Die Stadt will Energie sparen. Das würde sowohl für die Bediensteten im Rathaus als auch für die Bürgerinnen und Bürger Einschnitte in ihren gewohnten Komfort bedeuten. "Aus meiner Sicht führt kein Weg am deutlichen Sparen vorbei", erklärte Bürgermeister Michael Kastl in einer Sitzung des Haupt- und Umweltausschusses. Auch wenn er den Maßnahmenkatalog zur Diskussion stellte, machte er gleichzeitig deutlich, dass es schwierig sein wird, an wesentlichen Einsparpunkten zu rütteln. Mit 6:2 Stimmen gab der Haupt- und Umweltausschuss eine Empfehlung an den Stadtrat, den Sparkatalog der Verwaltung zu akzeptieren. Im Stadtrat wird am 10. Oktober endgültig entschieden.
Straßenbeleuchtung, warmes Duschwasser in der Mehrzweckhalle und die Luftfilter für die Schule sind Energiefresser. Wenn nicht hieran gedreht werde, würde es schwierig, überhaupt zu sparen, meinte der Bürgermeister. Kastl geht es nach eigenen Aussagen in erster Linie darum, dass die Stadt ihren Beitrag leistet, damit die knappen Ressourcen für die Wirtschaft und die Privathaushalte in diesem Winter ausreichen. Geld spielt auch eine Rolle, weil für die Stadt ab Januar die Gaspreise steigen.
Auch kritische Stimmen
Die Stadträte Oliver Jurk und Jürgen Eckert sahen einige Einsparpotenziale skeptisch. Kann in den Sporthallen nur noch kalt geduscht werden, fürchten sie Folgeschäden, beispielsweise durch Entkeimungsaktionen wegen Legionellengefahren. Das nächtliche Abschalten der Straßenbeleuchtung sahen sie als ein Sicherheitsrisiko an. Die für die Schulen neu angeschafften Luftfilter jetzt nicht in Betrieb zu nehmen, hielten sie angesichts der drohenden Corona-Lage für kritisch.
Bedauerlich sei es zwar, dass die teuren Luftfilter nach Möglichkeit nicht eingesetzt werden. Doch werden die Geräte eingeschaltet, würde die Stadt noch mehr Strom als vorher benötigen, argumentierte Michael Kastl. Vertretbar hielt er die zeitlich begrenzte Ausschaltung von Straßenlampen in der Nacht. Den Verzicht auf warmes Wasser für Duschen und Sanitäreinrichtungen in städtischen Sporthallen und öffentlichen Gebäuden verteidigte er ebenso.
Ja zur Weihnachtsbeleuchtung
Den Ausführungen des Bürgermeisters schloss sich Arno Schlembach an. Andere Kommunen gehen ähnliche Wege, sagte er. Für einen bestimmten Zeitraum Lampen abzuschalten, damit könne man sich arrangieren. Zum Thema Luftfilter meinte er, dass man in den vergangenen zwei Jahren ohne ausgekommen sei.
Bei der Weihnachtsbeleuchtung machte Michael Kastl eine Ausnahme. Die sollte seiner Meinung nach wieder kommen. Weil sie komplett auf LED-Leuchten umgestellt sei, verursache sie kaum Energieaufwand.
Wie und wo soll gespart werden?
• Der Bürgermeister wird ermächtigt, im Bezug auf die drohende Energiekrise den Rahmen seiner Kompetenzen auszuschöpfen und notwendige Anschaffungen zu tätigen. Außer- und überplanmäßige Ausgaben muss der Stadtrat genehmigen.
• Der Sitzungskalender soll im Winter gestrafft werden.
•Die Straßenbeleuchtung soll soweit technisch möglich zwischen 1 und 5 Uhr abgeschaltet werden.
Niedrigere Raumtemperatur
• Die Luftreinigungsgeräte in der Freiherr-von-Lutz-Grund- und Mittelschule werden nicht aktiviert. Bei einer Veränderung der Corona-Lage erfolgt umgehend eine Neubewertung.
• In der Stadtverwaltung sollen organisatorische Arbeitsabläufe geändert werden (Verkürzung der Öffnungszeiten, temporäres Aussetzen der Gleitzeit, Verlagerung der Trauungen ins Rathaus, Abschalten aller nicht zwingend notwendigen elektrischen Geräte ( Kaffeemaschine , Kühlschrank, Lüfter, Heizer), Senkung der Raumtemperatur auf 19 Grad. Im Extremfall wird eine Schließung von Dienststellen oder eine Zusammenlegung nicht ausgeschlossen. Der Personalrat soll zeitnah gehört werden.
Alte Aula bleibt zu
• Die alte Aula steht während der Wintermonate nicht für Veranstaltungen zur Verfügung.
•Warmwasserduschen in der Mehrzweckhalle und den Schulturnhallen der Grund- und Mittelschule sind abgestellt.
•Für den verlängerten Mietvertrag mit der Montessori-Schule am BBZ soll es eine Preisgleitklausel geben.
•Die Digitalisierung des Leistungsangebotes der Stadt soll auf das maximal Mögliche vorangetrieben werden.
• Bei der Aufstellung des Vermögenshaushaltes 2023 und der Folgejahre wird Investitionen zur energetischen Sanierung städtischer Gebäude und zur Versorgung des Stadtgebietes mit erneuerbarer Energie Vorrang gegeben.
Gleiches gilt für die Erarbeitung und Umsetzung alternativer Heizkonzepte und der Optimierung der Straßenbeleuchtung über das beschlossene Maß hinaus.
• Die Wasserpumpen aller städtischen Zier- und Freizeitbrunnen werden, soweit noch nicht erfolgt, abgeschaltet.
• Die Objektbeleuchtungen bleiben abgeschaltet.
• Dieser Sparkatalog soll laufend fortgeschrieben und an die jeweils vorherrschenden Bedingungen angepasst werden. Der Stadtrat wird sich mit den von der Verwaltung vorgelegten Vorschlägen regelmäßig befassen.