
Der Kissinger Sommer kündigt sich an und jedes Jahr stellen sich viele Bad Kissinger die Frage: Bekomme ich nach dem Konzert noch etwas Warmes zu essen? Doch ist das wirklich so ein Problem? Wir haben nachgefragt.
„Das ist ja schon lange ein Thema und man hat versucht, es auf verschiedene Weise anzugehen“, berichtet Ralf Ludewig, Vorsitzender des Pro Bad Kissingen Vereins. „Das Problem war meist, dass die Wirte sich schlecht darauf einstellen konnten, ob und wieviel Gäste nach 22 Uhr noch kommen würden und ob sie dann auch tatsächlich etwas essen.“ Das sei die Hauptschwierigkeit gewesen, die sich durch den derzeitigen Personalmangel noch verschärft hat.
„Wenn die Gastronomen aber wissen, dass Leute zum Essen kommen und wie viele, ist es für viele kein Thema, länger zu öffnen“, ist sich Ludewig sicher. Von Kunden weiß er, dass sich viele Bad Kissinger mit der Situation arrangiert hätten und viele Gäste vorher zu Abend essen.
Kleine Speisekarte ausreichend
Hubert Zöller vermisst die traditionellen Wirtschaften, die in der Vergangenheit nach den Konzerten geöffnet hatten. „Wenn man es mit früher vergleicht, ist das Angebot noch recht mau. Aber es ist ja ein allgemeines Problem, wegen des Personalmangels in der Gastronomie.“
Allerdings sei er auch nicht mehr auf dem aktuellen Stand, wer wie lange geöffnet hat. Wenn Gastronomen eine kleine Karte nach dem Konzert anbieten, findet er das gut. Und: „Die neuen Lokalitäten, die es jetzt gibt, werden wir sicherlich mal ausprobieren“, so der langjährige Kissinger-Sommer-Fan.
Angebot besser als der Ruf
Intendant Alexander Steinbeis möchte für die Bad Kissinger Gastronomie eine Lanze brechen: „Ich halte das gastronomische Angebot während des Kissinger Sommers für viel besser als seinen Ruf. Die Diskussion scheint sich an ein, zwei Gastronomen festzumachen, die früher mal länger geöffnet hatten. Aber wer ein klein wenig vorausplant und vorab reserviert, findet ein gutes und abwechslungsreiches, kulinarisches Angebot in Bad Kissingen.“
Es gebe eine Reihe von Lokalen, die nach den Konzerten noch warme Speisen anbieten. Damit das möglich ist, wurde bereits vor zwei Jahren der Konzertbeginn um eine halbe Stunde vorverlegt. Seither dauern die Konzerte in der Regel bis 21:30 Uhr. „Wenn man sich danach direkt auf den Weg macht und man nicht unbedingt die volle Karte als Auswahl erwartet, bleibt man selbst ohne Planung nicht hungrig.“
Über die Einkehrmöglichkeiten werde online und auf Aufstellern vor den Konzertsälen informiert. „Insofern stellt das für mich kein Problem dar“, so Alexander Steinbeis.
Auch die Künstler werden nach getaner Arbeit satt: einige Abende sind durch Empfänge oder Einladungen durch Privatpersonen abgedeckt, ansonsten wird in verschiedenen Restaurants vor reserviert. „Wir sind schon immer in einem guten Austausch mit den Gastronomen.“
" Fantastische Gastronomielandschaft" in der Kurstadt
Das kann auch Thomas Lutz von der Stadtverwaltung, zuständig für das Referat Kissinger Sommer, bestätigen. Er selbst geht gerne nach den Festivalkonzerten essen. „Für mich ist das ein gefühltes Problem. Ich habe es nie als so schwierig wahrgenommen, nach den Konzerten essenzugehen, egal ob vor, während oder nach der Corona-Zeit. Auch wenn wir für Künstler oder Gäste einen Tisch reservieren wollten, haben wir nie ein Nein von den Gastronomen gehört.“
Für spontane Esser und ortsunkundige Gäste gebe es in der Festivalbroschüre Hinweise. „Eine verkürzte Speisekarte können viele Lokale anbieten und die meisten Besucher wollen danach nur eine Kleinigkeit essen.“
Auch in Großstädten wie Hamburg oder Berlin gebe es nachts um halb elf nicht die volle Auswahl. „Meiner Meinung nach haben wir im Vergleich zur Einwohnerzahl Bad Kissingens eine fantastische Gastronomielandschaft. Im Vergleich zu den Gästezahlen brauchen wir sie aber auch.“
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