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Postkutsche langfristig gesichert
bad kissingen Schon 1939 fuhr in der Kurstadt ein gelber Wagen. Nach dem Krieg nahm er zum ersten Mal beim Rakoczyfest 1950 wieder Fahrt auf. Heute gehört die Postkutsche zu Bad Kissingen dazu. Und mit Bad Kissingen verbindet man "draußen in der Welt" die Postkutsche, denn sie ist einzigartig in Deutschland.
Von unserer Redakteurin ISOLDE KRAPF
 |  aktualisiert: 03.12.2006 22:29 Uhr
Sieben "ordentliche Mitglieder" werden sich künftig den Betrag aufteilen, der sich alljährlich im Wirtschaftsplan der "Freunde der Postkutsche Bad Kissingen-Bad Bocklet" als "Verlust" niederschlägt. Denn die Postkutsche kann sich nicht allein aus den Fahrkarten-Erlösen finanzieren, wenngleich auf 165 Fahrten stolze 1400 Fahrgäste jährlich bei der Nostalgie-Fahrt von Bad Kissingen nach Schloss Aschach und Bad Bocklet dabei sind.

Es geht nicht nur um die Wartung der "Berline coupé", sondern auch um das Bereithalten von vier schönen Pferden. Kutscher Hans Körner und Postillion Linus Schneider vervollständigen das nostalgische Ambiente für die Fahrgäste. Bei rund 60 000 Euro hat sich das Defizit inzwischen eingependelt, sagte gestern der neue Geschäftsführer des Vereins, Wolfgang Wimmel (Poppenroth).

Davon übernehmen künftig die Deutsche Post AG 30 Prozent, die Stadt Bad Kissingen 25 Prozent, der Landkreis Bad Kissingen 15 Prozent, die Bayerische Staatsbad Bad Kissingen GmbH und der Bezirk Unterfranken je zehn Prozent sowie der Markt Bad Bocklet und die Staatsbad und Touristik Bad Bocklet GmbH je fünf Prozent.

Alle zogen "an einem Strang"

Bis auf die Bad Bockleter Staatsbad und Touristik GmbH waren alle über Jahre hinweg schon Sponsoren bei der Finanzierung der Postkutsche gewesen. Allerdings musste alle drei Jahre neu über die Beträge verhandelt, ja manchmal sogar gefeilscht werden. Jetzt hätten alle politischen Institutionen "an einem Strang gezogen", es habe nur einstimmige Beschlüsse gegeben, um eine gute Tradition zu erhalten, sagte Oberbürgermeister Karl Heinz Laudenbach gestern. Und es habe Menschen gegeben, die "Herzblut investierten", um das historische Gefährt für die Zukunft zu retten.

Zu ihnen gehört sicher der Vorstandsvorsitzende des neuen Vereins, Postpräsident Werner Scheller (Stuttgart), der sich seit vielen Jahren engagiert für den Erhalt der Linie einsetzt. Auch als die Deutsche Bundespost zur Post AG umfirmierte, machte sich Scheller immer wieder für den gelben Wagen stark. Deshalb war die Unterzeichnung der Satzung gestern im Trausaal des Kissinger Rathauses für ihn ein "Meilenstein für die Zukunft". Im Jahr 1517 fuhr die erste Postkutsche von Wien nach Brüssel, "und hier fährt sie heute noch".

Das "fahrende Museum" versinnbildliche Kultur und Heimat und stärke die Region. Nach Schellers Ansicht werden die Hauptgeschäfte Europas sowieso in der Region gemacht. Und schließlich sei die Postkutsche mit 95 Prozent Auslastung das "am besten genutzte Verkehrsmittel", wiederholte er seinen Lieblings-Slogan.

In Bad Kissingen halte man an Traditionen fest, sagte der Vizepräsident des Bezirkstags, Peter Heusinger. Dazu zähle auch der gelbe Wagen. Inzwischen zahle der Bezirk Unterfranken mehr Geld für die Postkutsche als früher, nicht zuletzt auch deswegen, weil diese auch Werbung für das Bezirks-eigene Schloss Aschach macht.

Jeder kann beitreten

Stellvertretender Landrat Eberhard Gräf sprach von einer "fairen Lastenverteilung", die man ausgehandelt habe. Bürgermeister Wolfgang Back freute sich, dass Bad Bocklet im Vereinsnamen genannt wird und regte an, zur Gründung des neuen Vereins eine Sonder-Briefmarke herauszugeben. Übrigens rechnen die Mitglieder fest damit, dass sich noch zahlreiche weitere "Freunde der Postkutsche" finden. Jeder kann dem Verein beitreten. Der Jahresbeitrag beträgt 100 Euro.

 
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