Bad Kissingen
Ralph Caspers: "Wir sind die strengsten Eltern"
Ralph Caspers tritt am Wochenende beim Familientag der Offroad-Messe auf. Im Interview erklärt der Moderator, wie man seinen Perfektionismus los wird.

Die Messe "Abenteuer & Allrad" wird an diesem Wochenende auch wieder viele Familien auf das Gelände an der Reiterswiesener Höhe locken. Zur Unterhaltung reist der Fernsehmoderator Ralph Caspers an. Bei seinem Auftritt am Familientag will er Abenteuer-Geschichten erzählen, Versuche starten und Autogramme verteilen. Im Gespräch mit dieser Zeitung erzählt er, was Familien auf der ganzen Welt gemeinsam haben.
Herr Caspers, Sie erklären Kindern, Erwachsenen und Familien bei der "Sendung mit der Maus", "Wissen macht Ah!" und "Quarks und Caspers" die Welt. Wer hat Ihnen eigentlich die Welt erklärt?
Ralph Caspers: Ich habe auch die "Sesamstraße" geguckt und die "Sendung mit der Maus". Ansonsten mussten die Leute, die nicht schnell genug weggelaufen sind, mir die Sachen erklären.
Wenn Sie Ihren Kindern bei den Hausaufgaben helfen, werden Sie dann zum Klugscheißer?
Eigentlich helfe ich gar nicht bei den Hausaufgaben. Klar, wenn es mal Fragen gibt, versuche ich das zu erklären, aber im Großen und Ganzen machen die ihren Kram alleine.
Was passiert, wenn mal eine schlechte Note auf der Schularbeit steht?
Eigentlich nichts.
Kein Hausarrest? Kein Fernsehverbot?
Wir fragen, ob wir mehr helfen können, die Sachen zu verstehen, wo es mehr Unterstützung braucht. Es gibt keine Konsequenzen bei schlechten Noten.
Sind Sie streng?
Wir sind die strengsten Eltern, die es gibt. Also, das behaupten unsere Kinder.
Und was meinen Sie?
(Räusper) Das, was unsere Kinder sagen, sagen alle deren Freunde auch von ihren Eltern. Wahrscheinlich geht es allen Kindern so. Alle Kinder denken von ihren Eltern, das sind die strengsten, die es gibt. Wir sind normal glaube ich. Ich habe mir nie groß Gedanken darüber gemacht, ob ich super streng bin oder viel zu lax. Das pendelt immer so hin und her. Es ist nicht so, dass wir uns mal eine Marschrichtung aufgeschrieben hätten. Wir leben da so in den Tag hinein.
In Ihrem Buch "Ab in die Dertschi!" beschreiben Sie genau das: Die Familiengeschichten sind ein Appell, gelassener zu sein. Wann haben Sie sich abgewöhnt, Dinge zu planen und wie leicht oder schwer ist das im Familienalltag?
Grundsätzlich war ich nie jemand, der viel geplant hat. Weder jetzt, wie ich mit Kindern umgehe, noch, wie ich mit meinem Leben umgehe. Es hat sich nie ergeben, dass mir jemand beigebracht hätte, dass es sinnvoll ist, zu planen. Ich habe keinen Zehn-Jahresplan und ich weiß auch nicht, wo ich in fünf Jahren sein werde. So kam das dann bei den Kindern eigentlich ganz automatisch. Natürlich nimmt man sich vor, alles ganz toll zu machen. Dann merkt man, das klappt alles nicht. Das frustriert total, weil man an seinen eigenen Ansprüchen scheitert. Das Doofe ist, das sind ja die eigenen Ansprüche. Das heißt, jeder hat selbst in der Hand, ob man unzufrieden ist und sich fühlt als würde man alles falsch machen oder nicht. Wenn man die eigenen Ansprüche nicht so hoch schraubt, sondern sich denkt, das ist jetzt nicht perfekt, aber gut genug, dann genügt das total.
Verplanen manche Eltern ihre Kinder so sehr, aus Angst, Talente oder Chancen zu verschenken, dass denen am Ende keine Zeit mehr zum Kind sein bleibt?
Schwer zu sagen. Ich kenne nur wenige Eltern. Man muss fragen, ob es dem Kind Spaß macht und ob es für das Kind gut ist. Wir haben drei Kinder und die sind so unterschiedlich, die könnten eigentlich aus unterschiedlichen Familien stammen. Für manche Kinder sind ist es völlig OK, wenn Eltern einen Plan aufstellen und Kindern eine Struktur geben, wie sie die Woche verbringen. Ich glaube - ich hoffe -, dass die meisten Eltern ihre Kinder so gut kennen, dass sie ganz genau mitbekommen, wann es zu viel wird oder auch, wann es zu wenig ist. Das Wichtige ist: aufmerksam bleiben und sich genau anschauen, was fürs Kind gut ist, und darauf hören, was das Kind sagt. Wenn das Kind sagt "ich hab voll Stress" oder ständig Kopfschmerzen, dann muss man sich einfach kurz mal überlegen, ob das alles gut läuft. Wenn das Kind ständig nur voller Langeweile ist, und überhaupt nichts mit sich anfangen kann, muss man im Gegenteil vielleicht auch mal Sachen anbieten, die einem selbst nicht so gut passen und über seinen eigenen Schatten springen. Dazu gehört, dass man im ständigen Austausch miteinander ist und nicht nebeneinanderher lebt.
Was haben Sie gemacht, wenn Ihnen als Kind langweilig war?
Ich hatte immer was im Kopf, glaube ich. Wenn mir langweilig war, war mir wirklich langweilig. Dann habe ich nichts gemacht. Alles was mir angeboten wurde, fand ich langweilig. Das war dieses Typische "Was ich will, das hab ich nicht, und was ich hab, das will ich nicht."
Wie viel Humor braucht es, um die Geduld nicht zu verlieren?
Humor und Gelassenheit - das sind die Hauptzutaten. Humor hilft dabei, verfahrene Situationen ein bisschen zu lockern und den Blick in eine andere Richtung zu lenken. Wenn man sich streitet und man es nicht schafft loszulassen oder zu sagen "ach komm, egal, wir müssen uns nicht weiter streiten", dann wird es immer schlimmer. Da ist Humor wirklich sehr hilfreich. Durch Humor geht man einen Schritt zurück und sieht vielleicht doch noch das Lustige an der Situation. Oder das Aberwitzige. Oder das Irrsinnige.
Sie haben im Auftrag der "Sendung mit der Maus" in den vergangenen Jahren Familien in anderen Ländern kennengelernt, die in anderen Kulturen leben. Was haben diese Familien dennoch alle gemeinsam?
Gemeinsam haben alle, dass sich die Eltern um die Kinder sorgen und wollen, dass es den Kindern gut geht. Sie wollen sie vor Unglück bewahren und sie beschützen und ihnen alle Möglichkeiten eröffnen, dass sie ein Leben haben, in dem sie zufrieden durch die Welt gehen können. Das merkt man ganz schnell: das ist zwischen Eltern und Kindern eine Konstante, egal in welchem Kulturkreis. Zumindest bei denen, die wir besucht haben.
Wo lernt man mehr: aus Wissensmagazinen oder Schulbüchern?
(schnauft) Um es mit Peter Lustig zu sagen "Fernsehen macht dumme Leute dümmer und kluge Menschen klüger." Es gibt so viele unterschiedliche Arten von Lernverhalten bei den Schülern, dass das ganz schwierig ist: Für den einen ist es vielleicht toll, einfach im Geschichtsbuch die Sachen durchzulesen, für den anderen ist das voll langweilig. Der eine findet Mathe super und der andere hasst Mathe bis auf die Knochen und möchte lieber etwas mit Literatur machen. Man kann schlecht sagen: das ist der Königsweg. Dazu sind wir alle zu unterschiedlich. Zum Glück. Es wäre schlimm, wenn wir alle gleich wären und alle auf das gleiche abfahren würden. Wir können im Fernsehen machen, worauf wir Lust haben. In der Schule gibt es halt einen Lehrplan, der durchgearbeitet werden muss. Das ist manchmal eben nicht immer so spaßig. Dann kommt noch dazu, dass wir im Fernsehen natürlich keine Noten geben. Deshalb sind alle lieber beim Fernsehen als in der Schule, weil da gibt's Noten. Und die machen, hab ich gehört, manchmal ziemlich Stress.
Das Interview führte
Carmen Schmitt
Herr Caspers, Sie erklären Kindern, Erwachsenen und Familien bei der "Sendung mit der Maus", "Wissen macht Ah!" und "Quarks und Caspers" die Welt. Wer hat Ihnen eigentlich die Welt erklärt?
Ralph Caspers: Ich habe auch die "Sesamstraße" geguckt und die "Sendung mit der Maus". Ansonsten mussten die Leute, die nicht schnell genug weggelaufen sind, mir die Sachen erklären.
Wenn Sie Ihren Kindern bei den Hausaufgaben helfen, werden Sie dann zum Klugscheißer?
Eigentlich helfe ich gar nicht bei den Hausaufgaben. Klar, wenn es mal Fragen gibt, versuche ich das zu erklären, aber im Großen und Ganzen machen die ihren Kram alleine.
Was passiert, wenn mal eine schlechte Note auf der Schularbeit steht?
Eigentlich nichts.
Kein Hausarrest? Kein Fernsehverbot?
Wir fragen, ob wir mehr helfen können, die Sachen zu verstehen, wo es mehr Unterstützung braucht. Es gibt keine Konsequenzen bei schlechten Noten.
Sind Sie streng?
Wir sind die strengsten Eltern, die es gibt. Also, das behaupten unsere Kinder.
Und was meinen Sie?
(Räusper) Das, was unsere Kinder sagen, sagen alle deren Freunde auch von ihren Eltern. Wahrscheinlich geht es allen Kindern so. Alle Kinder denken von ihren Eltern, das sind die strengsten, die es gibt. Wir sind normal glaube ich. Ich habe mir nie groß Gedanken darüber gemacht, ob ich super streng bin oder viel zu lax. Das pendelt immer so hin und her. Es ist nicht so, dass wir uns mal eine Marschrichtung aufgeschrieben hätten. Wir leben da so in den Tag hinein.
In Ihrem Buch "Ab in die Dertschi!" beschreiben Sie genau das: Die Familiengeschichten sind ein Appell, gelassener zu sein. Wann haben Sie sich abgewöhnt, Dinge zu planen und wie leicht oder schwer ist das im Familienalltag?
Grundsätzlich war ich nie jemand, der viel geplant hat. Weder jetzt, wie ich mit Kindern umgehe, noch, wie ich mit meinem Leben umgehe. Es hat sich nie ergeben, dass mir jemand beigebracht hätte, dass es sinnvoll ist, zu planen. Ich habe keinen Zehn-Jahresplan und ich weiß auch nicht, wo ich in fünf Jahren sein werde. So kam das dann bei den Kindern eigentlich ganz automatisch. Natürlich nimmt man sich vor, alles ganz toll zu machen. Dann merkt man, das klappt alles nicht. Das frustriert total, weil man an seinen eigenen Ansprüchen scheitert. Das Doofe ist, das sind ja die eigenen Ansprüche. Das heißt, jeder hat selbst in der Hand, ob man unzufrieden ist und sich fühlt als würde man alles falsch machen oder nicht. Wenn man die eigenen Ansprüche nicht so hoch schraubt, sondern sich denkt, das ist jetzt nicht perfekt, aber gut genug, dann genügt das total.
Verplanen manche Eltern ihre Kinder so sehr, aus Angst, Talente oder Chancen zu verschenken, dass denen am Ende keine Zeit mehr zum Kind sein bleibt?
Schwer zu sagen. Ich kenne nur wenige Eltern. Man muss fragen, ob es dem Kind Spaß macht und ob es für das Kind gut ist. Wir haben drei Kinder und die sind so unterschiedlich, die könnten eigentlich aus unterschiedlichen Familien stammen. Für manche Kinder sind ist es völlig OK, wenn Eltern einen Plan aufstellen und Kindern eine Struktur geben, wie sie die Woche verbringen. Ich glaube - ich hoffe -, dass die meisten Eltern ihre Kinder so gut kennen, dass sie ganz genau mitbekommen, wann es zu viel wird oder auch, wann es zu wenig ist. Das Wichtige ist: aufmerksam bleiben und sich genau anschauen, was fürs Kind gut ist, und darauf hören, was das Kind sagt. Wenn das Kind sagt "ich hab voll Stress" oder ständig Kopfschmerzen, dann muss man sich einfach kurz mal überlegen, ob das alles gut läuft. Wenn das Kind ständig nur voller Langeweile ist, und überhaupt nichts mit sich anfangen kann, muss man im Gegenteil vielleicht auch mal Sachen anbieten, die einem selbst nicht so gut passen und über seinen eigenen Schatten springen. Dazu gehört, dass man im ständigen Austausch miteinander ist und nicht nebeneinanderher lebt.
Was haben Sie gemacht, wenn Ihnen als Kind langweilig war?
Ich hatte immer was im Kopf, glaube ich. Wenn mir langweilig war, war mir wirklich langweilig. Dann habe ich nichts gemacht. Alles was mir angeboten wurde, fand ich langweilig. Das war dieses Typische "Was ich will, das hab ich nicht, und was ich hab, das will ich nicht."
Wie viel Humor braucht es, um die Geduld nicht zu verlieren?
Humor und Gelassenheit - das sind die Hauptzutaten. Humor hilft dabei, verfahrene Situationen ein bisschen zu lockern und den Blick in eine andere Richtung zu lenken. Wenn man sich streitet und man es nicht schafft loszulassen oder zu sagen "ach komm, egal, wir müssen uns nicht weiter streiten", dann wird es immer schlimmer. Da ist Humor wirklich sehr hilfreich. Durch Humor geht man einen Schritt zurück und sieht vielleicht doch noch das Lustige an der Situation. Oder das Aberwitzige. Oder das Irrsinnige.
Sie haben im Auftrag der "Sendung mit der Maus" in den vergangenen Jahren Familien in anderen Ländern kennengelernt, die in anderen Kulturen leben. Was haben diese Familien dennoch alle gemeinsam?
Gemeinsam haben alle, dass sich die Eltern um die Kinder sorgen und wollen, dass es den Kindern gut geht. Sie wollen sie vor Unglück bewahren und sie beschützen und ihnen alle Möglichkeiten eröffnen, dass sie ein Leben haben, in dem sie zufrieden durch die Welt gehen können. Das merkt man ganz schnell: das ist zwischen Eltern und Kindern eine Konstante, egal in welchem Kulturkreis. Zumindest bei denen, die wir besucht haben.
Wo lernt man mehr: aus Wissensmagazinen oder Schulbüchern?
(schnauft) Um es mit Peter Lustig zu sagen "Fernsehen macht dumme Leute dümmer und kluge Menschen klüger." Es gibt so viele unterschiedliche Arten von Lernverhalten bei den Schülern, dass das ganz schwierig ist: Für den einen ist es vielleicht toll, einfach im Geschichtsbuch die Sachen durchzulesen, für den anderen ist das voll langweilig. Der eine findet Mathe super und der andere hasst Mathe bis auf die Knochen und möchte lieber etwas mit Literatur machen. Man kann schlecht sagen: das ist der Königsweg. Dazu sind wir alle zu unterschiedlich. Zum Glück. Es wäre schlimm, wenn wir alle gleich wären und alle auf das gleiche abfahren würden. Wir können im Fernsehen machen, worauf wir Lust haben. In der Schule gibt es halt einen Lehrplan, der durchgearbeitet werden muss. Das ist manchmal eben nicht immer so spaßig. Dann kommt noch dazu, dass wir im Fernsehen natürlich keine Noten geben. Deshalb sind alle lieber beim Fernsehen als in der Schule, weil da gibt's Noten. Und die machen, hab ich gehört, manchmal ziemlich Stress.
Das Interview führte
Carmen Schmitt
Themen & Autoren / Autorinnen