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Maßbach
Prall gefüllte Spielzeit
Am Theater Schloss Maßbach hat die Saison bereits begonnen. Auf die Zuschauer warten spannende Stücke und gern gesehene Klassiker wie das "Sams".
Gerhild Ahnert
 |  aktualisiert: 19.08.2022 21:15 Uhr
Maßbach Auch zum Anschauen präsentierte Anne Maar, Prinzipalin des Theaters Schloss Maßbach, die neue Spielzeit 2016/17, und dazu führte sie ihre Gäste nach dem Pressegespräch in die Werkstätten des Theaters. Peter Piccianis mannshohe Figuren für die Ausstattung des Stücks für Oktober und November, Martin Sperrs "Jagdszenen aus Niederbayern", konnte man da in voller Größe bewundern. Und für eines der beiden Dezemberstücke, Antoine de Saint-Exupérys "Der kleine Prinz", zeigte sie ein winziges, aber feines Bühnenmodell. Das Bühnenbild für das fröhliche Vorweihnachtsstück für die Kinder, eine Theaterfassung von Sven Nordquists "Die Abenteuer von Pettersson und Findus", war in den Händen von Julia Kren zu bewundern.


Voller Tatendrang

Sie ist ab dieser Spielzeit Theaterpädagogin am Theater Maßbach, frischgebackene Absolventin des ersten Abschlussjahrgangs dieses Studienganges an der Universität Regensburg und voller Tatendrang. Sie wird nicht nur den Theaterjugendclub weiterführen, sondern auch den seit März 2016 bestehenden "Caruso-Club", in dem Kinder zwischen 9 und 12 ihre ersten Erfahrungen als Schauspieler machen können. Ende Oktober gibt es schon eine Aufführung, den "Caruso-Parcours", im Schlosspark. Außerdem ist Julia Kren natürlich Ansprechpartnerin für den Kontakt zu den Schulen der Umgebung.


Zusammenarbeit mit Schulen

Im jährlichen Wechsel gibt es jeweils zwei besondere Formen der Zusammenarbeit für einzelne Schulen: Die Theatergruppe oder andere Klasse einer "Patenschule" beobachtet das Entstehen einer Theaterproduktion von Anfang an.
Ist eine Schule hingegen als "Partnerschule" ausgewählt, dann können verschiedene Klassen unterschiedliche Angebote wie Probenbesuche oder Besichtigungen der Spiel- und Produktionsstätten wahrnehmen. Zum ersten Mal ist in diesem Jahr eine Schule des Landkreises Bad Kissingen "Partnerschule des Theaters Schloss Maßbach" geworden, die Schlossbergschule in Nüdlingen.
Das Bühnenbild für den Saisonauftaktpsychothriller "Mordsgedächtnis" von Michael Cooney (Premiere war am Freitag) steht schon auf der Bühne im Intimen Theater. Der Thriller ist Konzept, denn es ist Tradition in Maßbach geworden, dass Kriminalstücke das Publikum mit Spannung in den Herbst und die neue Spielzeit begleiten.
Sperrs "Jagdszenen", in diesem Jahr das traditionell "ernste" Novemberstück, ist schon längst zum Klassiker geworden, war aber bei seinem Erscheinen (als Stück 1965 und Film 1969) noch ein sehr mutiger Weckruf in der Nachkriegsgesellschaft von angeblich "Normalen", da es das Außenseiterschicksal des Homosexuellen Abram in einer ländlichen Gesellschaft zum Thema hat.
Für die Erarbeitung des "Kleinen Prinzen", des angeblichen Kinderstücks, das jeder irgendwie kennt, konnte Anne Maar eine Regisseurin gewinnen, die lange Jahre am Agora-Theater, dem deutschsprachigen Theater in Belgien, arbeitete und von dessen Gründer Marcel Cremer die Methode des "autobiografischen Theaters" übernahm. Anne Maar glaubt, dass es absolut notwendig ist, bei einer Truppe wie den Maßbachern, deren Kern seit Jahren zusammenarbeitet, durch neue Möglichkeiten der Erarbeitung neue Potenziale aufzudecken, wie etwa durch die Bezugnahme der Schauspieler auf die eigene Biografie zum Verstehen und zur Verständlichmachung der Figuren.


Der Gott des Gemetzels

In einer nach Fertigstellung des ursprünglichen Spielplans nötig gewordenen Änderung gibt es von Januar bis März 2017 Yasmina Rezas ebenso spannendes wie humorvolles Erfolgsstück über vier Erziehungsberechtigte um die Prügelei ihrer beiden 11-jährigen Söhne auf dem Schulhof, "Der Gott des Gemetzels".
Nicht ins 19. Jahrhundert führt Rolf Heiermanns Dramatisierung der berühmten Gottfried-Keller-Novelle "Kleider machen Leute". Obwohl er sehr nahe am Text bleibt, ist für ihn der Schneider ein Flüchtling unserer Tage, der wegen seiner Fremdheit als verdächtig wahrgenommen wird.
Susanne Pfeiffer wird das tragikomische Theaterstück nach dem Film "Ziemlich beste Freunde" inszenieren, die Geschichte vom reichen, aber durch einen Unfall behinderten Arroganzling und seinem so völlig anderen Zuwanderer aus der Unterschicht, der sein Pfleger und nach vielen tragikomischen Wirrungen auch Freund wird.
Im Jugendtheater der Maßbacher, dem Theater im Pferdestall, gibt es von Ende April bis Mai eine Bühnenfassung der Erzählung "35 Kilo Hoffnung" von einer der erfolgreichsten französischen Schriftstellerinnen der letzten Jahre, Anna Gavalda, das 2014 auf der Auswahlliste des deutschen Jugendtheaterpreises stand. Es handelt von einer Schülerin, die durch alle Raster und Anforderungen der Schule fällt, aber dennoch den Weg zu ihrem ganz persönlichen Betätigungsfeld findet.


Ein Käfig voller Narren

Wie "Fegefeuer in Ingolstadt" gehört auch das erste Stück auf der Freilichtbühne, die mit ihm am 23. Juni 2017 ihren Vorhang öffnet, "Ein Käfig voller Narren" von Jean Poiret, zum Schwerpunktthema der Maßbacher in der kommenden Saison: Homosexualität und der Umgang der Gesellschaft mit ihr. Gespielt wird die Theaterfassung von 1973, die schon sehr erfolgreich war, bevor Film und Musical die komischen Verwicklungen um die beiden schwulen Besitzer des Nachtclubs "Der Narrenkäfig", und den Sohn des einen Partners auch einem theaterfernen Publikum bekannt und die Geschichte zum Welthit machten.


Das Sams ist zurück

Und endlich ist das Sams zurück: Für Kinder ab 5 Jahren gibt es ab 29. Juni auf der Sommerbühne des Theaters Paul Maars "Eine Woche volle Samstage", das "Ur-Sams", das 1986 ebendort uraufgeführt wurde. Zum 30-jährigen Bühnenjubiläum des Sams stiftet Paul Maar den Schulklassen am Premierentag ein von ihm signiertes Sams-Buch für die Klassenbibliothek.
In schöner Kreisbewegung schließt die Spielzeit ein weiterer Bühnenerfolg von Michael Cooney, "Und ewig rauschen die Gelder", in dem Eric Swan seinen Job verliert und sich durch die aberwitzigsten Lügen und Gaunereien schlägt, um dies seiner Frau zu verheimlichen, was natürlich zu einem Feuerwerk von Verwechslungen, Beinahe-Katastrophen, Situationskomik und einem dramatischen Höhepunkt führt.


Finanzlage gesichert

Zur so wichtigen finanziellen Situation des Theaters konnte Anne Maar berichten, dass sich durch die Initiative von Landrat Thomas Bold eine relativ sichere Lage bei den Zuschüssen ergeben hat, da Bezirk und Landkreise ihre 50 Prozent schon zugesagt haben, was das Land Bayern zur Bedingung für seinen ebenfalls 50-prozentigen Zuschuss gemacht hatte; ein Versprechen, das hoffentlich zugunsten der Besucher dieses einzigen Theaters mit festem Ensemble zwischen Würzburg und Meiningen eingehalten wird.
Während der Besuch der Freilichtbühne in diesem Sommer - wohl auch durch den sehr kühlen Juli und die Großveranstaltungen Fußball-EM und Olympiade - hinter den Erwartungen zurückblieb, konnte das Intime Theater im Schloss einen Zuwachs verbuchen.


Besondere Reihe

Damit die persönliche Bindung der Zuschauer an ihr Theater noch weiter intensiviert wird, gibt es in der kommenden Spielzeit nicht nur weiterhin die "Besondere Reihe" im Kaminzimmer des Schlosses (Auftakt zum Thema "Hypnose" als Begleitabend zu "Mordsgedächtnis" am 5. Oktober 2016, 20 Uhr), sondern auch nach den Aufführungen die Möglichkeit für das Publikum, mit Schauspielern und Machern über das Gesehene zu sprechen, zu diskutieren, sie so auch persönlich kennenzulernen.
Für diese mit interessanten, unterhaltsamen und lustigen Stücken prall gefüllte Spielzeit gibt es weitere Informationen unter www.theater-massbach.de .
Zu den Abonnements im Intimen Theater erfährt man Näheres unter der Buchungstelefonnummer 09735/235 oder über E-Mail: carola.guenzler@theater-massbach.de .
 
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