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Rannungen
Rannungen: Der Plua fällt heuer flach
Das geht schon ans Gemüt: Seit einem Jahr bereiteten die Planburschen und -mädels mit Feuereifer das große Dorffest im Oktober vor. Nun müssen sie es abblasen.
Super Wetter herrschte 2010 nicht, als der Pluabaum unter mächtigen Anstrengungen in die Höhe gehievt wurde.
Foto: Archiv Michael Petzold | Super Wetter herrschte 2010 nicht, als der Pluabaum unter mächtigen Anstrengungen in die Höhe gehievt wurde.
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 10.02.2024 00:34 Uhr

Es hätte alles so schön werden können: Für das traditionsreiche Planfest im Oktober 2020 hatten sich 47 Paare angemeldet. Die jungen Leute hatten schon vor einem Jahr einen Verein gegründet und auf das große Ereignis in Rannungen zugearbeitet. Zentraler Event ist dabei das Aufstellen des festlich geschmückte Planbaumes durch die Burschen und der anschließende Tanz der Pärchen. Erwartet werden zu dieser Veranstaltung mitten im Dorf stets mehrere Tausend Besucher. Doch jetzt kam Corona und machte einen Strich durch die Rechnung. Das Fest wird nun auf den 16. bis 18. Oktober 2021 verschoben.

Eine Zeit lang beobachtete man das Geschehen noch und hoffte, das traditionsreiche Spektakel könnte vielleicht doch gefeiert werden. Aber bei der Vorstandssitzung am 24. Mai entschieden sich alle schließlich schweren Herzens, das Großereignis für heuer abzusagen, sagt die stellvertretende Schriftführerin Lisa Nöth im Gespräch mit der Redaktion.

Zum Planfest 2020 hatten die Burschen im Januar bereits im Wald gearbeitet und Stütz-Schwalben für den Festbaum gefertigt.
Foto: Pascal Fries | Zum Planfest 2020 hatten die Burschen im Januar bereits im Wald gearbeitet und Stütz-Schwalben für den Festbaum gefertigt.

Nur alle zehn Jahre

Der "Plua", wie die Rannunger das riesige Dorf-Vergnügen nennen, findet nur alle zehn Jahre statt. "Dementsprechend freut man sich schon auf so ein Fest", sagt Nöth. "Aber wir haben eingesehen, dass man so etwas nicht mit Mund-Nasen-Schutz und Abstandsregelung feiern kann." Man könne ja nun im Juni keinen Tanzkurs machen und die anstehenden Arbeitseinsätze würden sich schwierig gestalten, sagt die Rannungerin.

Die erste Arbeitshürde hatten die Planburschen schon im Januar 2020 genommen: Unter großem Helau waren sie in den Rannunger Forst einmarschiert und hatten ein paar große Bäume gefällt, die dann geschält werden mussten. Die kräftigen Stämme sollten als Stütz-Schwalben für den riesigen Planbaum herhalten, der kurz vor dem Fest aufgestellt werden sollte.

So schön wird's für die Planpaare im Jahr 2021 werden: Unser Archivbild von 2010 zeigt, wie die Planburschen und -mädels damals zum Dorfplatz zogen.
Foto: Archiv Michael Petzold | So schön wird's für die Planpaare im Jahr 2021 werden: Unser Archivbild von 2010 zeigt, wie die Planburschen und -mädels damals zum Dorfplatz zogen.

Keine Dirndl-Anprobe im Juni

Die Vorbereitungen zum Fest sind mindestens so wichtig wie das dreitägige Spektakel selbst: Denn da werden Seile gedreht und Kränze geflochten und es gibt selbst gebrautes Bier. Die Plua-Paare lassen sich prächtige Trachten maßschneidern, und die Burschen müssen zusehen, dass sie eben rechtzeitig die besagten Schwalben liefern - zwei lange Stangen, die mit einem Strick verbunden sind.

Die Planungen zu all diesen Fest-Etappen waren bereits angelaufen: So stand man schon länger mit der Brauerei in der Rhön in Verbindung, wo das Festbier gebraucht werden sollte, erzählt Nöth. Und natürlich hatten sich die Mädels schon mal in einem Trachtenmodengeschäft in Bischofsheim umgeschaut - mit Erfolg. "Wir hatten uns hübsche Dirndl für alle ausgeguckt." Die Firmeninhaber seien für die Rannunger sogar auf Messen unterwegs gewesen, um mit möglichen Lieferanten zu verhandeln. Denn schließlich handelt es sich bei den Trachten für den "Plua" ja um einen Großauftrag. Im Juni wäre jetzt die Anprobe gewesen.

Das Pluafest hat in Rannungen eine 240 Jahre alte Tradition. Aus welchem Jahr dieses Foto stammt, war leider nicht in Erfahrung zu bringen.
Foto: Repro Mainpost | Das Pluafest hat in Rannungen eine 240 Jahre alte Tradition. Aus welchem Jahr dieses Foto stammt, war leider nicht in Erfahrung zu bringen.

Wer stellt den Christbaum auf?

In der Chronik des Rannunger Traditonsfests werden die jungen Leute mit ihrer Absage 2020 wohl einer unter den Jahrgängen sein, die Geschichte schreiben. Denn vor genau 100 Jahren, im Oktober 1920, hatte man das Ereignis wegen der Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs - unter anderem auch wegen der Spanischen Grippe, die zahlreiche Todesopfer gefordert hatte - um ein Jahr verschieben müssen, erklärt Nöth den interessanten Zusammenhang.

Den Plua gibt's nun schon seit 240 Jahren. Erst ein einziges Mal hatte man das große Dorffest komplett absagen müssen - nämlich im Jahr 1940, mitten im Zweiten Weltkrieg. Dennoch sind die jungen Leute laut Nöth zuversichtlich, dass 2021 dafür umso intensiver gefeiert werden kann. Übrigens besteht der Planverein stets zehn Jahre nach dem Fest weiter. Die Burschen stellen dann, weil sie mit dem Hochhieven des Pluabaums normalerweise gute Erfahrung haben, auch jährlich den Christbaum im Dorf auf. "Wie das heuer wird, wissen wir noch nicht, denn eigentlich wurde ja noch kein Fest gefeiert und kein Festbaum aufgestellt."

 
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