute intuitiv. Die Technik hat er in Jahrzehnten immer weiter verfeinert. Trotzdem sagt er: Ich weiß nie genau, was rauskommt".
Dass immer etwas besonderes dabei herauskommt, davon zeugen mittlerweile über 30 Krippen, die er im Laufe seines Lebens geschnitzt hat, dazu Madonnen und Kruzifixe. In jungen Jahren, als er noch in der Landwirtschaft tätig war, waren es die Wintermonate, in denen er Zeit fürs Hobby fand. Seit er Rentner ist, kann er sich die Zeit das ganze Jahr übernehmen. Schließlich gibt es viel zu tun. Herbert Seith hat nicht nur für sich, sondern für die Kinder, für Nichten, Neffen und Geschwister, gute Freunde und zwischenzeitlich auch für die Enkelkinder Krippenfiguren geschnitzt. Ein Geschäft hat er aus seinem Talent nie gemacht. Seine Arbeiten verschenkt er. Geld verdient er damit nicht.
Ganz weihnachtlich ist es derzeit bereits im Seith´schen Gewölbekeller im Reichenbacher Oberland. "Eigentlich schon den ganzen Sommer", meint seine Frau Mechtild lachend. Denn Herbert Seith will im Advent dort eine Krippenausstellung auch für die Öffentlichkeit anbieten. In den nächsten Wochen wird er seinen 80. Geburtstag feiern. Die Ausstellung ist eine Retrospektive seines Schaffens.
Dazu sammelt er seit Wochen Moose und Zubehör, denn natürlich sollen die Figuren in einer ansprechenden Landschaftsszenerie gezeigt werden.
Zwischenzeitlich stehen die meisten Krippen. Die größte ist die eigene, die er begonnen hat, als er in Rente ging. Jedes Jahr kommen neue Figuren, Menschen und Tiere, dazu. Es ist eine Rhöner Krippe. Die heilige Familie hat ihr Lager zwischen den Steinen einer Ruine aufgeschlagen - es ist die Michelskirchruine oberhalb von Reichenbach.
Die Schnitzereien orientieren sich an den Menschen der Region, bodenständige, fleißig arbeitende Männer, Frauen und Kinder, die der Heiligen Familie ihre Aufwartung machen. Dazwischen einer, der es mit dem Leben nicht so ernst nimmt, eine Arbeit neueren Datums. Seith nennt seine Schöpfung "Faulenzer", weil sie gemütlich Pfeife raucht und vergnügt in die Welt schaut, während alle anderen immer mit irgendetwas beschäftigt sind.
Noch viel mehr an den üppigen, barocken Vorbildern historischer Weihnachtskrippen orientiert sich dagegen eine, die Herbert Seith bereits in den 1960er Jahren geschnitzt hat. Es ist die Krippe, die seit Jahrzehnten einen festen Platz im weihnachtlichen Wohnzimmer der Familie hat.
Herbert Seit ist Holz-Schnitzer. Für die farbliche Fassung hat er seine Arbeiten immer aus der Hand gegeben. Früher übernahm diese Aufgabe Alfred Bötsch, heute ist des der Gefäller Künstler Kurt Breitenbach.
Solange es geht, möchte Herbert Seith weiter schnitzen. Vielleicht nicht mehr so intensiv wie früher, aber das Schnitzmesser wird ihn auch weiter begleiten.