Regen prasselte - die gemütliche Kaffeepause im Innenhof der Unterebersbacher Kirche „Maria im Schnee“ schien die Saale hinabgeschwemmt zu werden. Schnell wurde das Wallfahrts-Motto „Dreht sich das Kirchenrad?“ pragmatisch umgesetzt: Kaffee und Kuchen wurden im Gang der Wallfahrtskirche gereicht. „Dass sich unser Gott eine Kaffeefeier in seiner 'guten Stube' damit selbst organisiert hat, war das I-Tüpfelchen bei dieser gelungenen Veranstaltung“, freute sich Claus Schmitt vom Reichenbacher Gemeindeteam.
Er hatte die knapp 80 Teilnehmer - diese unglaubliche Resonanz war die erste Überraschung - mit Impulsen auf das Wallfahrts-Thema eingestimmt. „Wie muss sich die Kirche ändern, dass sie wieder mehrere und jüngere Menschen erreicht?“ Mit dieser Frage wurden die Teilnehmenden, die aus Reichenbach, Burglauer, Burghausen, Windheim, Nüdlingen, Hohenroth, Münnerstadt, Strahlungen, Weichtungen, Maßbach, Waldfenster und Zahlbach stammten, auf die knapp 50 Kilometer lange Tour geschickt, die Andreas Köberlein und Michael Nöth verkehrssicher zusammengestellt hatten.
Geschichte und Gegenwart
Beim ersten Stopp in Frauenroth erfuhren die Radwallfahrenden Geschichtliches zu dieser historisch bedeutsamen Kirche des ehemaligen Zisterzienserklosters. Michael Nöth verband die ehrwürdige Historie dieser Kirche launig mit gegenwärtiger Zimmererarbeit.
Nach Daniel Wehners Orgelspiel schickte Schmitt die Radlerinnen und Radler mit der Frage nach Wollbach: „Was bringt uns das ehrenamtliche Engagement in und für die Kirche?“ Dort an der „Sieben-Schmerzen-Kapelle“ hatten die vier Reichenbacher guten Geister, Karola Schlereth, Gunda Tüchert, Monika Nöth und Esther Mahr, schon Essen und Trinken auf Rädern vorbereitet.
Über die Wendelinus-Kapelle oberhalb von Premich setzten die Radwallfahrenden ihren Weg fort, um durch beschauliche Auenlandschaften über Steinach, Roth und Nickersfelden ins Saaletal zu kommen. In Unterebersbach feierte Martha Lippert mit den Radlerinnen und Radlern eine eindrucksvolle Andacht.
Das Wallfahrts-Mottos interpretierte sie so, dass sich das Kirchenrad gerade in eine andere Richtung dreht, weg von den Traditionen. Und gerade da brauche es engagierte Menschen, die den Glauben leben, sagte sie. Davon hat man bei dieser Radwallfahrt viele gesehen.
„Die Fahrt hat mir vorher ganz schön Bauchgrimmen bereitet“, sagte Claus Schmitt hernach. Gerade, was die Vielzahl der Pilgerinnen und Pilger betraf. „Doch die ganze Gruppe hatte so eine Aufmerksamkeit, so eine Rücksicht an den Tag gelegt. Das war ein Geschenk von allen an alle“, bilanzierte er zufrieden. „Das Kirchenrad hat an diesem Samstag richtig rotiert!“
Für die Sicherheit an den Straßenkreuzungen sorgten Armin Hillenbrand, Paul Kirchner, Werner Back, Thomas Reuß und Roland Schäfer. Das Ende des langen Trosses hatten Andreas Köberlein und Alfred Seith im Blick, als Sanitäter fuhr Rainer Katzenberger mit.