Plastikfrei einkaufen in Bad Brückenau ? Dass in Fulda im gerade abgelaufenen Jahr ein Unverpackt-Laden aufgemacht hat, wissen Insider längst. Doch dass sich mit ein paar Tricks auch vor der eigenen Haustür nahezu verpackungslos einkaufen lässt, demonstrieren fünf lokale Laden-Testerinnen. Die Tour beginnt am Rewe, und zwar an der Milchtankstelle. Hier füllt Eva Reichert-Nelkenstock aus Eckarts Milch in eine mitgebrachte Flaschen ab. Die Milch ist nicht bio, stammt dafür aber vom Grundhof in Breitenbach. Die fünf Laden-Testerinnen sind zufrieden.
Im Rewe selbst zeigt sich ein geteiltes Bild: Brot nimmt Karin Schmidt aus Oberleichtersbach lose von der Bäckerei-Filiale mit. Die Verkäuferin reicht es ihr in einem Korb. Schmidt hat einen selbst genähten Beutel dabei, den sie mit Bienenwachs behandelt hat. So ist der Beutel von innen abwaschbar. Im Markt selbst fällt den Frauen auf, dass gerade im Bio-Bereich Obst und Gemüse extra verpackt sind. Nach Papiertüten halten sie vergeblich Ausschau.
Zahnpasta aus dem Glas
Sebastian Hauke, Inhaber der Märkte in Bad Brückenau und Wildflecken, erklärt: "Es verursacht etwa 6000 Euro Mehrkosten pro Jahr und pro Markt, wenn Papiertüten statt Plastik zur Verfügung gestellt werden - allein in der Abteilung für Obst und Gemüse ." Einen Pluspunkt finden die Tester aber noch: An der Frischetheke lässt sich problemlos mit mitgebrachten Dosen einkaufen - wie im Übrigen auch im Edeka und im Tegut.
Im Tegut sind einige der Testerinnen häufiger anzutreffen. Dennoch überrascht Marktleiter Thorsten Krack die Damen mit mehreren plastikfreien Artikeln bei Kosmetika: Zahnpasta im Glas oder trocken als Lolli, Holzzahnbürsten, Deo im Papp-Stift oder Toilettenpapier in der Papierverpackung. Die kritischen Frauen bemerken schnell, dass das papierverpackte Klopapier nur zu einem gewissen Teil aus recyceltem Papier besteht. Das 100-prozentige Altpapier-Klopapier aber ist nach wie vor in Folie eingeschweißt.
Manche Produkte sind recht teuer
Auch das Verhältnis zwischen Produkt und Preis stößt den Testerinnen auf. Eine plastikfreie Zahnpasta kostet mehr als acht Euro."Ich verstehe absolut, dass es Familien gibt, für die das nicht leistbar ist", sagt Nicole Brust aus Oberleichtersbach. Ihr ist es wichtig zu betonen, dass jeder selbst entscheiden müsse, in welchem Rahmen er nachhaltig einkaufen kann und möchte.
Im Rhön-Center finden die Testerinnen am wenigsten Innovation , dafür aber Papiertüten beim Obst . "Plastikfrei einkaufen ist sehr sportlich", gibt Marktleiter Thilo Mahlmeister zu. Er berichtet, dass Edeka gerade in Modellmärkten teste, ob an der Frischetheke nicht ein Pfandsystem eingeführt werden könne. Das würde hygienischen Bedenken bei mitgebrachten Behältnissen vorbeugen.
Plastikfrei einkaufen geht zum Beispiel auch in der Innenstadt. Im Teesana beispielsweise füllt Inhaberin Karin Kook losen Tee in mitgebrachte Gefäße. Als heimlicher Unverpackt-Laden der Stadt stellt sich allerdings der Fünf-Tage-Markt Porzelt heraus: Nahezu alles Obst und Gemüse lässt sich einzeln auswählen und individuell abwiegen. "Ich kaufe bewusster ein, ich kaufe besser ein. Aber ich gebe nicht mehr Geld aus als vorher", zieht Karin Schmidt eine Bilanz der Einkaufstour.