In der christlichen Musik und Spiritualität ist der Heilige Geist ein zentrales Thema. Als dritte Person der Dreifaltigkeit wird seine Gegenwart und Wirksamkeit durch Lieder und Texte zum Ausdruck gebracht. Lieder voller Hoffnung, Freude und Kraft sollen Gläubige inspirieren und ermutigen. Die Erwartungen der Konzertbesucher galt es zu erfüllen. Vorab gab Kantor Dieter Blum Informationen zum Programm, den Komponisten und den Solisten.
Kantor Dieter Blum ist ein kreativer Vollblut-Kirchenmusiker. Es ist nicht nur ein exzellenter Orgelspieler, sondern auch als Komponist. Seine „Missa Brevis in F“ erfreut sich großen Anklangs. Neben dem Orgelspiel leitet er Kirchenchöre , Kinderchor, einen Singkreis und unterrichtet an der Orgel.
Für das Festkonzert zu Pfingsten standen ihm zwei ebenbürtige Musiker zur Seite. Die Konzertsängerin Ruth Gerhard verfügt über ein breitgefächertes Repertoire. Sie arbeitete mit bedeutenden Orchestern und Dirigenten zusammen. Konzertverpflichtungen führten sie in die großen Konzertsäle der Kölner Philharmonie, dem Herkulessaal in München und das Mozartfest in Würzburg. In Hammelburg bereichert sie solistisch Konzerte und Orchestermessen. Matthias Schuler brillierte mehrere Jahrzehnte als Solobassklarinettist im Bonner Beethovenorchester. Seit seiner Pensionierung widmet er sich dem kammermusikalischen Solo-Klarinetten-Spiel.
„Mutter aller Orgel-Fanfaren“
Zur Eröffnung des Konzertes erklang die „Mutter aller Orgel-Fanfaren“. Für die Komposition des Belgiers Jacques-Nicololas Lemmers (1823-1881), selbst ein Meister an der Orgel, zog Kantor Dieter Blum alle Register der eindrucksvollen Klais Orgel. Klanggewaltige Töne und sanfte Töne, mal beschwingt und toccatisch, füllten den Kirchenraum.
Die Arie „Süße Stille, sanfte Quelle, ruhiger Gelassenheit! Selbst die Seele wird erfreut“ von Georg Friedrich Händel (1685-1759) wurde von der Sopranistin Ruth Gerhard solistisch vorgetragen. Eine Arie ist nicht nur einfach Gesang, sondern Ausdruck von Charakter und Gefühlen. Die dezente Begleitung der Klarinette und der Orgel unterstrich die Leistung der Solistin.
„Komm Schöpfer Geist“, eine kleine Partita von Kantor Dieter Blum, reflektierte das Pfingstfest musikalisch. Glaube, Hoffnung und Freude erreichten alle Zuhörer.
Aus der Romantik stammt das Wiegenlied : „Maria sitzt am Rosenhag und wiegt ihr Jesuskind“ von Max Reger (1873-1916). Das Wiegenlied ist eine Variante des Abendliedes, das Kindern vor dem Einschlafen vorgesungen wird. Mit sanfter, weicher Stimme zeigte die Solistin erneut ihr musikalisches Einfühlungsvermögen.
Im Gegensatz dazu das Wiegenlied von Louis Spohr (1784-1859). Mit nur drei Tönen lebte das Stück von der Intonation der Solistin. Die Klarinette begleitete dynamisch vom leisesten Pianissimo bis hin zum Fortissimo.
Tänzerisch und anmutig spielte Dieter Blum das Trio Es-Dur für Orgel, komponiert von Johann Ludwig Krebs (1713-1780). Krebs war Schüler von J.S. Bach . Scherzhaft sagte einst Bach: „Der Krebs ist der einzige im Bach“.
Die Klarinette ist in der Kirchenmusik nur wenig beachtet. Dieses Instrument hat einen ungewöhnlich großen Tonumfang. Fast vier Oktaven mit großer dynamischer Bandbreite. Beim Klarinettenkonzert in Es-Dur aus der Feder von Carl Stamitz (1745-1801) zeigte Matthias Schuler alle Facetten des Instruments. Im Wechsel mit der Orgel gefühlvoll, zurückhaltend, mal vorlaut mit einer beeindruckender dynamischer Bandbreite. Das lebhafte Allegro erklang von der Orgel. Grundsätzlich versteht man unter einer Arie ein solistisch gesungenes Stück. Doch bei diesem Konzert übernahm die Klarinette virtuos die Arie. Das vorletzte Stück, eine „Meditation“ von Kantor Dieter Blum, war quasi ein Reset für die Konzertbesucher . Mit innerer Ruhe und Ausgeglichenheit begab man sich zum Ende des Konzertes. Fulminant und unerwartet der Abschluss des Konzertes.
Aus W. A. Mozarts Oper „La clemenza di Tito“ erklang das Loblied auf die Güte und Milde des römischen Herrschers Tito: „Parto! Ma tu Ben mio“. Überragend die Klasse der drei Solisten. Kräftig und klangvoll die Stimme der Sopranistin, dazwischen festliches Orgelspiel. Der Klarinettist entlockte seinem Instrument geschmeidige Töne, in ungeahnter Geschwindigkeit. Und plötzlich Stille. Aus dem Publikum traute sich niemand zu klatschen, um diese Stimmung nicht zu zerstören. Erst nach einigen Sekunden erklangen Jubel und tosender Beifall, solange, bis die drei Solisten sich von der Orgel in den Kirchenraum begeben hatten. Noch einmal mussten die Solisten zur Orgel- Empore steigen. Das Publikum wurde mit einem Wiegenlied in den Abend entlassen.