Seit 2011 konnten Kunden der Postbank im "Bockleter Lädle" ein begrenztes Basisangebot an Finanzdienstleistungen in der Partnerfiliale der Deutschen Post nutzen. Damit ist am 18. Oktober Schluss. "Die Finanzdienstleistungen werden hier zum 19. Oktober aus dem Sortiment genommen", bestätigte die Postbank dieser Zeitung. Eine erste Information über das drohende Ende dieses Angebots erhielt die Staatsbad und Touristik GmbH als Betreiberin des "Lädle" bereits im Frühjahr, teilte Kurdirektor und Geschäftsführer Thomas Beck auf Nachfrage mit. Eine offizielle Kündigung der Postbank folgte fristgerecht.
"Wir haben diesen Service immer gern für unsere Lädle-Kunden gemacht", denkt Staatsbad-Mitarbeiterin Hiltrud Kiesel an die vergangene Zeit zurück. "Unsere Kunden bedauern den Wegfall sehr." Zu ihnen gehört auch der in Großenbrach lebende Stefan Etzkorn, der erst kürzlich beim Gespräch im "Lädle" und den dort verteilten offiziellen Handzettel der Postbank davon erfuhr. "Diesen Service haben die Angestellten mit großem Engagement und großem Wissen täglich und über viele Jahre erbracht. Aber das macht einem 'erfolgreichen Unternehmen' wie der Postbank ja nichts aus", stellt er sarkastisch fest.
Was Etzkorn besonders kritisiert ist die Tatsache, dass die Lädle-Angestellten ihre Kunden selbst informieren müssen. "Warum gibt es keine Mitteilung für die Haushalte in der nahen Umgebung per Postwurf?", fragt der Senior in seiner Email an die Zeitung. Bis heute habe es nicht einmal im gemeindeeigenen Nachrichtenjournal "Prisma" eine entsprechende Information gegeben. Kurdirektor Beck verweist hierzu auf die frühzeitige Information der Postbank-Kunden seit Anfang September im "Lädle". Die Staatsbad GmbH als Vertragspartnerin und die Gemeinde hätten darüber hinaus nichts veranlasst, da "die Pressearbeit für solche Angelegenheiten von der Deutschen Post gesteuert wird".
In seiner ausführlichen Stellungnahme bestätigte Oliver Rittmaier als Pressesprecher der Postbank das Ende des Finanzdienstleistungsangebots in Bad Bocklet und begründete dies mit mangelnder Wirtschaftlichkeit.
"Die unter anderem durch die Digitalisierung ausgelöste Veränderung im Kundenverhalten führt dazu, dass Postbank und Deutsche Post regelmäßig ihr Filialnetz in Bezug auf Kundenverkehr, Produktnutzung und auch Kosten überprüfen." Der Aufwand müsse in einem ausgewogenen Verhältnis zum Ertrag stehen. Diese Prüfung würde in manchen Fällen zum Ergebnis führen, dass die Bankdienstleistungen nicht mehr wirtschaftlich nachhaltig angeboten werden könnten. "Wo dies der Fall ist, verständigen sich die Postbank und die Deutsche Post , diesen Service aus der Partner-Filiale herauszunehmen." Dies ist nun in Bad Bocklet der Fall. Weiter verweist die Postbank in ihrer Stellungnahme auf die nächste Bankfiliale im Postamt Bad Kissingen (Münchner Straße 1) mit vollständigem Service-Angebot der Postbank sowie auf die Partner-Filialen der Deutschen Post bei Elektro Pfülb in Bad Kissingen (Dummentaler Weg 2) und in der Buchhandlung "Tintenfässchen" in Münnerstadt (Veit-Stoß-Straße 6) mit gleichem Basisangebot wie bisher in Bad Bocklet . Im Staatsbad würden zudem die Supermärkte Netto und Penny das Cashback-Verfahren zur Auszahlung von Bargeld anbieten.
"Lebensqualität geht verloren"
Doch diese Alternativen befriedigen den Postbank-Kunden Stefan Etzkorn in keiner Weise. Sollen die älteren Bockleter erst mit dem Bus nach Bad Kissingen fahren, um an Bargeld zu kommen? Oder sollen sich Autofahrer vor dem Bad Kissinger Postamt "einen der zahlreichen Parkplätze aussuchen", fragt er voller Ironie, "und dann in der langen Schlange im Postamt stehen?" Auch den Hinweis auf das Cashback-Verfahren "finde ich ja toll", ärgert sich der Senior weiter. Um im Supermarkt Bargeld ausbezahlt zu bekommen, müsse er ja schließlich dort erst etwas einkaufen. Etzkorn: "Schon wieder geht auf dem flachen Land ein Stück Lebensqualität verloren."