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Bad Kissingen
Andreas Kaiser in Frankreich im Einsatz: Polizist aus Bad Kissingen macht Olympia sicher
Andreas Kaiser, Polizeihauptkommissar und Stadtrat, unterstützt drei Wochen lang die französischen Kollegen und Kolleginnen. Im Interview erzählt er einen Tag vor Abflug, warum er keine Angst hat.
Polizeihauptkommissar Andreas Kaiser aus Bad Kissingen unterstützt die französische Polizei während der Olympischen Spiele.       -  Polizeihauptkommissar Andreas Kaiser aus Bad Kissingen unterstützt die französische Polizei während der Olympischen Spiele.
Foto: Markus Seifert | Polizeihauptkommissar Andreas Kaiser aus Bad Kissingen unterstützt die französische Polizei während der Olympischen Spiele.
Susanne Will
 |  aktualisiert: 05.12.2024 02:38 Uhr

Am 26. Juli 2024 beginnen die Olympischen Spiele in Frankreich. Die Sicherheitsmaschinerie läuft seit Tagen auf Hochtouren. Es gilt die höchste Sicherheitsstufe, die Angst vor Anschlägen ist groß. Deshalb hat Frankreich 46 befreundete Länder um die Entsendung von etwa 2000 Polizistinnen und Polizisten zur Unterstützung gebeten.  Einer von ihnen ist Andreas Kaiser aus Bad Kissingen. Er wird in Marseille im Einsatz sein. 

Der Stadtrat ( Freie Wähler ) ist Polizeihauptkommissar und Leiter der Fahndungs- und Ermittlungsgruppe der Verkehrspolizei Schweinfurt-Werneck. Aus Bayern wird,  wie das Innenministerium in München mitteilt, eine  "niedrige zweistellige Zahl an Einsatzkräften" nach Frankreich entsendet. Die deutschen Polizisten werden mit den rund 45.000 französischen Kolleginnen und Kollegen auf Streife gehen und besonders für deutsche Touristen Ansprechpartner sein. Um die Spiele so sicher wie möglich zu machen, wird die französische Regierung laut spiegel.de auch 18.000 Soldaten mobilisieren und bis zu 22.000 private Sicherheitskräfte einsetzen. Einen Tag vor der Abreise haben wir mit Andreas Kaiser gesprochen. 

Herr Kaiser, comment ça va?

Tres bien, et vous?

Ça va! Und jetzt müssen wir ins Deutsche wechseln, mein Französisch ist sehr so lala. Wie steht es um Ihre Kenntnisse?

Tatsächlich sind die nicht so schlecht. Ich bin ausgewiesener Frankreich-Fan und verbringe mit meiner Familie dort viele Urlaub.

Mit Urlaub hat das, was auf Sie zukommt, wenig zu tun.

Stimmt. Deshalb habe ich mir auch noch ein Buch mit dem Titel „Französisch für Polizeibeamte “ gekauft. Es ist etwas anderes, ob ich mir Essen bestelle oder jemanden drauf hinweise, dass er gerade eine Ordnungswidrigkeit begangen hat.

Welche Rechte und Befugnisse haben denn die internationalen Polizisten, die Frankreich in den kommenden drei Wochen unterstützen?

Gute Frage, denn: Die Details erfahre ich am Mittwoch bei der ersten Besprechung vor Ort. Bislang weiß ich, dass wir die gleichen Voraussetzungen für einen Schusswaffengebrauch haben wie die Franzosen, wie auch für das, was wir „unmittelbaren Zwang“ nennen.

Hoffen wir mal, dass Sie genau das nie umsetzen müssen.

Ja, das hoffen wir alle. Allerdings sind wir ausländischen Polizisten immer im Team mit einem französischen Kollegen oder einer Kollegin. Es wird also nicht so sein, dass ein polnischer Beamter mit einem deutschen zusammen auf Streife geht.

Sie haben also noch gar keine Ahnung, wie Ihr Alltag aussehen wird?

Nein, habe ich noch nicht. Außer, dass ich im Bereich „public safety“ eingesetzt werde. Das heißt, dass ich mit den französischen Kollegen und Kolleginnen Präsenz zeige, um auch das subjektive Sicherheitsgefühl der Besucher der Olympischen Spiele zu stärken. Daneben fungieren wir als Ansprechpartner vor allem für deutsche Touristen und Touristinnen.

Sind Sie denn gut von den französischen Kollegen zu unterscheiden? In Frankreich und Deutschland tragen Polizisten blaue Uniformen.

Auf unserem Rücken und vorn auf der Brust steht sehr groß „ Polizei “, nicht Policia oder Police, ich glaube, das erkennen die Menschen.

Das steht auch auf der Schutzweste. Die ist obligatorisch, Frankreich hat nach dem jüngsten Anschlag auf einen Soldaten, der ebenfalls für den Schutz der Olympischen Spiele abgestellt war, die höchste Sicherheitsstufe ausgerufen. Die Sorge, dass Attentäter die Spiele für einen Anschlag nutzen könnten, ist weltweit groß. Wie sehr sorgen Sie sich um Ihre eigene Sicherheit?

Ganz ehrlich: gar nicht. Wirklich überhaupt nicht. Ich verschwende keinen Gedanken daran. Denn: Es ist nicht anders, als wenn ich in Deutschland meinen Dienst mache. Ich habe im Rahmen meines Dienstes schon gefährliche Situationen erlebt, ich habe keine Angst. Hätte ich die, würde ich nicht gehen.

Geht es Ihrer Frau Anja ähnlich?

Ja. Sie ist sorglos. Sie wünscht mir eine fantastische Zeit in Marseille.

Wollten Sie in diese Stadt?

Ja, unbedingt. Das ist mir lieber als Paris, an der Küste ist der Himmel blauer, die Luft besser.  Ich bin ein großer Frankreichfan.

Hatten Sie Mitsprache beim Einsatzort?

Marseille war mein Lieblingsort und ich habe genau dort einen Platz in der Mission gefunden – das ist großartig. Manche Kollegen haben sich auf vier Missionen innerhalb der Olympischen Spiele beworben, ich nicht.

Aber bevor jetzt mit Sonne, Strand und Meer ein falscher Zungenschlag ins Gespräch kommt: Es ist kein Urlaub.

Nein, auf keinen Fall. Es ist Schichtdienst, ähnlich wie in Deutschland. An drei Tagen arbeiten wir jeweils zwölf Stunden, dann haben wir drei Tage frei. In diesen freien Tagen werde ich mir die Provence anschauen, natürlich freue ich mich auch darauf.

Marseille gilt als Hotspot für „normale“ Kriminalität. Ermitteln Sie mit?

Ja, wir sorgen dort auch für Ordnung, wobei ich aber sicherlich nicht an Razzien teilnehmen werde. Dafür gibt es eigene Kräfte. Wir sind zur Unterstützung da, weil die französische Polizei während der Olympischen Spiele alleine überlastet wäre. Und daneben sind wir Polizisten zum Ansprechen und Anfassen für die Besucher der Spiele, wenn man so will. In Marseille finden Fußballspiele sowie die Wettkämpfe im Surfen und Segeln statt.

Andreas Kaiser, Stadtrat und Polizeihauptkommissar, unterstützt die französische Polizei während der Olympischen Spiele. Seine Frau Anja freut sich für ihn, dass er diese Erfahrung machen darf.       -  Andreas Kaiser, Stadtrat in Bad Kissingen und Polizeihauptkommissar, unterstützt die französische Polizei während der Olympischen Spiele. Seine Frau Anja freut sich für ihn, dass er diese Erfahrung machen darf. Zwei Tage vor Abflug besuchten die beiden noch das Abschlusskonzert des Kissinger Sommers.
Foto: Susanne Will | Andreas Kaiser, Stadtrat in Bad Kissingen und Polizeihauptkommissar, unterstützt die französische Polizei während der Olympischen Spiele. Seine Frau Anja freut sich für ihn, dass er diese Erfahrung machen darf.

Auf was freuen Sie sich am meisten?

Der Einsatz unterscheidet sich komplett von meinem Alltag, so trage ich mal wieder Uniform, was ich in meinem Job in Werneck nicht brauche. Ich freue mich auf die Begegnungen mit Polizistinnen und Polizisten aus 40 Nationen. In meinem Hotel leben Kroaten, Spanier, Rumänen, Italiener und Deutsche.

Allerdings müssen Sie dafür aufs Rakozcy-Fest verzichten.

Ja, und das ist für mich, der noch keines in den letzten Jahrzehnten verpasst hat, ein echter Wermutstropfen.

Dann bleibt mir nur, Ihnen alles Gute zu wünschen – kommen Sie gesund wieder.

Danke, ich tue mein Bestes.

 
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