
Alfred Jeurink sieht einen „weißen Fleck“ auf der Karte, wenn er auf das Saaletal blickt. „Wir haben keinen zertifizierten Wanderweg, der von einem übergeordneten Tourismusverband aufgenommen werden könnte“, unterstreicht der Vorsitzende des Vereins Tourismus Fränkisches Saaletal Hammelburg (TFSH). Nördlich der Saale gebe es den „Hochrhöner“ und südlich davon erst in der Main-Region wieder Premium-Wanderwege.
Mit dem Zusammenschluss der Kommunen im Projekt „Frankens Saalestück“ sieht Jeurink schon einen geeigneten Rahmen zur Schaffung eines solchen Wegs. Die Tour könnte zum Beispiel in Bad Kissingen an der Burgruine Botenlauben beginnen, dann entlang der Saale führen und einen Abstecher in die Ramsthaler Weinberge machen. „Der Weg sollte so ausgelegt sein, dass er in mehreren Etappen gelaufen werden kann, dass die Gäste Zeit zur Einkehr haben und abends vielleicht auch mit einem Shuttlebus zurück ins Hotel gebracht werden“, erläutert Jeurink.
Die nächsten Stationen könnten Euerdorf und Aura sein, wo Museum Terra Triassica, Klosterkirche und Ruine lohnenswerte Ziele wären. „Wichtig ist auch, dass die Wanderer von der Höhe immer einen Blick ins Tal werfen können, wo sie herkommen und wo sie hinwollen“, meint der TFSH-Chef. Als weitere Etappenziele empfehlen sich aus seiner Sicht unter anderem die Trimburg, das Stadtmuseum Herrenmühle und Schloss Saaleck.
Um ein solches Projekt zu schultern, sollten möglichst viele Akteure ins Boot geholt werden, neben den Verantwortlichen von „Frankens Saalestück“ zum Beispiel der Rhönklub, Winzer, Gastronomen, Pensionsbesitzer und Hoteliers. „Ziel sollte sein, dass die Gäste nicht nur ein paar Tage hierbleiben, sondern eine ganze Woche“, bringt es Jeurink auf den Punkt. Bei einer Auslastung der Beherbergungsbetriebe von etwa 40 Prozent gebe es offensichtlich noch Luft nach oben.
Spezielle Karte erstellen
Der Wein sollte bei dem Wanderweg eine zentrale Bedeutung einnehmen. Im Saaletal und seinen Nebentälern gebe es hervorragende Weinbaubetriebe, wo die Touristen sich von der Qualität der heimischen Tropfen überzeugen könnten. „Auch muss der Titel Hammelburgs als älteste Weinstadt Frankens stärker als bisher mit Inhalt gefüllt werden“, bekräftigt der Vereinsvorsitzende.
Für das Einrichten der Route ließen sich die bestehenden Wege nutzen. Sie müssten nur entsprechend gekennzeichnet werden. „Neu zu erstellen ist auf jeden Fall eine spezielle Karte, und beworben werden sollte der Weg auch in überregionalen Prospekten“, führt Alfred Jeurink aus. Im November werde es ein Treffen mit anderen Akteuren des Tourismus geben, bei dem der Saaletalwanderweg ein Thema sein solle.
Die Hammelburger Gästeführerin Christiane Schmid spricht sich für einen „Premium-Wein-Wander-Weg“ aus. Für eine Zertifizierung müsse er verschiedene Kriterien erfüllen. „Er muss zum Beispiel durch mehrere Ortschaften führen, in denen es weintouristische Lokale, wie Heckenwirtschaften und Vinotheken gibt“, erläutert Schmid. Neben einer attraktiven Landschaft seien auch gepflegte Wege sehr wichtig.
„In der Region Hammelburg könnte so ein Weg über die Weinberge am Heroldsberg, an den geheimnisvollen Figuren vorbei zum Westheimer Scheinberg und dann über die Feuerthaler Weinberge und das Seeshofer Tal mit seinen kleinen Weinbergslagen zurück nach Hammelburg führen“, regt die Fachfrau an. Das größte Problem für Wanderer sieht sie in der Überwindung der Autobahn. „Man könnte allerdings auch die Saaletalbahn einbinden und zwischen Euerdorf und Westheim oder Hammelburg mit der Bahn fahren“, meint Christiane Schmid.
Bereits Gespräche geführt
Susanne Volkheimer, Projektmanagerin von „Frankens Saalestück“, begrüßt die Zusammenarbeit mit den örtlichen Tourismusvereinen wie dem TFSH. Über einen Wanderweg durchs Saaletal sei bereits gesprochen worden, bestätigt sie. „Die Konzeption wurde mit weiteren Ideen wie zum Beispiel eine zertifizierte Extratour des 'Hochrhöners? oder ein zertifizierter Genusswanderweg im Rahmen des Projektes 'Franken – Wein.Schöner.Land' ergänzt“, erläutert Volkheimer. Schon bald solle hierüber mit dem Verein Naturpark & Biosphärenreservat Bayerische Rhön, der Tourismus GmbH Bayerische Rhön, dem Regionalmanagement der Landkreise, den Rhönklub-Zweigvereinen sowie weiteren örtlichen Vertretern gesprochen werden.
Das Image des Wanderns habe sich seit einigen Jahren stark geändert. „Heute ist es trendig, in der Natur unterwegs zu sein“, weiß sie. Auch die Verbindung von Lebensgenuss und Entdeckerfreude finde immer mehr Anhänger. Angebote zum Klettern, Speedhiking (athletische Form des Wanderns), selbst Sturmwandern in der Rhön setze auf neue, junge und jung gebliebene Zielgruppen.
„Der ökologische Tourismus und insbesondere die Entwicklung von Naturerlebnissen spielen eine immer größere Rolle und hier liegen auch die Chancen für das fränkische Saaletal“, glaubt Susanne Volkheimer.