(fb) Die Geschichte der Kreisjugendringe (KJR) begann im Jahr des Kriegsendes 1945. Das einheitliche totalitäre Jugendsystem Hitlerjugend gab es nicht mehr. Das für Bayern damals zuständige Hauptquartier der US-Besatzungsmacht ließ bereits im Dezember die Bildung örtlicher Jugendkomitees zu und regelte auch deren Führung durch Bürgermeister und Landräte.
Wie der ehemalige Jugendpfleger und zeitweise auch Vorsitzende des KJR Bad Kissingen, Günter Bender, bei der 60-Jahrfeier im Jugendhaus Münnerstadt erzählte, erhielten sie auch den Auftrag, die erforderlichen Lizensen für neue Gruppen und Organisationen zu prüfen.
Sie mussten die Anträge der Militärregierung vorlegen, die letztendlich die Genehmigung aussprach. Bald darauf bestanden in Bayern 48 Jugendkomitees als „Kreisjugendausschüsse“. Bender schätzte die Lizensierung als Verdienst der Amerikaner ein, die demokratische Zusammenarbeit bei überverbandlicher Jugendarbeit begannen und förderten. Schon im Mai 1946 wurde ein Landesjugendausschuss gegründet, der die Lebensbedingungen der Jugend verbessern und die Bildung von Verbänden unabhängig von parteipolitischen und wirtschaftlichen Interessen gewährleisten sollte.
Partner der Jugendämter
1947 wurde der Bayerische Jugendring (BJR) gegründet. Ab Januar 1948 verlieh der damalige Kultusminister Alois Hundhammer dem BJR Körperschaftsrechte, die ihm staatliche Aufgaben übertrugen. Die freiwillige Tätigkeit der Jugendverbände steht seitdem gleichberechtigt neben der öffentlichen Jugendhilfe. So wurden auch die Kreisjugendringe zu echten Partnern der staatlichen Jugendämter. Ab 1947 waren in den Landkreisen Bad Brückenau, Hammelburg und Bad Kissingen Kreisjugendringe und der Stadtjugendring in der Kreisstadt entstanden.
Den heutigen KJR Bad Kissingen gibt es erst seit der Gebietsreform 1972. Schon aus der Pionierzeit, so Bender, war eine Förderung der Jugendarbeit zu verspüren. Besondere Verdienste habe sich dabei Kurt Tröster von 1951 bis 1973 erworben, der auch die Zusammenführung der vier KJR organisierte.
Die jeweiligen Vorsitzenden hatten mit hohem persönlichem Einsatz an der Ausformung und Verankerung im öffentlichen Leben und im Bewusstsein der Behörden verdient gearbeitet. Bei der Jugend wurde Werken, Musizieren, Wandern, Sport treiben und Lagerleben besonders gefragt und von den Erziehungsberechtigten gewünscht. Bender ging in seinem Rückblick auf die 68er Jahre ein, als Politisierung und Intellektualisierung in die Jugendringe einzogen.
Im Landkreis gab es 1969 für den Altlandkreis Bad Kissingen einen ersten Jugendpfleger, weil die umfängliche Arbeit ehrenamtlich allein nicht mehr zu bewältigen war. Geldfragen spielten eine größere Rolle: 20 Jahre lang gab es 5000 Mark zur freien Verfügung. In Personalunion übernahm der Jugendpfleger die KJR-Geschäftsstelle, damals untergebracht im Landratsamt.
Gezieltere staatliche Förderung
Es kam die Zeit der Jugendzeltplätze, des Fahrtenkatalogs mit internationalem Jugendaustausch, des Ausbaus eines Geräte- und Zeltverleihs, der Ausbildung von Jugend- und Reiseleitern, gezielter Zuschuss- und Förder-Richtlinien. Vor mehr als 25 Jahren wurde der Jugendaustausch mit dem Kibbuz Ein Gedi am Toten Meer begründet.
Die staatlich gezielte Förderung erhielt Vielfalt und bessere Ausstattung. Der ehemalige Jugendpfleger und KJR-Vorsitzende zeigt sich heute überzeugt, dass „unser“ Kreisjugendring immer dank des nicht mehr politisch bestimmten Vorstands, seines Personals und seiner Ehrenamtlichen immer in der Lage war und es auch künftig sein wird, den sich ständig ändernden Situationen und Bedingungen der Jugendarbeit gerecht zu werden. Heute stellt der Landkreis ein Jugend-Sportberatungs- und Förderzentrum mit großem Materiallager zur Verfügung. Auch die Personalsituation wurde auf drei Jugendpfleger und Mitarbeiterinnen erhöht.
Neue mediale Welten, ihre Chancen und Risiken, neue Kulturformen, eine sich ständig verändernden Jugendsprache, die Frage, wie man an die Jugendlichen in der offenen Jugendarbeit herankommt, seien heute, so Bender abschließend, äußerst schwierige Aufgaben für den Kreisjugendring.