Weihnachten ist für viele Menschen eine Zeit der Besinnlichkeit, des Zusammenseins mit Familie und Freunden sowie der Freude an Traditionen. Doch in Krankenhäusern, Senioreneinrichtungen und Reha-Kliniken gehören der Dienst an Heiligabend und den Feiertagen zum Berufsalltag.
Auch der Soziale Pflegedienst der Landeskirchlichen Gemeinschaft in Bad Brückenau kennt keine freien Tage. Anja Vorndran, Pflegefachkraft, ist seit mehr als 30 Jahren an Weihnachten im Einsatz. Für sie bleibt der Dienst in dieser besonderen Zeit immer wieder ein außergewöhnliches Erlebnis.
Pflege und ein bisschen Weihnachtsfreude
"Es ist mir wichtig, den Menschen Weihnachtsfreude zu bringen", erzählt sie. Ihre Schicht beginnt noch vor dem Sonnenaufgang und führt sie zu verschiedenen Haushalten: vom bettlägerigen Senior, der Unterstützung bei der Körperpflege benötigt, bis zur demenzkranken Patientin, die nicht mehr weiß, dass heute Weihnachten ist.
Für Anja Vorndran bedeutet der Heiligabend mehr als nur Pflege – es geht auch darum, den Menschen ein Stück Festtagsstimmung zu vermitteln. "Wenn ich frohe Weihnachten wünsche, strahlen die meisten Patienten mich an."
Überraschende Momente im Pflegealltag
Doch auch unerwartete Momente gehören dazu: "Manche Demenzpatienten sagen: ‚Ach, heute ist ja Weihnachten‘, wenn ich sie begrüße", erinnert sie sich. In solchen Augenblicken wird ihre Arbeit besonders wertvoll. "Dann freuen sie sich über einen Händedruck und ein fröhliches ‚Frohe Weihnachten‘."
Weihnachten bedeutet für viele Menschen Einsamkeit. "Ein ‚Frohe Weihnachten‘ kann für manche der einzige Weihnachtsgruß sein, den sie hören", erklärt sie. Die Feiertage werfen die Frage auf, wer eigentlich für die älteren und pflegebedürftigen Menschen da ist. "Weihnachten zeigt ganz besonders, dass Hilfe keine Feiertage kennt", sagt sie. "Es wird deutlich, wie wichtig unsere Arbeit ist. Ohne uns hätten diese Menschen niemanden."
Kleine Geschenke mit großer Wirkung
Der Besuch einer Pflegekraft an Weihnachten ist für die meisten Patienten des Sozialen Pflegedienstes nicht nur eine pflegerische Hilfeleistung, sondern auch ein emotionaler Halt. Alle bekommen ein kleines Weihnachtsgeschenk, für manche ist es das einzige Geschenk, das sie erhalten. "Es ist schön, wenn die Patienten sich nicht so ganz allein fühlen", sagt Vorndran.
Pflegekräfte leisten nicht nur körperliche Hilfe, sondern sind oft auch die einzigen, die ein offenes Ohr für die Sorgen der Pflegebedürftigen haben. Während ihres Arbeitstags hört Anja Vorndran von Patienten, wie sie an frühere Weihnachtsfeste zurückdenken. "Manche erzählen von ihren Erinnerungen an Weihnachten mit der Familie."
Doch nicht nur die Patienten sind froh über die Unterstützung – auch die Angehörigen sind dankbar, wenn die Pflegekräfte zu ihnen kommen. "Ich lerne gerne die Angehörigen kennen", sagt sie. Denn nicht jeder Pflegebedürftige ist an Weihnachten einsam und allein. So manch ein Patient bekommt Besuch von der Familie, die dann auch teilweise Pflege übernehmen.
Verzicht gehört dazu
Der Dienst an den Feiertagen lässt wenig Raum für eigene Besinnlichkeit. "Ein dankbares Lächeln, ein Händedruck oder ein leises ‚Schön, dass Sie da sind‘ – das sind meine Weihnachtsgeschenke", beschreibt Vorndran.
Erika Ziegler aus Wernarz schätzt es sehr, dass der Pflegedienst auch an Feiertagen verlässlich im Einsatz ist. "Sie sind immer für uns da", sagt die 91-Jährige dankbar. Zwar bekommt sie an Weihnachten Besuch von ihrer Familie, doch sie weiß von vielen Menschen, die niemanden haben, der sich um sie kümmert.
Über das kleine Weihnachtsgeschenk freut sie sich jedes Jahr und bedankt sich herzlich beim gesamten Team für die Unterstützung. "Es tut mir einfach gut, wenn der Pflegedienst kommt."
Herausforderung bei der Planung
Feiertagsdienste sind nicht nur emotional fordernd, sondern auch eine organisatorische Herausforderung, die sorgfältige Planung erfordert. Gabriele Möller, Leiterin eines ambulanten Pflegedienstes, erklärt: "Wir versuchen, die Dienstpläne so zu gestalten, dass die Feiertage gerecht verteilt sind."
Am Ende des langen Arbeitstags kehrt Anja Vorndran müde, aber erfüllt nach Hause zurück. Dort genießt sie ein Festessen bei ihrer Mutter und während sie die Lichter am Weihnachtsbaum betrachtet, weiß sie, dass sie nicht nur ihre Arbeit getan hat – sie hat Weihnachten für andere ein wenig heller gemacht.
