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Hammelburg
Polizei Hammelburg: Appell zum Helm-Tragen geht viral
Der siebenjährige Gregor hat sich bei einem Fahrrad-Unfall am 6. September schwer verletzt, aber der Helm auf dem Kopf verhindert Schlimmeres. Polizeipräsidium und Familie rütteln auf sozialen Medien Helmverweigerer wach.
Die beiden Polizisten Florian Lechner (links) und Hubert Koch (Verkehrserzieher der Polizeiinspektion Hammelburg) besuchten Gregor nach seinem Unfall und brachten Geschenke mit.       -  Die beiden Polizisten Florian Lechner (links) und Hubert Koch (Verkehrserzieher der Polizeiinspektion Hammelburg) besuchten Gregor nach seinem Unfall und brachten Geschenke mit.
Foto: Christian Pörtner | Die beiden Polizisten Florian Lechner (links) und Hubert Koch (Verkehrserzieher der Polizeiinspektion Hammelburg) besuchten Gregor nach seinem Unfall und brachten Geschenke mit.
Ralf Ruppert
 |  aktualisiert: 17.08.2022 03:25 Uhr

Mehr als 800 Likes und 70 Kommentare hat ein Facebook-Post des Polizeipräsidiums Unterfranken innerhalb von nur einem Tag bekommen. Unter der Überschrift "#Kopfentscheidung" geht es um das Tragen eines Fahrradhelms. Vorgestellt wird der Fall des siebenjährigen Gregor aus Diebach, der am 6. September einen schweren Fahrradunfall hatte. "Wer weiß, was ohne Helm passiert wäre", sagt seine Mutter Sandra Müller. Deshalb sei sie auch so froh über die ausschließlich positiven Reaktionen auf Facebook . "Ich freue mich über jeden, der aus dem Unfall lernt", sagt die 45-Jährige. Dadurch habe ein eigentlich schrecklicher Tag doch auch einen sinnvollen Aspekt.

Den 6. September 2021 wird Sandra Müller wohl nie vergessen. Gregor war bei einem Freund zum Spielen. Als sie sich mit dem Fahrrad auf den Weg machten, sei kein Erwachsener dabei gewesen. "Unsere Kinder mussten schon immer Helm tragen", erzählt Sandra Müller von Gregor und seiner zwei Jahre älteren Schwester. Auch als Eltern seien sie sich ihrer Vorbild-Funktion bewusst und tragen Helm. "Ich bin so froh und dankbar, dass das für ihn so normal ist, dass er es auch ohne uns macht."

Denn beim Ausflug mit seinem Freund stürzt Gregor gegen 19 Uhr schwer. Die Ursache kennen die Eltern bis heute nicht. "Gregor selbst hat keine Erinnerungen an den Unfalltag ", erzählt seine Mutter. Und gesehen habe den Sturz niemand. "Es hat schlimm ausgesehen, auch die Sanitäter befürchteten das Schlimmste", erzählt Sandra Müller von der Erstversorgung. Gregor sei auf die rechte Seite gefallen, die Sanitäter gingen von Knochenbrüchen aus. Mit dem Hubschrauber ging es nach Würzburg in die Klinik , die erste Nacht verbrachte Gregor auf der Intensivstation .

Zum Glück stellte sich heraus, dass der Siebenjährige mit Prellungen, starken Schürfwunden und einer schweren Gehirnerschütterung davon gekommen war. "Wir wissen nicht, ob er es ohne Helm überlebt hätte", fasst Sandra Müller die Gespräche mit Ärzten zusammen. Auch im Polizeibericht heißt es: "Glücklicherweise trug er einen Fahrradhelm, welcher laut dem Notarzt deutlich Schlimmeres verhindert hatte." Vier Nächte verbrachte Gregor im Krankenhaus , danach ging es heim nach Diebach.

Die körperlichen Beschwerden seien mittlerweile schon weit ausgeheilt, aber die Sorgen der Eltern bleiben: "Am Anfang war ich nur froh, dass nichts Schlimmeres passiert ist, aber jetzt sehen wir natürlich die Spätfolgen", beschreibt Sandra Müller die schwierige Situation, und: "Wir haben unseren alten Gregor noch nicht zurück." Der Siebenjährige vergesse oft Dinge, die wenige Minuten zuvor passiert seien, müsse lange überlegen, könne sich schwer konzentrieren. "Wir lassen das weiter medizinisch abklären", sagt die Mutter, die Ärzte hätten schon angekündigt, dass es noch einige Zeit dauern könne, bis alle Folgen des Unfalls ausheilen. "Das Hirn braucht einfach noch Zeit, es ist gerade mit wichtigerem beschäftigt", sagt seine Mutter.

Am Donnerstag war Gregor zum ersten Mal wieder für zwei Stunden in der Schule. In seine 2. Klasse durfte er auch ein ganz besonderes Kuscheltier mitnehmen: Am Tag davor hatte Gregor Besuch von Beamten der Polizeiinspektion Hammelburg bekommen, die ihm unter anderem einen Teddybären schenkten. Getauft wurde er "Polibär". "Gregor hat sich riesig gefreut", berichtet Sandra Müller. Die Familie stimmte auch spontan zu, dass der Unfall bekannt gemacht wird. Auf Facebook schreibt sie selbst: "Bitte erzählt euren Kindern davon, wie wichtig der Helm ist. Er rettet Leben!"

"Schock unseres Lebens"

Auch auf ihrer privaten Seite teilte sie den Post der Polizei . "Vor zwei Wochen erlebten wir den Schock unseres Leben", heißt es darin, und: "Sein Kind da auf der Straße liegen zu sehen, war eines der schlimmsten Momente in unserem Leben." Selbst in den sonst oft kritischen sozialen Netzen stößt das Thema überall auf positive Resonanz. Viele User wünschen natürlich gute Besserungen. Aber auch die Botschaft zum Helm kommt an: "Danke fürs Wachrütteln", schreiben Fahrradfahrer und nehmen sich vor, wieder öfter Helm zu tragen. "Das hört sich ja schlimm an. Aber dennoch zeigt die Geschichte, dass es auch noch gute Menschen gibt auf unserer Erde!" lautet ein anderer Kommentar.

Auch den Besuch der Polizei loben viele: "Für mich bedeutet Polizei ein Stück Respekt. Wenn die noch menschlich sind, dann Hut ab", schreibt eine Userin auf der Facebook-Seite des Polizei . "Danke für diese schöne Nachsorge. Ihr seid die Besten!", heißt es weiter zum Besuch der Polizei . Oder: "Ihr seid Spitze, passt auf euch auf und bleibt gesund, wir brauchen euch noch!" Andere danken für "die tolle Geste" oder "den beherzten Einsatz". Und nicht ganz ernst gemeint, sondern mit einem Zwinker-Smiley versehen ist der Kommentar unter dem Bild von Gregor mit den Polizisten und seinem Polibär: "Wie süß. Da möchte man glatt selbst vom Fahrrad fallen." Und viele Kommentare zeigen, dass die wichtigste Botschaft des Posts bei allen angekommen ist. Beispiel: "Und auch hier zeigt sich wieder, wie wichtig es ist, beim Fahrrad fahren einen Helm zu tragen."

 
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