Seit 2020 nutzen Frauen deutschlandweit die Tage um den 17. Mai, dem Fest der Apostelin Junia, um in Gottesdiensten für eine geschlechtergerechte Kirche einzutreten. Auch 2024 lädt der Katholische Deutsche Frauenbund (kfd) Frauen dazu ein, zu predigen. „So viel Frauen wie noch nie haben sich in diesem Jahr angemeldet“, heißt es auf der Internetseite zum Predigerinnentag. Zusätzlich dazu ermutigt der Diözesanverband des Katholischen Deutschen Frauenbunds Frauen dazu, sich durch Predigten Gehör zu verschaffen.
10 Frauen predigen im Dekanat Bad Kissingen
Im Dekanat Bad Kissingen sind bisher zehn Frauen angemeldet, die ab dem 11. Mai in Wortgottesdiensten und Eucharistiefeiern predigen werden. Eine von ihnen ist Ilona Schneider aus dem Pastoralen Raum Hammelburg. Sie ist seit 20 Jahren in ihrer Gemeinde Diebach als Gottesdienstbeauftragte aktiv. Am kommenden Sonntag wird sie mit Pfarrer Paul Kowol den Gottesdienst gestalten. „Ich habe mich sehr gefreut, dass Pfarrer Kowol der Anfrage zum Predigerinnentag zustimmte.“
Mit ihrer Teilnahme möchte sie ein Hoffnungszeichen setzen, dass sich in der Kirche doch etwas verändern kann, dass Frauen gemeinsam mit Männern am Altar stehen. „Wir Frauen erreichen eine ganz andere Gruppe an Menschen. Wir erleben Familienleben, haben Kinder und Enkel, von diesen Erfahrungen können wir sprechen.“ Sie ist überzeugt: „Der Geist Gottes ist auch auf uns Frauen. Wir können genauso den Geist Gottes spüren und Glaubenstiefe haben wie Priester.“
Frauen haben in der Kirche was zu sagen
Manuela Sauer wird in Weißenbach mit Domkapitular Armin Haas und in Oberleichtersbach mit Domkapitular Albin Krämer gemeinsame Gottesdienste gestalten und predigen. „Es ist mir wichtig, ein Statement zu setzen“, betont die Gottesdienstbeauftragte. Gerade der Muttertag sei gut geeignet zu zeigen, dass es Frauen in der Kirche gibt, die etwas zu sagen haben.
Das sagt das Kirchenrecht
Dass Frauen in der Kirche das Wort ergreifen, ist grundsätzlich nicht neu. Vielerorts predigen Frauen in Wortgottesdiensten, bei Beerdigungen, Wallfahrten oder Andachten. In vielen Gemeinden ist das schon lange eine Selbstverständlichkeit. Doch nach geltendem Kirchenrecht darf die Homilie, eine Predigt, die innerhalb der Eucharistiefeier nach dem Evangelium gehalten wird, nicht von Laien und Laiinnen gehalten werden. Diese Praxis wird von der kfd schon seit vielen Jahren kritisch hinterfragt.
Die Homilie steht zuerst dem Bischof zu, in seiner Abwesenheit dem der Eucharistiefeier leitenden Priester. Der Priester kann die Homilie übertragen – an einen anderen Priester oder einen Diakon, aber nicht an eine Frau, mag sie noch so gut theologisch, liturgiepraktisch und homiletisch ausgebildet sein, wie beispielsweise eine Gemeinde- oder Pastoralreferentin.
„Viele Frauen sind darüber erzürnt und enttäuscht, dass ihnen die Auslegung des Evangeliums durch eine Frau von Seiten des kirchlichen Lehramtes vorenthalten wird“, heißt es in den Ausführungen der kfd. Geradezu absurd sei es, dass ein Priester sich bei seiner Homilie einer publizierten Predigtvorlage von Laien bedienen darf, diese Laiin oder dieser Laie dieselbe Homilie aber nicht der Laienpredigt in der Eucharistiefeier vortragen darf.
Die Haltung des Vatikans
Im Frühjahr 2023 bekräftigte der Vatikan schriftlich, dass die Predigt nach dem Evangelium in der Eucharistiefeier weiterhin Männern, also Priestern und Diakonen, vorbehalten bleibt. Zuvor hatte der katholische Reformdialog Synodaler Weg beschlossen, dass die deutschen Bischöfe eine Ausnahmeregel erarbeiten und genehmigen lassen sollten, damit "qualifizierte Gläubige" in einer Eucharistiefeier predigen dürfen.
Der Überblick - Wer predigt wo und wann im Dekanat Bad Kissingen:
Pastoraler Raum Bad Brückenau:
- 11. Mai, 18 Uhr in Weißenbach: Manuela Sauer mit Domkapitular Armin Haas
- 12. Mai, 8.30 Uhr in Singenrain: Christine Platzer mit Domkapitular Albin Krämer
- 12. Mai, 10 Uhr in Oberleichtersbach: Manuela Sauer mit Domkapitular Albin Krämer
Pastoraler Raum Bad Kissingen:
- 12. Mai, 10.30 Uhr Sternwallfahrt zum Terzenbrunnen: Dialogpredigt Christine Seufert und Pfarrer Gerd Greier
- 12. Mai, 10 Uhr in Haardt/St. Bartholomäus: Karin Holzapfel
- 20. Mai, 10 Uhr in Bad Kissingen/Herz Jesu: ev. Pfarrerin Jacqueline Barraud-Volk und Pfarrer Gerd Greier
Pastoraler Raum Burkardroth:
- 12. Mai, 08.30 Uhr in Gefäll/St. Antonius v. Padua: Lea Brenner
Pastoraler Raum Hammelburg:
- 12. Mai, 08.45 Uhr in Diebach/St. Georg: Ilona Schneider mit Pfarrer Paul Kowol
- 12. Mai, 10 Uhr in Feuerthal/St. Wendelin: Elke Wallrapp
- 18. Mai, 17.30 Uhr in Engenthal/St. Valentin: Monika Hufnagel
- 18. Mai, 19 Uhr in Gauaschach/St. Sebastian: Maria Heckmann und Markus Waite
- 19. Mai, 10 Uhr in Trimberg/St. Elisabeth: Monika Hufnagel
- 19. Mai, 9 Uhr in Pfaffenhausen/St. Leonhard: Maria Heckmann und Markus Waite
- 19. Mai, 10.30 Uhr in Obererthal/St. Antonius: Maria Heckmann und Markus Waite
Domkapitular Armin Haas, Pfarrer in der Pfarreiengemeinschaft Oberleichtersbach/Schondra wird am Sonntag, 12. Mai, um 10 Uhr im Dom in Würzburg in eine Dialogpredigt mit Dr. Cordula Gerlach treten. Der Gottesdienst wird auf dem YouTube-Kanal des Bistums Würzburg live übertragen.
Wer war Junia?
Junia war eine Apostelin, die schon Paulus in seinem Römerbrief (Röm 16,7) erwähnt. Sie war eine der ersten bekennenden Christinnen. Sie wurde wegen ihres Glaubens inhaftiert. Im frühen Mittelalter wurde sie aus den Schriften verbannt, indem man sie zum Mann machte. Junia wurde zu Junias. In den 1970er Jahren gelang der amerikanischen Theologin Bernadette Brooten die Wiederentdeckung der Junia. Doch bis zu ihrer Anerkennung dauerte es noch bis 2016. Seitdem ist Junia in der Einheitsübersetzung der Bibel als Frau benannt. Der Name Junia steht also für ein klassisches Frauenschicksal in einer immer noch von Männern dominierten katholischen Kirche. Junia war jahrhundertelang unsichtbar. (Quelle: kfd, Katholische Frauengemeinschaft Deutschland)