Mit seinen rund eineinhalb Kilometern Entfernung zur Autobahn ist der Hammelburger Stadtteil Westheim ein beliebter Standort für viele Unternehmen. Bereits jetzt umfassen die drei bestehenden Gewerbegebiete mehr als 40 Hektar Fläche.
Nun soll ein viertes, nördlich der Kreisstraße am Längberg folgen. Bei den Bewohnern kommt diese Idee nicht gut an: Eine Bürgerinitiative setzt sich jetzt gegen die Pläne des Investors ein.
Gerüchte über neues Gewerbegebiet
Bereits Anfang Mai 2023 hat Bauunternehmer und CSU-Stadtratsmitglied Patrick Bindrum den Hammelburger Stadtrat in einer nichtöffentlichen Sitzung über sein Vorhaben zur Erweiterung des Gewerbegebietes in Westheim informiert.
Wenige Tage später sickerten die Informationen dann auch in die Bevölkerung durch, erste Mutmaßungen gab es allerdings schon früher. „Ich habe bereits am 17. April bei einem Bürgertreff die erste Anfrage zu den Gerüchten gestellt“, erzählt Gerald Zehe von der Bürgerinitiative .
Bürgerinitiative setzt sich gegen die Pläne ein
Mit Sorge würden er und viele Westheimer in eine Zukunft blicken, in welcher Profit vor dem Schutz von Natur und Mensch stehe. „Um weiterführend unseren Unmut konstruktiv, aber entschieden zum Ausdruck zu bringen, haben wir eine Bürgerinitiative , die BI 'Herzstück Längberg schützen' gegründet.“
Die Bewohner sorgen sich neben einer stärker werdenden Lärm-, Verkehrs- und Geruchsbelästigung auch um die Natur rund um den Längberg. Für viele Spaziergänger seien die Strecken nördlich der Kreisstraße ein beliebtes Ziel. „Außerdem ist das bei Hochwasser unser einziger Weg raus, wenn man mal in die Natur möchte“, berichtet Zehe. Denn: An allen anderen Seiten werde das Dorf vom Wasser eingekesselt.
Kleingewerbe oder Industriegebiet in Westheim
Auch die steigende Geruchsbelästigung bereitet den Bürgern Sorge: „Wir haben damit bereits genug zu tun, es stinkt schon jetzt manchmal wie die Pest“, sagt Zehe. Und auch Verkehr gebe es wegen der drei bestehenden Gewerbegebiete bereits eine Menge. Durch die Erweiterung befürchten die Bewohner nun Lärmbelästigung rund um die Uhr.
„An das vom Investor vorgestellte Kleingewerbe glauben wir nicht.“ Gerüchten zufolge habe ein Logistiker sein Interesse an der neuen Fläche geäußert, bestätigt sei das allerdings nicht, meint der Westheimer. Damit dieser und weitere Unternehmen im Schichtbetrieb arbeiten dürfen, müsse es sich laut Zehe um ein Industriegebiet handeln. Ein Kleingewerbe sei laut den Mitgliedern der Bürgerinitiative also unrealistisch.
Auch Langendorf wäre vom Gewerbegebiet betroffen
Ebenfalls die Langendorfer wären durch ihre direkte Nähe zur K37 - der Verbindungsstraße zwischen den Autobahnauffahrten und Westheim - von dem erhöhten Verkehrslärm betroffen. Ein Mitspracherecht habe im Ort allerdings niemand, denn: Langendorf gehört zum Markt Elfershausen und hat somit kein Stimmrecht im Hammelburger Stadtrat.
Neben dem Verkehrslärm befürchten die Westheimer eine weitere Lärmquelle: Um die Fläche bebaubar zu machen, müsse sie abgegraben und auf eine Ebene gebracht werden. „Es entsteht eine Wand, an welcher der ganze Schall abprallt und in Richtung Dorf zurückgeht“, ärgert sich Zehe.
Neues Gewerbegebiet für höhere Steuereinnahmen
Zudem sind die Mitglieder der Bürgerinitiative der Ansicht, die Stadt benötige den neuen Gewerbepark, um die Steuereinnahmen , unter anderem durch die Gewerbesteuer, zu erhöhen. „Dabei haben viele Firmen ihren Sitz nicht in Westheim, sondern ganz woanders“, berichtet Zehe.
Er meint: Solange sich nur eine Betriebsstätte und nicht der Firmensitz im Gewerbepark befinde, werde die Steuer unter Berücksichtigung der örtlich anfallenden Lohn- und Einkommenssteuern unter den beteiligten Kommunen, Bund und Land aufgeteilt. „Auch unter dieser Betrachtung wirkt die angedachte Erweiterung des Industrie- und Gewerbegebietes Westheim eher wie die Öffnung der Büchse von Pandora.“
Unterschriftenliste hat Erfolg
Untätig geblieben sind die Westheimer nicht. Von spontanen Demos an vergangenen Infoveranstaltungen über Banner an den Ortseingängen und Postkarten an die Stadträte bis hin zu Leserbriefen und einer Unterschriftenliste – die Erhaltung des Längberges liegt den Mitgliedern der Bürgerinitiative sehr am Herzen.
„Bis heute haben auf unserer Unterschriftenliste 344 Westheimer und 169 Externe aus den umliegenden Ortschaften unterschrieben“, freut sich Zehe. Sogar eine Gesprächsanfrage des Investors habe es gegeben. Der Termin sei Ende November dann allerdings seitens Bindrums spontan abgesagt worden, „mit der Begründung, dass er erstmal mit den Stadträten reden müsse“, erinnert er sich.
Grundstücke habe sich der Investor gesichert
Die Grundstücke habe sich der Investor laut Gerüchteküche bereits alle, bis auf eines, mit einem „notariellen Vorvertrag“ gesichert, erzählt Zehe. Heißt: Sollte das Projekt realisiert werden, bekomme er die Grundstücke überschrieben. „Angeblich waren die Preise jenseits von Gut und Böse. Das hätte ich an Stelle der Landwirte auch gemacht.“
Entscheidung im Stadtrat steht vermutlich bald an
Laut Bürgermeister Armin Warmuth liegt zu dem Projekt aktuell noch kein schriftlicher Antrag vor. „Wir gehen aber davon aus, dass dieser in Kürze eingeht und dann in der Folge auch im Stadtrat zur Diskussion und Beschlussfassung steht“, verdeutlicht er. Westheim IV – so die Bezeichnung – sei von Anfang an im erweiterten Flächennutzungsplan als mögliches Gewerbegebiet geplant.
„Auch im Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept, das unter Beteiligung von Fachleuten, der Regierung und von knapp 800 Bürgerinnen und Bürgern erarbeitet worden ist, ist Westheim IV aufgenommen“, sagt der Bürgermeister. Die Fortschreibung des Konzeptes wurde vom Stadtrat im vergangenen Jahr einstimmig beschlossen.
Vorangegangene Diskussionen über das neue Gewerbegebiet finden Sie hier: