Auf die politische Farbenlehre für den Landkreis Bad Kissingen kann man sich bei den allermeisten Wahlen verlassen. Die Ergebnisse bestätigen zunächst mit schöner Regelmäßigkeit die fast überall geltende Vorherrschaft der Schwarzen. Und sie weisen die meist gleichen Hochburgen der Roten und der Grünen aus. Wenn man denn da wirklich von „Hoch“ sprechen kann. Die Analyse der regionalen Ergebnisse bei der Bundestagswahl vom Sonntag zeigt allerdings auch ein paar neue Aspekte auf.
Gute Ergebnisse am Wohnort
Oftmals haben offenkundige Schwerpunkte bei den Ergebnissen einfach mit den Wohnorten der Kandidaten zu tun. Dass der in Kissingen ansässige FDP-Direktkandidat Nicolas Thoma in einigen Stimmbezirken der Kurstadt für sich und seine Partei ordentliche Ergebnisse einfuhr, überrascht nicht. Am besten aber schnitt er mit 18,8 Prozent in einem Briefwahllokal in Bad Brückenau ab.
Rot im Osten
Dass die SPD-Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar ihr bestes Ergebnis mit 42,3 Prozent in einem der zwei Maßbacher Briefwahllokale verbuchte, kann man mit darauf zurückführen, dass sie in dem Ort lebt. Dieser Effekt macht sich schon dadurch bemerkbar, dass ihre Erststimmenergebnisse in den Stimmbezirken dort klar über dem Zweitstimmenergebnis ihrer Partei liegen.
Gleichwohl bleiben Maßbach und Poppenlauer nach wie vor grundsätzlich Hochburgen der Sozialdemokraten im Bäderkreis. Das belegt der Umstand, dass auch die Zweitstimmenergebnisse in diesem östlichen Bereich des Landkreises den SPD-Schnitt in der Region übertreffen. Schwächen hatte Dittmar am Sonntag dagegen in Orten wie Singenrain, wo sie nur auf 4,7 Prozent der Erststimmen kam.
Weiter Dominanz der CSU
Dorothee Bär und die CSU haben bei der aktuellen Wahl zwar Stimmen eingebüßt. Doch für eine klare Dominanz reicht es in der konservativ geprägten Region weiterhin.
Als großen Erfolg sieht die Stimmkreisabgeordnete, dass sie im Wahlkreis 248 Bad Kissingen, zu dem auch die Landkreis Rhön-Grabfeld und Haßberge gehören, das drittbeste Erststimmenergebnis in Bayern und das zehnbeste in Deutschland erreicht habe.
Wo im Landkreis Bad Kissingen die Bereiche sind, in denen Dorothee Bär unter dem eigenen Durchschnitt blieb, liegt beim Blick auf die Stärken ihre wichtigsten Konkurrentin Sabine Dittmar auf der Hand. In Maßbach steht für die Stimmkreisabgeordnete aus Ebelsbach (Haßberge) schon mal ein Wert von weniger als 30 Prozent zu Buche. Aber dafür gibt es umgekehrt dann eben auch mal in Obererthal 70,6 Prozent der Erststimmen.
Zum Teil große Gegensätze
Klare Schwerpunkte finden sich auch bei den Grünen. Deren Kandidatin Manuela Rottmann, die als dritte Frau aus dem Wahlkreis in den Bundestag einzieht, fand in Hammelburg und Umgebung große Unterstützung. In Morlesau erzielte sie stolze 23,1 Prozent. Das andere Extrem der Hammelburgerin findet sich in Theinfeld, da erhielt sie keine einzige Erststimme.
Die Linke hat ihrer Schwerpunkte eher im östlichen Teil des Landkreises. 15,9 Prozent der Erststimmen in Seubrigshausen und 13,9 Prozent der Zweitstimmen in Volkershausen stellen herausragende Ergebnisse für sie dar. Im Altlandkreis Bad Brückenau steht andererseits zweimal bei den Erststimmen eine glatte Null zu Buche.
Besondere Aufmerksamkeit für die AfD
Das Abschneiden der AfD, im Bund wie vor Ort, treibt viele der anderen Parteien um (siehe dazu auch die unten stehenden Reaktionen). Besonders stark schnitt die Partei zum Beispiel in der Stadt Bad Brückenau ab. Ihr bestes Einzelergebnis fuhr die AfD mit 23 Prozent der Zweitstimmen aber im Münnerstädter Stadtteil Seubrigshausen ein.
Gleich neben Bad Brückenau, in manchen Dörfern des Altlandkreises, schloss die AfD aber auch deutlich unter ihrem zweistelligen zum Teil Gesamtergebnis ab. Im Raum Hammelburg blieben die Rechtsaußen ebenfalls ein paarmal unter fünf Prozent, am deutlichsten im Morlesau mit 3,3 Prozent.
Geringstes Interesse in Brückenau
Die Wahlbeteiligung im Landkreis Bad Kissingen bewegte sich am Sonntag zwischen den Polen Rannungen und Bad Brückenau. Die Bürger der kleinen Gemeinde im Osten zeigten mit 88,7 Prozent Beteiligung bei dieser Bundestagswahl am meisten Interesse, ihre Stimme abzugeben. Am geringsten ausgeprägt war die Neigung zum Wählen mit 66,9 Prozent in Bad Brückenau.