Mit fünf Siegen in den 19 Prüfungen, darunter der Doppelerfolg in den beiden S*-Springen, war Amke Stroman die mit Abstand erfolgreichste Teilnehmerin beim Rakoczy-Reitturnier des Reitervereins (RV) Bad Kissingen. Der Dank der Überfliegerin galt insbesondere dem „Bodenpersonal“, wie die Sportlerin vom RFV Richelsdorf ihre Pfleger-Crew humorvoll nennt.
„Ohne diese Menschen wären Erfolge wie hier in Bad Kissingen nicht möglich“, sagt die 40-Jährige, die gefühlt mehr im Sattel saß als den Turnierboden unter den Reitstiefeln zu spüren. Insgesamt zehn Pferde aus dem Gestüt am Fuchsgarten in Eiterfeld, wo Springpferde ausgebildet, aber auch gezüchtet werden, ritt die Hessin an den drei Turniertagen. „Jedes Pferd ist anders. Man muss sich daher immer wieder neu justieren, weil jedes Pferd die neue gleiche Chance bekommen soll.“
Eine schwere Zeit liegt hinter Amke Stroman, die nach einem Beinbruch mit Komplikationen zwei Jahre raus aus dem Turniersport war und erst vor gut drei Monaten ihr Comeback startete mit diversen Turnier-Teilnahmen. Das Rakoczy-Reitturnier kennt und schätzt die erfolgreiche Bereiterin aus früheren Starts an der Fränkischen Saale.
Amke Stroman reitet gerne auf Gras
„Wir sind immer gerne hier. Und wir reiten gerne auf Gras. Schade, dass Veranstaltungen auf diesem Boden immer seltener und fast nur noch Sandplatz-Turniere angeboten werden. Den Mehraufwand nehmen wir gerne in Kauf“, sagt die gebürtige Ostfriesin. Und meint damit die nötigen Löcher für die Hufeisen, um Stollen aufziehen zu können für einen sicheren Halt der Pferde .
„Wir haben unseren Turnier-Plan danach angepasst, sind zum Beispiel neulich in Hünfeld auch auf Gras geritten. Dieser Untergrund ist neben der beeindruckenden Kulisse eine weitere Herausforderung für unsere Pferde “, sagt Stroman. Das Ziel sei immer dasselbe: „Wir wollen gute Pferde ausbilden, mitunter auch weiterverkaufen. Bei den Turnieren muss man immer Schritt für Schritt schauen, was jedes Pferd zu leisten vermag.“
Bis zu 140 Zentimeter hoch waren in Bad Kissingen die Hindernisse in den beiden anspruchsvollen Springen der Klasse S*. Am Samstag siegte die 40-Jährige auf Cayme Zero und schnappte sich auch den zweiten Platz auf Kamikaze. Zum Turnier-Höhepunkt gewann die Reiterin vom RFV Richelsdorf mit Kamikaze unter dem Sattel im Stechen vor Nicoletta Müßig (RC Nürnberg) und Nadja Schmittlein (RFV Weilersbach). Wie im ersten Umlauf war die Hessin fehlerfrei geblieben.
Mit elf Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Samstag und zehn am Sonntag, darunter Mehrfach-Starter wie Amke Stroman, waren die S-Springen allerdings nur schwach gebucht. „Nach zehn Jahren hatten wir erstmals wieder Springen der schweren Klasse im Angebot. Sechs Jahre gab es ja gar kein Rakoczy-Reitturnier. Wir müssen uns erst wieder im Turnier-Kalender der Reiterinnen und Reiter etablieren. Die, die da waren, haben die Bedingungen über den grünen Klee gelobt. Das gilt auch für die Richter und Parcoursbauer, von denen wir dickes Lob für Organisation und Turnierablauf bekamen“, sagt RV-Vorsitzender Horst Waldner.
So schlugen sich die Lokalmatadoren
Vom ausrichtenden RV Bad Kissingen waren mit Kim Kraus und Carolina Bönning nur zwei Teilnehmerinnen am Start. „Diana Gleißner war verhindert, andere gesundheitlich angeschlagen oder die Pferde waren noch nicht so weit“, ließ Horst Waldner wissen. Stark an der Fränkischen Saale vertreten war dafür der RFV Sulzthal, der mit Isabell Frinker (Stil-Springprüfung Klasse A*) und Antonia Lauerbach (Stil-Springprüfung Klasse E) sogar zwei Siegerinnen stellte.
Jeweils Zweite wurden vom Reit- und Fahrverein Sophie Kimmel (Stil-Springprüfung Klasse L) und Dirk Ehrlich (Springprüfung Klasse L). Weitere RFV-Teilnehmer waren Ronja Schmittfull, Denise Wehner, Stefan Ratzenböck, Kristina Ehrlich, Emil Menig, Evelyn Mai, Anna Laura Herzog, Mohamed Anwer Mostapha Raafat Abd El Hamid, Jasmin Paul und Rabea Schnabl (RFV Sulzthal).
Für Lokalkolorit sorgte auch Lea Katzenberger vom RFV Großbardorf, die gleich zwei Siege einheimste: in einer Springpferdeprüfung der Klasse L und in einer Springprüfung der Klasse M**.
„In Summe haben wohl etwa 3000 Zuschauerinnen und Zuschauer unser Turnier besucht. Schon am Freitag waren die Plätze gut gefüllt. Und den stärkeren Regen am Samstag hat unser Platz ebenso problemlos weggesteckt wie den Schauer kurz vor der Siegerrunde am Sonntag. Wir sind halt eine Outdoor-Veranstaltung, da muss man mit kurzen Verzögerungen rechnen“, bilanziert Horst Waldner.
Viele Helferinnen und Helfer, darunter auch Mitglieder der DLRG Bad Kissingen, hatte der Reiterverein im Einsatz, um den Besuchern dieses Reitsport-Erlebnis so angenehm wie möglich zu machen. Zum hohen Unterhaltungsfaktor trugen die historischen Persönlichkeiten bei, die am Sonntag traditionell übers Gelände schlendern und als beliebtes Foto-Motiv zur Verfügung stehen. Gut angenommen wurde zudem das Hufeisen-Werfen. Der Erlös daraus geht ans Tierheim Wannigsmühle.
„Trotzdem schauen wir, wo wir uns verbessern können und arbeiten am Fein-Tuning. Wenn uns nächstes Jahr das Turniergebäude wieder zur Verfügung steht, wird uns das zusätzlichen Rückenwind geben, ehe wir im Jahr 2026 unser hundertjähriges Vereinsbestehen feiern dürfen“, sagt Waldner.