
Endlich hat der Frühling angefangen – für Menschen, die eine Allergie gegen Pollen haben, ist das nur bedingt eine gute Nachricht. Sie verbringen die meiste Zeit tagsüber niesend und schniefend, nachts können sie oft nicht richtig schlafen.
Mit fliegenden Hasel- und Erlenpollen beginnt die Heuschnupfenzeit für einige Allergiker teilweise schon im Dezember und kann – vorwiegend bei Gräsern – bis in den Oktober hinein reichen. „Die Pollenflugzeiten verschieben sich zusehends und treten früher auf“, erklärt Bernd Seese, ärztlicher Direktor und Chefarzt der Pneumologie am Thoraxzentrum in Münnerstadt.
Gründe dafür sieht er vornehmlich in den Umweltbedingungen: „Der Klimawandel hat einen entscheidenden Einfluss auf den Pollenflug . Die Winter werden wärmer, es gibt Veränderung im Wachstum verschiedener Pflanzen und die Luftqualität von allem in Stadtzentren ist schlecht.“
Neue Baumkreuzungen blühen früher
Vor allem die Frühblüher wie Birke, Erle und Hasel sind aggressive Arten, unter denen besonders viele Menschen leiden. „Es gibt aber auch neue Baumkreuzungen, wie beispielsweise die Purpur-Erle, einer Kreuzung aus der japanischen und der kaukasischen Erle, die deutlich früher blüht“, so der Allergologe.
Leiden deshalb mehr Menschen unter einer Pollenallergie ? „Es gibt anhaltend viele Patienten, die wegen einer Pollenallergie in unsere Praxis kommen“, berichtet der Dermatologe Heiko Poppe, der in Bad Kissingen eine Hautarztpraxis führt, „wir können keine drastische Steigerung der Patientenanzahl verzeichnen, aber das Bewusstsein für die Krankheit ist gestiegen.“
Am Thoraxzentrum in Münnerstadt wird eine Zunahme asthmatischer Erkrankungen beobachtet: „Oft liegt das auch an der Entwicklung des Immunsystems in der Kindheit. Früher haben Kinder mehr draußen gespielt und haben dabei ein bisschen Dreck abbekommen, mit dem sich der Körper auseinandersetzen musste. Heute gehen viele Kinder nicht mehr genug raus, werden täglich gebadet, da ist das Immunsystem nicht so tolerant. Auch das Stillen wirkt sich positiv aus“, sagt Bernd Seese.
Konzentrationsmangel durch schlechten Schlaf
Typische Beschwerden von Heuschnupfengeplagten sind gerötete, tränende Augen, eine juckende, verstopfte Nase, Fließschnupfen, Niesattacken und Anzeichen für Asthma . „Zudem schläft der Betroffene schlechter und ist dementsprechend tagsüber unkonzentrierter“, erläutert Heiko Poppe.
Weitere Allergien verhindern
Als Therapiemöglichkeiten gäbe es zum einen eine symptomunterdrückende Behandlung mithilfe von Augentropfen, Nasensprays und Antihistaminika. „Zum anderen gibt es eine spezielle Immuntherapie, die die eigentliche Allergie an den Wurzeln packt“, informiert Poppe.
„Diese Therapie, den auch Desensibilisierung oder Hyposensibilisierung genannt wird, erfolgt über drei Jahre hinweg entweder subkutan, also durch Injektionen unter die Haut oder sublingual, das heißt mithilfe von Tabletten oder Tropfen, die unter die Zunge gegeben werden.“
Wenn die Diagnose gesichert ist, komme es in der Regel nach drei Jahren zu einem Rückgang der Beschwerden und auch das Auftreten weiterer Allergien sei geringer. „Die Gefahr eines Etagenwechsels, also das Übergreifen von Augen und Nase auf Lunge kann sich dadurch ebenfalls reduzieren“, so der Dermatologe.
Für Hausmittel wie täglich einen Löffel Honig aus der Region einnehmen, gibt es keine gesicherten wissenschaftliche Daten. Aber: „Wenn es hilft und keine Nebenwirkungen hat, ist es gut. Da spielt auch immer die Psyche mit eine Rolle“, meint Bernd Seese, „wenn es nicht hilft, sollte man solche Hausmittel aber auch einstellen.“
Kontakt mit Pollen reduzieren
Grundsätzlich sollten Allergiker den Kontakt mit Pollen so gut es geht vermeiden. „Das heißt abends Haut und Haare abduschen, die Tageskleidung nicht im Schlafzimmer lagern, lieber, nachdem es geregnet hat, lüften. Auch Pollenfilter für Haus und Auto können sinnvoll sein“, rät Poppe. „Ansonsten sollte man die Bepflanzung im Garten oder auch die Strecke des Spaziergangs nach der Allergie ausrichten“, empfiehlt Seese. Den Pollen entfliehen, könne man ja nicht.
Eine der Messstationen des Deutschen Polleninformationsdienstes befindet sich am Thoraxzentrum in Münnerstadt. Weitere Informationen zum PID finden Sie unter: pollenstiftung.de
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