Die Übertragungsnetzbetreiber TenneT und TransnetBW führen seit einigen Tagen Probebohrungen im Bereich Weichersbach - Schwarzenfels durch. Die Bohrungen sollen Aufschluss über die Untergrundbeschaffenheit geben und sind Teil der Umsetzung der umstrittenen Gleichstromtrasse SuedLink. Diese soll unterirdisch verlegt werden und ab dem Jahr 2025 Windstrom aus dem norddeutschen Wilster in das unterfränkische Grafenrheinfeld liefern.
Ein möglicher Trassenverlauf führt durch den Erlenberg zwischen Schwarzenfels und Weichersbach . Dort unterliegt die Kabelverlegung besonderen Kriterien, da es sich hier um ein schützenswertes FFH-Gebiet handelt. Deshalb ist die weitgehend angewandte offene Grabenbauweise hier nicht zulässig. Zum Einsatz käme daher das Horizontalspülbohrverfahren, mit dem die Erdkabel auf eine Länge von bis zu einem Kilometer unter dem Schutzgebiet hindurch geführt werden könnten. Damit, so erklärt Tim Sommers, der für TenneT die Probebohrungen bei Weichersbach mit verfolgt, würde der größtmögliche Schutz für die empfindliche Fauna sicher gestellt werden.
Entscheidung noch nicht gefallen
Tim Sommers ist Referent für Bürgerbeteiligung / SuedLink. Er verwendet beim Ausblick auf die Konsequenzen der Probebohrung bewusst stets den Konjunktiv weil, wie er betont, die Baugrunduntersuchung keinesfalls als Vorfestlegung für den Trassenverlauf verstanden werden solle. Erst nach der Einreichung der vollständigen Planungsunterlagen bei der Bundesnetzagentur und dem Ende der anschließenden Erörterungstermine wird die Entscheidung über den Trassenverlauf durch die Bundesnetzagentur erfolgen, erklärt Sommers. Um dann aber rasch mit der Kabelverlegung beginnen zu können, so Sommers, will man die potenziellen Verlaufskorridore im Vorfeld bereits umfassend untersucht haben.
Dazu treibt nun am Erlenberg eine Brunnenbohrmaschine ein Kernrohr von 15 Zentimetern Durchmesser in des Erdreich. Beim Herausnehmen fördert sie einen eineinhalb Meter langen Bohrkern zutage, der die Untergrundbeschaffenheit realistisch wiedergibt. Immer wieder wird das Rohr bis auf insgesamt 25 Meter Tiefe versenkt und, mit Erdreich gefüllt, wieder hochgeholt. Am Ende geben die aneinandergereihten Bohrkerne Aufschluss über den Bodengrund. Hier, an der Bohrstelle am Erlenberg, ist es ausschließlich Buntsandstein, der zum Vorschein kommt. Das stimmt Tim Sommers und Robin Meier, der für die MOLL-prd GmbH die technische Überwachung im Auftrag von TenneT innehat, zuversichtlich. Für eine mögliche Kabelverlegung wäre hier nach erstem Anschein nicht mit Schwierigkeiten zu rechnen. Weder wasserführende Schichten noch klüftiges Gestein, das später die Horizontalspühlbohrung erschweren könnte, wurden bei der Probebohrung entdeckt.
Sondierungen in 36 Bereichen
Derzeit führt TenneT im gesamten Netz derartige Sondierungen durch. Dabei werden insgesamt 36 Bereiche im Verlauf der möglichen Trasse auf ihre Voraussetzung für eine Horizontal-Unterquerung untersucht. Sommers zeigte sich zuversichtlich, dass die Arbeiten rechtzeitig fertig und die Vorarbeiten Ende 2019 ihren Abschluss finden werden. Die genaue Trassenführung soll dann im Jahr 2020 fest gelegt werden. Danach erfolgt der Bau der Trasse, auf der ab dem Jahr 2025 Gleichstrom mit einer Leistung von zwei Gigawatt unter einer Spannung von 320 000 oder 525 000 Volt unterirdisch auf einer Gesamtlänge von 558 Kilometern von der Nordseeküste nach Grafenrheinfeld transportiert werden soll.