
Helm auf, Handschuhe an und rauf auf den Bock. Ein Tag auf dem Bike gehört für viele Leute aus gutem Grund zu einer der schönsten Beschäftigungen an einem warmen Sommertag. Denn vom Motorrad aus kann man die Rhön mit ihren offenen Fernen und den teils verschlungenen Landstraßen besonders schön erfahren. Nicht nur in der näheren Umgebung ist das Mittelgebirge für wunderschöne Routen bekannt. Touristisch ein Pfund, mit dem sich wuchern lässt, doch es gibt auch Probleme.
Zwischen dem Ortsteil Kothen und Motten mäandert die ehemalige B27 (heute Staatsstraße 2790) in engen Kurven und langgezogenen Bögen hinauf zur Wasserscheide und auf der anderen Seite wieder hinunter. Der Abschnitt ist so attraktiv für Motorradfahrer, dass viele im Ort wieder umdrehen, um ihn gleich noch Mal zu fahren. Und nicht selten wird es dabei mit der Geschwindigkeitsbegrenzung schon im Ort nicht ganz so genau genommen.
Als Rennstrecke missbraucht
„Der Streckenabschnitt wird häufig als Rennstrecke missbraucht“, erzählt Mottens Bürgermeisterin Katja Habersack (Wählergemeinschaft). „Die Lärmbelastung für die Bevölkerung ist an manchen Tagen nicht tragbar.“
Seit der Fahrbahnbelag vor einigen Jahren erneuert wurde, hat sich das Problem noch verschärft. „Sonntags im Garten zu sitzen, ist dann nicht mehr so entspannend“, erklärt Habersack die Verärgerung der Anwohner.
„Teilweise kommen die Motorradfahrer, stellen am Straßenrand ihre Kameras auf und fahren dann immer wieder hoch und runter“, berichtet Florian Leimbach von der Pressestelle der Polizei . Die Filme mit den waghalsigsten Manövern generieren nämlich die meisten Aufrufe auf Videoplattformen oder sozialen Medien wie Facebook und Co. Ein nicht ganz ungefährlicher Trend. Schnell kann da auch ein Überbietungswettbewerb entstehen.
Am Ortsausgang Kothen hatte die Polizei an einem Sonntag gegen Mittag einen Kontrollpunkt eingerichtet, um auffällige oder zu schnell fahrende Biker herauszuwinken. Bei der Aktion achteten die Beamten der Inspektion Bad Brückenau aber auch auf nicht zulässige technische Veränderungen an den Motorrädern. Beispielsweise, ob der sogenannte „DB-Killer“, ein auswechselbares Bauteil in der Abgasanlage, das die Schallemissionen unter den erlaubten Grenzwert drückt, modifiziert wurde, oder ob denn überhaupt noch einer eingebaut ist, wie Leimbach im Gespräch mit dieser Zeitung erklärte.
„Ärgerlich ist es natürlich, wenn die Tour durch so eine Kontrolle unterbrochen wird”, äußert sich ein junger Biker aus der Fuldaer Gegend. Dennoch habe er Verständnis für die Aktion, die am Ende hoffentlich „die Richtigen“ treffe.
Neun Motorradunfälle in drei Jahren
Die Kontrollen sollten jedoch nicht der „Abzocke“ dienen. Primär möchte die Polizei mit solchen Kontrolltagen zur Sensibilisierung der Verkehrsteilnehmer beitragen. Ein Appell an die den gesunden Menschenverstand, sozusagen.
Es geht auch darum, Unfälle zu vermeiden. In den vergangenen drei Jahren waren unter den 26 auf diesem Stück aufgenommenen Unfällen neun Motorradunfälle , meistens mit Schwerverletzten.
Dass Appelle an die Vernunft alleine aber leider nicht immer ausreichen, stellte gleich zu Beginn ein Biker unter Beweis. Frisch aufgeklärt, kaum aus der Kontrollstelle heraus gefahren, fuhr er nur wenige Kurven weiter an der Wasserscheide mit deutlich überhöhtem Tempo in die Lasermessung. Ein anderer wiederum hatte die erlaubten 70 Stundenkilometer beinahe doppelt auf seinem Tacho. Er wurde mit satten 137 km/h gemessen, was laut Bußgeldkatalog zwei Monate Spazierengehen bedeutet.



