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Landkreis Bad Kissingen
Mehr Deutsch und Mathe an den Grundschulen? Was das Lehrpersonal im Kreis Bad Kissingen dazu sagt
Die Reform des Kultusministeriums sieht mehr Zeit für Deutsch und Mathe in den ersten Klassen vor. Das geht auf Kosten anderer Fächer. Wie finden das Grundschulen aus dem Landkreis Bad Kissingen?
Eine Klasse in der Grundschule       -  Die Stundentafel in bayerischen Grundschulen soll reformiert werden.
Foto: contrastwerkstatt, adobe stock | Die Stundentafel in bayerischen Grundschulen soll reformiert werden.
Angelika Despang
 |  aktualisiert: 25.07.2024 02:49 Uhr

Als Konsequenz aus den Ergebnissen der jüngsten PISA-Studie, die Anfang Dezember 2023 veröffentlicht wurden, will Kultusministerin Anna Stolz ein umfangreiches Maßnahmenpaket für die Grundschule schnüren: „Mein oberstes Ziel ist es, die Kinder stark zu machen. Ich bin der festen Überzeugung: Lesen, Schreiben, Rechnen sind das Wichtigste, was unsere Schülerinnen und Schüler können müssen“, schreibt das Kultusministerium in einer Pressemitteilung.

Es soll mehr Zeit für Deutsch und Mathematik geschaffen, aber insgesamt die Unterrichtszeit beibehalten werden. Die Schulleitung und Lehrkräfte sollen künftig selbst entscheiden, wie der Unterricht in Fächern wie Heimat- und Sachkunde (HSU), Kunst und Musik verteilt und organisiert wird.

Rückbesinnung auf Grundfertigkeiten richtig

„Ich finde es sehr positiv, dass mehr Unterricht in Mathematik und Deutsch stattfinden soll und es ist gut, dass die Schulleiter die Freiheit haben, wo sie Schwerpunkte in den anderen Fächern legen“, sagt Birgit Herré, Schulamtsdirektorin im Landkreis Bad Kissingen, „zumal ja auch in anderen Fächern zum Beispiel Deutscheinheiten eingefügt werden können.“

Ob die vom Kultusministerium geplanten Maßnahmen ausreichen, damit das nächste Pisa-Ergebnis besser ausfällt, bleibe nach Meinung von Birgit Herré abzuwarten: „Das ist schwer abzuschätzen. Es kommt darauf an, wie die Inhaltsvermittlung stattfindet und wie die Kinder es annehmen. Das muss man erst ausprobieren.“

Bernd Czelustek , Schulleiter der Henneberg Grundschule in Bad Kissingen Garitz findet es richtig, sich auf die Grundfertigkeiten zurückzubesinnen: „Genaues kann ich noch nicht sagen, aber das Pendel geht in die richtige Richtung.“

In welchem der Fächer HSU, Kunst, Musik seine Schule den Fokus setzen werde, sei noch offen: „Dazu werden wir die Vorgaben abwarten und nach Diskussionen angehen. Das werden wir nicht leichtfertig entscheiden.“

Qualität im Unterricht wichtig

Der Schulleiter der Grund- und Mittelschule Oerlenbach , Ullrich Müller, findet es gut, dass die Schulen bei den Reformen mitgenommen werden: „Es ist gut, wenn genau hingeschaut wird, wo der Schuh drückt und wenn Veränderungen von unten nach oben passieren. Aber solche Reformen sind immer auch ein Prozess, der seine Zeit braucht.“

Auch Sabine Oschmann-Hockgeier, Leiterin der Grundschule Oberleichtersbach unterstützt die Pläne, „aber es darf kein Schnipsel-Werk werden, denn alle anderen Unterrichtsstunden sind genauso wichtig. Wir brauchen Kunst, HSU, Sport und Musik. Diese Fächer tragen dazu bei, dass sich die Kinder besser konzentrieren können und kreativ sind. Aber der Weg ist angefangen.“

Es müsse weiterhin auf Qualität im Unterricht und zielgerichtete Inhalte geachtet werden. Sabine Oschmann-Hockgeier ist deshalb für zusätzlichen Unterricht in Deutsch und Mathe und nicht weniger in den anderen Fächern.

„Reduzierte Unterrichtszeit geht den Kindern verloren.“

Das fordert auch der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) in einem Pressestatement: „Die Kinder an der Grundschule brauchen mehr! Mehr Bildung, mehr Förderung und mehr Differenzierung. Keinesfalls weniger“, sagt die BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann.

Schulleiter Ullrich Müller sagt: „Unterricht ist ein Menschenrecht. Reduzierte Unterrichtszeit geht den Kindern verloren.“

Zu Bedenken, dass Kinder dann länger in der Schule sitzen müssten, sagt Schulamtsdirektorin Herré: „Es kommt auf die Gestaltung des Unterrichts an. Wenn er abwechslungsreich ist, können die Kinder schon mithalten.“ Bernd Czelustek verweist auf die Lehrersituation, die eine Ausweitung der Stunden derzeit kaum zulasse.

Viele Kulturen sind Bereicherung

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) fordert, dass nur Kinder, die die deutsche Sprache sicher beherrschen, in die Grundschule starten dürfen. „Bildung ist die wichtigste Ressource, um als Wirtschaftsstandort international wettbewerbsfähig zu bleiben“, sagt Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

„Es gibt ja bereits Vorkurse in den Kitas , das Problem ist nur, dass die Kitaplätze nicht ausreichen“, sagt Bernd Czelustek . „Allerdings muss Schule immer bestrebt sein, nicht nur die schwachen, sondern auch die leistungsstarken Kinder zu fördern. Da ist die Balance wichtig.“

Der vbw weist auf die Herausforderung hin, Kinder verschiedener Herkunft erfolgreich in das Bildungssystem zu integrieren. Schulamtsdirektorin Birgit Herré dazu: „Es ist eine riesige Bereicherung, verschiedene Kulturen in der Schule kennenzulernen und sich damit zu beschäftigen. Wir sind alle Menschen mit verschiedenen Erfahrungen. Ich sehe da eine große Chance.“

Was den Grundschulen weiterhin helfen würde? „Mehr Personal ist das Zauberwort“, so Herré.

 
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Kommentare
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  • Hans-Karl Heil
    Das Problem ist doch ganz einfach! Wir schaffen Deutsch als Schulsprache ab!
    Die Lehrer müssen zwar dand den Unterricht multilingual vortragen und das Kultusministerium den Lehrplan (Pläne) anpassen, aber ich bin mir sicher, dass dann auch alle mitkommen. Es ist doch lt. Schulamtsdirektorin eine Bereicherung:
    „Es ist eine riesige Bereicherung, verschiedene Kulturen in der Schule kennenzulernen und sich damit zu beschäftigen. Wir sind alle Menschen mit verschiedenen Erfahrungen. Ich sehe da eine große Chance.“
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  • Klaus Fiederling
    Die Reformen gehen in die richtige Richtung, gerade dann, wenn man gerade in RTL-Nachrichten gehört hatte: jeder 8. Schüler in Deutschland bricht die Schule ab in höheren
    Jahrgangsstufen Gymnasium usw. Was man in der Jugend/Kindheit nicht gelernt bekommen hat, ist für später sehr schwer aufholbar. In der Grundschule sollten schon die Grundsteine gelegt werden, was im Leben wichtig ist: Rechnen und ein vernünftiges Deutsch lernen.
    Gerade in dieser Zeit wo soviele Imigrationskinder die verschiedensten Schulen in Deutschland besuchen, sollte großer Wert auf diese 2 Fächer gelegt werden. Musikunterricht ist auch sehr sinnvoll, gibt aber auch viele private Möglichkeiten, wie bei Musikvereinen ein
    Instrument zu erlernen.
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