Von Poppenroth wird jetzt jedoch ein neuer Vorstoß für ein allgemein zugängliches Rathaus unternommen. In dem westlichen Stadtteil wurde vergangenen Sommer Bernhard Schlereth zum Ortssprecher gewählt. Er ist querschnittsgelähmt und stört sich seit langem an den Hürden, die es auch in Bad Kissingen noch für Menschen mit Handicap gibt. Das Rathaus empfindet der 37-Jährige als ebenso unzugänglich, "wie die Mauern von Jericho".
Wenn Schlereth zu Sitzungen ins Rathaus muss, bringt er für die vielen steilen Stufen eine Treppenraupe mit, die sich dann mit ihm und seinem Rollstuhl die Stufen hoch wälzt. Ganz ohne Risiko ist das nicht und zudem auch nicht für jedermann praktikabel. Schon für Behinderte wäre also ein leichterer Zugang dringend nötig.
Allein um Rollstuhlfahrer geht es Schlereth jedoch nicht. Wichtig seien Verbesserungen vor allem für "ältere Personen, die sich nicht trauen, die steile Treppe hochzusteigen oder es nicht können, aber auch für Frauen mit Kinderwagen." Schon die Sitzungen des Stadtrats, meint er, müssten für jedermann zugänglich sein. Und dann gebe es im Rathaus ja auch noch Stellen mit viel Besucherverkehr.
Deshalb habe er im Bauausschuss darum gebeten, das Thema behindertengerechten Umbau in die Haushalts-Beratungen aufzunehmen. Auch Gespräche mit der Verwaltung über Lösungsmöglichkeiten habe es bereits gegeben, berichtet Schlereth. Minimallösung sei ein einfacher Aufzug in der Baulücke an der Spitalgasse. Doch aus seiner Sicht ist das zu wenig.
Maximum wäre wohl eine Rathauserweiterung in der Baulücke, wie sie die Verwaltung vor Jahren schon einmal plante. Sie kam aber vor allem wegen zu hoher Kosten und zu geringer Förderung nicht zu Stande. Optimal fände Schlereth ein kleineres Treppenhaus mit Aufzug. "Ein Millionen-Treppenhaus", das ist ihm selber klar, "würde die Allgemeinheit nicht akzeptieren."
Doch auch eine kleine Lösung kostet Geld. Und egal, ob sie nun minimal, maximal oder optimal ausfällt, die Schaffung von behindertengerechten Toiletten kommt in jedem Fall hinzu. Es sei schon in baulicher Hinsicht nicht einfach, "in einem denkmalgeschützten Objekt unserer Qualität eine vernünftige Lösung zu finden", sagt Baudirektor Hermann Schober. Doch viel wichtiger ist die Finanzierung.
Die Haushaltsdiskussion dürfte also spannend werden. Einerseits, sagt Kämmerer Gerhard Schneider, "werden Sie im Rathaus keinen finden, der so etwas nicht richtig fände." Und andererseits sei die Haushaltslage der Stadt eben "momentan einfach grauslig." Angesichts dieses Handicaps auf Hilfe von außen zu hoffen, scheint auch vermessen. Die Förderung, schätzt Schneider, sei eher schlechter geworden, seit die Stadt ihre Anbaupläne vorläufig ad acta legte.