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Bad Kissingen
Play The Market: Mit Bio-Riegel zum Halbfinale
Schüler des Jack-Steinberger-Gymnasiums Bad Kissingen stehen bei einem Wirtschaftsplanspiel unter den Besten Bayerns.
Florian Koberstein, Franziska Wedler und Theresa Kohl haben Werbeslogan und Verpackung ihres Müsliriegels in Eigenregie gestaltet.  Foto: B. Borst       -  Florian Koberstein, Franziska Wedler und Theresa Kohl haben Werbeslogan und Verpackung ihres Müsliriegels in Eigenregie gestaltet.  Foto: B. Borst
| Florian Koberstein, Franziska Wedler und Theresa Kohl haben Werbeslogan und Verpackung ihres Müsliriegels in Eigenregie gestaltet. Foto: B. Borst
Benedikt Borst
 |  aktualisiert: 19.08.2022 14:55 Uhr
Franziska Wedler, Theresa Kohl und Florian Koberstein sind Geschäftsführer der mittelständischen Weko GmbH und produzieren Öko-Müsliriegel. Zumindest in der Theorie. Sie entscheiden, ob sie Mitarbeiter einstellen oder entlassen, wie viele Auszubildende beschäftigt werden, sie legen die Investitionen fest und kalkulieren den Wareneinkauf. Sie kümmern sich aber auch um Gesundheitsförderung und Weiterbildung ihrer Angestellten. "Das fördert das Firmenimage", erklärt Kohl. Passend zum Bio-Müsliriegel, den sie produzieren.

Die drei besuchen die elfte Jahrgangsstufe am Jack-Steinberger-Gymnasium und konkurrieren mit 2000 anderen Schülern in dem bayernweiten Wirtschaftsplanspiel "Play the market". Das Grundprinzip: Baue online ein fiktives Unternehmen auf und manage es erfolgreicher als die anderen Wettbewerber.


Lernen fürs Leben

"Ich hatte bereits in der Realschule Betriebswirtschaftslehre und Rechnungswesen. Da bietet sich das an", sagt Koberstein. Er ist wie die beiden Mädchen auch 2015 von der Realschule ans Gymnasium gewechselt. Dort besuchen sie aktuell gemeinsam eine von drei Wirtschaftsklassem - "weil es interessanter ist" (Wedler) und "weil man mit Wirtschaft mehr im Leben anfangen kann" (Kohl).


Zum Halbfinale nach Nürnberg

An dem Planspiel nehmen sie teil, weil sich ein gutes Abschneiden später auch in einer Bewerbung bezahlt machen könnte und "weil es sich interessant angehört hat", meint Wedler. Außerdem winken attraktive Preise. Die bayernweit 2000 Schüler treten verteilt in 30 Märkten mit jeweils 20 Teams gegeneinander an. Wer sich in seinem Markt durchsetzt und es bis zum Finale nach München schafft, hat die Chance, einen Städtetrip nach New York zu gewinnen. Die Weko GmbH hat sich als einzige von drei Gruppen des Jack-Steinberger-Gymnasiums zum Halbfinale in Hersbruck qualifiziert. Damit stehen sie unter den besten 40 von 600 bayerischen Teams.


Verständnis für den Chef

"Das ist eine beachtliche Leistung. Das Team hat seine Leistung sehr konstant gehalten", lobt Wirtschaftslehrerin Kathrin Götz, die die drei Schüler betreut. Alle Firmen in dem Spiel verkaufen Müsliriegel. "Die Schüler mussten sich vorher eine gute Strategie überlegen, wie sie ihre Marktposition ausbauen können", sagt sie. Die Taktik, auf ein hochwertiges Bioprodukt zu setzen, sei für Wedler, Kohl und Koberstein aufgegangen.

Ralf Hofmann ist Referent für Existenzgründung und Unternehmensförderung bei der IHK-Mainfranken. Dass Schüler ein Interesse an unternehmerischer Perspektive zeigen und ihnen diese in Planspielen nahe gebracht wird, hält er für wichtig. "Nicht weil Abiturienten gleich nach der Schule ein Unternehmen gründen, sondern weil ihnen Möglichkeiten an die Hand gegeben werden, es später zu tun", erklärt er. Auch wer sich nicht selbstständig macht, profitiere von wirtschaftlichen Planspielen. "Es hilft einem als Mitarbeiter, den Chef und das Unternehmen zu verstehen."


Unterricht zu theorielastig?

Vor rund zwei Jahren hatte ein Tweet einer Kölner Schülerin eine deutschlandweite Diskussion über die praxisferne Schulbildung angestoßen. Der Tenor damals: Schüler sind nicht in der Lage, eine Steuererklärung zu erstellen, dafür aber eine Gedichtanalyse in mehreren Sprachen. Der IHK-Experte findet, dass von einer Schule nicht verlangt werden kann, einen jungen Menschen auf alle Anforderungen im Leben vorzubereiten. Dafür ist die heutige Arbeitswelt und Gesellschaft zu komplex. "Die Schule muss Grundlagen vermitteln. Zu verlangen, dass sie beibringt, wie ich beispielsweise eine Steuererklärung auszufüllen habe, geht zu weit", meint Hofmann. Natürlich sei es aber positiv, wenn wie bei einem Planspiel die Möglichkeit genutzt wird, sein Wissen praktisch auszuprobieren.

Das sieht die Pädagogin ähnlich. Planspiele lassen sich inhaltlich schwer in den Lehrplan einbinden und müssen von den Schülern deshalb in der Freizeit bearbeitet werden. "Für gute, engagierte Schüler ist das aber die Möglichkeit, tiefer einzusteigen und speziell gefördert zu werden", erklärt Götz. Planspiele sind ihrer Meinung nach eine gute Gelegenheit, die den theoretischen Unterricht mit der Praxis anzureichern. "Ansonsten kann man seine Erfahrungen auch auf anderen Wegen machen", sagt sie. Das Bildungssystem sei dafür flexibel genug.


Erfahrungen für später

Wie stehen die drei Oberstufenschüler zu dem Thema? Den regulären Unterricht am Gymnasium empfinden sie zwar als sehr theorielastig, der mangelnde Bezug zur Berufswelt stört sie aber nicht. Sie haben sich noch nicht festgelegt, wie es nach dem Abitur im kommenden Jahr weitergeht. Uni? Ausbildung? Dualer Studiengang? Deshalb knüpfen sie auch eher vage Erwarten an das Planspiel. "Das macht sich schon bezahlt, wenn man später etwas in der Richtung macht", findet beispielsweise Koberstein. Wedler stimmt zu: "Wenn wir weiterkommen, ist das etwas Positives für später."
 
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