Klimaschutzmanager Stefan Richter hat es mal wieder geschafft: Er hat Münnerstädterinnen und Münnerstädter aus den verschiedensten Bereichen an einen Tisch, oder besser gesagt an ein Beet geholt, um gemeinsam die erste Staudengrünfläche der Stadt zu bepflanzen. "Ein ganz kleiner Schritt für einen langen Weg", sagte er. Seine Aufgaben als Klimaschutzmanager seien vielfältig, meinte Stefan Richter. Wichtig ist ihm auch ein gutes soziales Klima. Bei der Pflanzaktion war die Stimmung hervorragend.
"Es muss einige grundlegende Änderungen geben", sagt Stefan Richter. Das sei einerseits ein Kataster, also eine Auflistung, was es wo an Grünflächen gibt und wie die künftig aussehen sollen. Der zweite Punkt sei die Neugestaltung. "Wir müssen weg von den Geranien und Co., hin zu den Stauden , die in mehrfacher Hinsicht von Vorteil sind."
Im Rahmen der im Juni begonnenen Erarbeitung eines Grünflächenkonzeptes wurde nun ein "Testbeet" mit Stauden als quasi Schaufenster in die grüne Zukunft Münnerstadts gepflanzt, wie es bald dann auch in den vielen Beeten der Stadt geschehen und aussehen soll.
Dafür hat er in Kooperation mit Stadtpfarrer Pater Markus Reis und der Pfarrei St. Maria Magdalena das kleine Beet direkt vorm Eingang der Stadtpfarrkirche ausgewählt. Denn dieser Platz gehört - zusammen mit dem Deutschherrenschloss, dem Rathaus und den Stadttoren - wohl zu den bekanntesten und vor allem auch von Touristen meistbesuchten Orten. Damit hat er einen sehr hohen Repräsentationswert für Münnerstadt .
"Zusammen mit den Stauden pflanzen wir heute aber auch die Idee der zukünftigen Bürgerbeteiligung für Münnerstadt ein", sagte er gegenüber unserer Zeitung. "Denn wie in der Stadtratssitzung vom 5. Juli vorgestellt, möchte ich ein Netzwerk für bürgerschaftliches Engagement ausarbeiten und koordinieren, um auf diese Weise ein nachhaltiges Angebot zur Teilhabe an kommunalen Aktivitäten und Projekten anzubieten."
Für alle Münnerstädterinnen und jeden Münnerstädter, die sich gerne mit ein wenig ihrer Zeit, Ideen, Kritik, Erfahrungen oder ihres Wissens aktiv in die Gestaltung der Stadt und des gesellschaftlichen Lebens einbringen möchten, sei die Bepflanzung somit der symbolische Auftakt. Denn er habe festgestellt, "dass die Grünflächen in Münnerstadt ein höchst sensibler Indikator für das Bewusstsein, das Selbstverständnis und die Identifikation vieler Bürger zu ihrem Münnerstadt sind. Sie können diese Stadt trennen oder verbinden", sagte er. "Also fangen wir doch am besten genau mit den Grünflächen an."
Zum Spatenstich waren daher Vertreter der Stadt, des Bauhofes, des Stadtrates sowie vor allem Bürgerinnen und Bürger der Stadt eingeladen. "Hierzu gehören mit Mia Hochrein, Jutta Ort und Caroline Schwarz , Sonja Johannes und Luise Meyer-Bieber und die Eheleute Gabriel und Peter Borst. "Mitbürger, die ich im Rahmen meiner Grünflächenkonzepterstellung beispielhaft als engagierte Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt kennenlernen durfte", so Stefan Richter.
Ein erstes Treffen für alle Interessierten am zukünftigen Beteiligungskonzept findet dann am Dienstag, 28. September, um 18 Uhr in der alten Aula statt. Aus organisatorischen Gründen wird über die Veranstaltungsseite der Stadt um eine Anmeldung hierzu gebeten.
"Die Idee kam uns bei einem Gespräch mit dem Klimabeauftragten Stefan Richter zum Thema Grünflächenkonzept beziehungsweise Grünflächenpflege der Stadt Münnerstadt ", sagen Gabi und Peter Borst. "Die Motivation, sich hier ehrenamtlich zu engagieren, ist, eine nachhaltige Alternative zur herkömmlichen Gestaltung von Beetflächen im öffentlichen Bereich aufzuzeigen."
Bei dem gewählten Bepflanzungstyp handele es sich um eine abwechslungsreiche Staudenmischpflanzung, die sich aus verschiedenen Leit- und Begleitstauden sowie bodendeckenden Pflanzen zusammensetzt. Dies solle ein zeitgemäßer Vorschlag zur Umgestaltung von Wechselflorbeeten, Stein- oder Rosenbeeten sein. Im Gegensatz zu den Wechselflorbeeten bleiben diese Pflanzungen dauerhaft erhalten. Sie seien winterhart, pflegeleicht und biologisch sehr wertvoll.
Mitarbeiter des Bauhofs haben sich um die Vorbereitung des Pflanzbeetes gekümmert, die Pflanzfläche rund 30 Zentimeter tief ausgebaggert und mit heimischen Substrat aufgefüllt. Vorteile sind unter anderem eine gute Wasserspeicherung und -durchlässigkeit. Das Substrat sei frei von unerwünschten Samen und biete optimale Wachstumsbedingungen für die Staudenpflanzung.
Ganz wichtig dabei ist die Pflanzenauswahl. "Ziel ist es, ein nachhaltiges , pflegearmes Pflanzenkonzept zu erstellen, das an unsere klimatischen Bedingungen angepasst ist", so Gabi und Peter Borst. Die Pflanzung sei aufwendig und erfordere Fachwissen und Erfahrung. Sie erklären auch, warum sie auf eine Staudenmischpflanzung setzen.
Dabei werde Insektenschutz und Biodiversität optimal umgesetzt, es handele sich um eine artenreiche, vielfältige Pflanzenauswahl. Dabei sind überwiegend heimische Pflanzen aus der Lebensgemeinschaft des Kalktrockenrasens. Das natürlich wirkende Pflanzenbeet blüht von Februar bis Oktober. Gepflanzt werden circa 150 Stauden und im Herbst noch Blumenzwiebeln.
Im Herbst wird außerdem die Beetfläche mit einer Mulchschicht aus Kalksplit abgedeckt, deren Vorteile Gabi und Peter Borst aufzählen. Sie gehen auch auf die Pflege des neuen Beetes ein, die Voraussetzung für eine optimale Entwicklung sei. Gewässert werden muss unter normalen Bedingungen nur in den ersten beiden Jahren. Drei Pflegegänge pro Jahr seien ausreichend.