
Zwei strahlenden Engeln gleich schwebten die beiden eloquenten, jungen Frauen in ihren silbern schimmernden Galakleidern auf die Bühne des Max-Littmann-Saals und ließen sich augenblicklich zu dem offensichtlichen Witz hinreißen, auch ihre Flügel natürlich mitgebracht zu haben. Gemeint waren aber nicht die klischeehaften Engelsflügel auf dem Rücken, was durchaus ebenfalls passend für dieses Konzert im Programm des Kissinger Winterzaubers gewesen wäre, sondern natürlich die beiden mächtigen schwarzen Konzertflügel, die vis-à-vis stehend die Bühne einnahmen. Die Queenz of Piano waren angereist, um mit ihrem winterlichen Konzertprogramm "Winter Nights" das Kissinger Publikum auch nach den Weihnachtsfeiertagen noch etwas in Festtagsstimmung zu versetzen.

Man erwartete von den Pianoköniginnen im Vorfeld des Konzertes durchaus nicht ohne Grund die Klassiker der Weihnachtsmusik, zwar durchaus bekannt, aber immerhin von den zwei Pianistinnen an zwei Flügeln technisch und musikalisch einwandfrei in Szene gesetzt. Die bekam man auch, aber dann doch wieder auf eine Art und Weise, die man so gar nicht erwartet hätte. Die eigentliche Überraschung des Abends lag darin, dass die beiden Künstlerinnen Jennifer Rüth und Pauline Gropp diese Weihnachtssongs und andere bekannte Musikstücke wie wild mit Hymnen aus dem Pop- und Rockgenre mischten. Und so verschmolzen virtuos der Little Drummer Boy mit der Titelmelodie der Serie Game of Thrones, Beethovens Ode an die Freude fand sich bei Happy von Pharrell Williams wieder und Johann Sebastian Bachs Toccata in d-Moll ging eine rockige Verbindung mit Thunderstruck von AC/DC ein. Den Mix aus der Revolutionsetüde von Chopin und "Eye of the Tiger" der Band Survivor spielte das Duo bereits als Motivationshilfe live am Ring der Box-WM der Frauen vor einigen Jahren.
Klassik und Pop gekonnt vermischt
Das Ergebnis solcher Vermischungen aus Klassik und Pop kann man sich kaum vorstellen. Wenn man es aber hört, ist man begeistert und ertappt sich bei dem Gedanken: Das funktioniert und ist sogar richtig gut! Musikalisch unterstützt wurde das Duo von den passenden elektronischen Beats und Melodien, die subtil und unaufdringlich unter die Klaviermusik eingespielt wurden. Im Vordergrund stand aber immer das virtuose und energiegeladene Klavierspiel der beiden Damen, die in ihren Ansprachen mehrmals betonten, wie begeistert sie von dem imposanten, holzvertäfelten Max-Littmann-Saal seien. Neben dem Klavier griffen beide auch regelmäßig zum Mikrofon, gaben kleinere Gesangseinlagen oder bauten andere Instrumente wie Trommeln oder auch das aus den 1980er Jahren bekannte Keyboard zum Umhängen ein.

Jennifer Rüth, gebürtig aus Himmelstadt bei Würzburg, studierte bereits mit 16 Jahren Klavier am Konservatorium in Würzburg und anschließend in Tarragona in Spanien. Dazu kam die Ausbildung in Jazzgesang in Stuttgart, München und Boston. Rüth ist Preisträgerin von Solo- und Kammermusik-Wettbewerben, absolvierte mehrere Meisterkurse und gründete 2009 das Klavierduo Queenz of Piano, mit dem sie seitdem in Deutschland, Europa und Asien auf Tour ist.
Neben der Musik arbeitet Pauline Gropp als Ärztin
Pauline Gropp ist der Neuzugang des Duos und ergänzt seit kurzem die Pianistin Ming, die aus persönlichen Gründen derzeit nicht als Duettpartnerin auftreten kann. Gropp, die an den Musikhochschulen Köln, Düsseldorf und Münster Klavier und Gesang studierte, wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Lions Musikwettbewerb, der Van-Bremen-Klavierwettbewerb und erste Preise bei Jugend musiziert auf Bundesebene. Neben ihrer klassischen Ausbildung machte sich Pauline auch auf der Bühne einen Namen: Sie verkörperte die Rolle der Gianetta in Donizettis Der Liebestrank bei den Schlossfestspielen Zwingenberg und stand im Urania Theater Köln im Musical Sherlock Holmes – Das Musical auf der Bühne. Parallel zu ihrer musikalischen Karriere ist Pauline Gropp als Ärztin tätig und engagiert sich unter anderem bei Unicef und Ärzte ohne Grenzen , wofür sie den Verantwortungspreis der Westfälischen Universität Münster erhielt.

So wie er begann, so endete der Abend – mit einer Komposition aus Wiegenliedern und Weihnachtsmelodien, wodurch das begeisterte Publikum noch einmal in Festtagsstimmung versetzt und schließlich in die eiskalte Bad Kissinger Nacht entlassen wurde. Die Queenz of Piano lieferten einen herrlich ungewöhnlichen Stilmix aus Klassik und Pop.