Für die rund 300 Ballgäste ist es einer der Höhepunkte im Jahr: Der traditionelle Rakoczy-Ball erinnert alljährlich an die große Vergangenheit Bad Kissingens als Weltbad, in dem sich Kaiser, Zar, Könige, Künstler und Wissenschaftler erholten. Der Einzug der 21 historischen Persönlichkeiten war auch heuer gut inszenierter Auftakt des Balles.
Danach ging es allerdings nicht, wie üblich, direkt zur Gläser-Polonaise mit allen Ballgästen, sondern es stand eine besonders emotionale Verabschiedung an: Peter Krug trat in diesem Jahr zum letzten Mal als Prinzregent Luitpold auf.
Peter Krugs Verabschiedung als Prinzregent Luitpold
„Es tut mir schon weh, aber es geht nicht mehr“, sagte Peter Krug im Gespräch mit der Redaktion. 1972 habe er zum ersten Mal so richtig aktiv beim Rakoczy-Fest mitgemacht, erinnert sich der 78-Jährige: Damals sei ein Auto-Korso organisiert worden und er habe den Wagen des Fürsten gebaut. Der Schreinermeister war in Bad Kissingen bekannt als Aktiver, unter anderem bei der Faschingsgesellschaft : „Die haben gewusst, dass ich alles mitmache“, erzählt Peter Krug lachend.
Zunächst als Ludwig III. wurde Peter Krug auch Teil der historischen Persönlichkeiten. Als vor 36 Jahren dann die Rolle des Prinzregenten Luitpold frei wurde, übernahm er das Amt des letzten großen Förderers der Stadt. Gleichzeitig wurde Ludwig Büchner der neue König Ludwig III.
Ludwig Büchner: „Wie ein altes Ehepaar“
Damit ist Büchner nach Krug der Darsteller mit den zweitmeisten Dienstjahren. „Wir sind fast wie ein altes Ehepaar“, witzelt Büchner. Aber auch der 69-Jährige denkt ans Aufhören: „Ich kämpfe noch mit mir“, sagt Büchner.
Nach dem Rakoczy-Fest 2024 wolle er in Ruhe entscheiden. Schließlich sei die Belastung groß: Ab dem Dienstag vor dem Fest standen jeden Tag Proben an: für die neue Rakoczy-Illumination, für den Einzug in den Festsaal und vieles mehr. Und dann noch der Abschied von Peter Krug : „Das wird schwer ohne ihn“, sagt Ludwig Büchner.
Originalmedaille aus der Zeit des Prinzregenten
Oberbürgermeister Dirk Vogel bezeichnete Peter Krug als „Kissinger Original, das seine Heimatstadt liebt“. Als Dankeschön für den jahrzehntelangen Einsatz gab es eine Originalmedaille aus der Zeit des echten Prinzregenten.
Peter Krug ist neben seiner Rolle als Luitpold Mitbegründer des Vereins der Freunde und Förderer des Rakoczy-Festes und war viele Jahre dessen Vorsitzender. Auf die Frage nach einem Höhepunkt in den vergangenen 52 Jahren antwortet Peter Krug : „Jedes Fest war ein Höhepunkt.“ Das lag auch daran, dass sein Geburtstag am 28. Juli meistens aufs größte Bad Kissinger Fest fällt: In diesem Jahr war es der Sonntag, also sein letzter Arbeitstag als Prinzregent.
Quellenkönigin mit souveräner Ansprache
Zum Ball kam auch Peter Krugs ganze Familie, darunter die drei Enkelinnen Karlotta (9), Josefine (8) und Johanna (6), die dem Opa den Abschied erleichterten und manche Abschiedsträne trockneten.
Immer nur ein Jahr im Amt ist dagegen die Bad Kissinger Quellenkönigin, die an der Seite von Fürst Férenc Rákóczi II. ( Timo Baier ) die Heilquellen der Stadt symbolisiert. Die diesjährige Quellenkönigin Sabrina III. (Sabrina Keßler) eröffnete den Ball souverän mit einer Ansprache an die rund 300 Gäste, in der sie auf die große Geschichte des Bades und die heilende Wirkung des Wassers einging.
Polonaise durch die Arkaden der Wandelhalle
Zudem führten beide die Gläser-Polonaise an: Die historischen Persönlichkeiten und sämtliche Ballgäste flanieren dabei durch den Kurpark. Tausende Schaulustige standen am Weg, der in diesem Jahr wetterbedingt durch die Arkaden zur Wandelhalle führte.
Bereits die Vorstellung der historischen Persönlichkeiten vor dem Ball war wegen des Regens vom Rosengarten in die Wandelhalle verlegt worden. Auch die Gruppe „ Rondo Historica “ tanzte heuer nicht auf der Wiese vor dem Regentenbau, sondern in der überdachten Auffahrt.
Kurzer Einzug, mehr Tanz
Durchs Programm führte am Samstagabend zum zweiten Mal Marcus Lipsius als Hofmarschall. Vor allem bei den Vorstellungen stand er im Mittelpunkt. Choreograph Tino Paunack von „Tinos Dance World“ hatte sich für die einzelnen Elemente etliche Neuerungen ausgedacht.
Unter anderem wurde der Einzug der 21 Persönlichkeiten auf eine halbe Stunde verkürzt. „Wir wollen die Ballgäste noch mehr mitnehmen“, begründet der Tanzlehrer die Änderungen. Zum Konzept gehörte auch, dass sich das Salon-Orchester der Staatsbad Philharmonie Kissingen und die Band „Gloria Sextett“ nahtlos abwechseln und die Ballgäste somit durchgehend tanzen können.
Schließung des Balkons kritisch diskutiert
Gesprächsthema auch beim Ball war die Schließung des Balkons für Besucherinnen und Besucher: Peter Krugs Frau Anna Krug, ehemalige Kreisrätin und aktuell Vorsitzende des Rakoczy-Fördervereins, hatte vor allem für den Rakoczy-Ball weiterhin die Öffnung des Balkons zu einem günstigen Eintrittspreis gefordert.
Sie habe viel Zuspruch für diesen Vorstoß erhalten, berichtete Anna Krug. Unter anderem Freunde und Angehörige der historischen Persönlichkeiten könnten so den Flair des Balles im Regentenbau erleben.
Änderungen aktuell nicht mehr möglich
Die Staatsbad GmbH hatte die Schließung auch damit begründet, dass eine Öffnung des Balkons wegen des erhöhten Personalbedarfs nicht wirtschaftlich sei. „Die Argumente von Frau Krug sowie mögliche weitere konstruktive Hinweise nehmen wir gerne auf und berücksichtigen diese in der Evaluierung und Rückbetrachtung der Ballveranstaltung“, kündigt die Staatsbad GmbH auf Nachfrage an.
Zum Zeitpunkt des Antrags sei der Vorverkauf des Balls bereits seit mehreren Monaten gelaufen, die Hälfte der Tickets sei bereits verkauft gewesen. „Von Änderungen zu diesem Zeitpunkt wurde abgesehen, um die Interessen aller Gäste, insbesondere derjenigen, die frühzeitig Tickets erworben hatten, zu berücksichtigen“, heißt es von der Staatsbad GmbH, die von Stadt und Freistaat Bayern als Gesellschaftern getragen wird.
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