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Bad Brückenau
Pfingst-Hilfsmission mit 40-Tonner und drei Bussen
Am 100. Tag des schrecklichen Krieges in der Ukraine begab sich die Crew von "Bad Brückenau hilft!" auf ihre siebte Fahrt zur ukrainischen Grenze - es wurde kein Spaziergang. Und es wird sicher nicht die letzte Fahrt sein.
Für den Verein 'Bad Brückenau hilft!' war es mittlerweile die siebte Hilfsmission an die ukrainische Grenze. Foto: Tania Kisliak.       -  Für den Verein 'Bad Brückenau hilft!' war es mittlerweile die siebte Hilfsmission an die ukrainische Grenze. Foto: Tania Kisliak.
| Für den Verein "Bad Brückenau hilft!" war es mittlerweile die siebte Hilfsmission an die ukrainische Grenze. Foto: Tania Kisliak.
Marion Eckert
 |  aktualisiert: 16.08.2022 16:15 Uhr

Die Crew von " Bad Brückenau hilft!" machte sich gleich mit zwei Transporten, ein 40-Tonner voll mit Hilfsgütern und drei Busse, auf den Weg zur ukrainischen Grenze. Am Freitag vor Pfingsten starteten sieben Friedenshelden und -heldinnen aus Bad Brückenau und Umgebung mit drei Bussen in Richtung Ukraine. Mit dabei drei ukrainische Frauen, die für Behördenbesuche ein paar Stunden in ihre Heimat reisten, 200 Kinder-Turnbeutel, 500 gespendete Bratwürste, einige gespendete Kuchen und Muffins, viel Bionade , Wasser, Eistee und noch viel mehr Motivation.

Urlauberverkehr sorgt für Verspätung

Bereits am Donnerstag fuhr der voll beladene 40-Tonner mit Hilfsgütern an die polnische Grenze. Er war früher gestartet, da er für die Strecke mehr Zeit benötigte als die Busse, berichtete Dirk Stumpe: "Zum ersten Mal in unserer Vereinsgeschichte ein Transport in dieser Dimension." Schon hinter Bamberg war dem Konvoi klar, dass der Urlaubsreiseverkehr dem Zeitplan der Helfer zusetzen sollte. Fast überall auf den deutschen Autobahnen war zähfließender Verkehr; eine Vollsperrung und weiträumige Umleitungen führten zu einer massiven Verspätung. Eigentlich strebte das Team um Christian Wirth und Dirk Stumpe eine Ankunft im Crew-Hotel "Sezam Machowa" gegen 23 Uhr an. Es wurde dann allerdings 2.30 Uhr, bis alle erschöpft in die Betten fielen. Pünktlich am Samstag um 6.30 Uhr ging es dann wieder raus aus dem Bett, zum Frühstück und dann in Richtung Przemysl.

Am dortigen Ankunftszentrum, der Erstaufnahmeeinrichtung in Polen, trennte sich das Team: Christian Wirth, Sebastian Kippes und Pierre Worschech bauten den Verpflegungsstand nebst Gasgrill auf, Danny Wiegleb brachte die ukrainischen Gäste zum Grenzübergang Medyka, und Dirk Stumpe, Fridolin Velisek und die Übersetzerin Larisa Kisliak fuhren gemeinsam mit dem Lkw der Firma Schüßler Transporte zur Abladestelle für die knapp 18 Tonnen Hilfsgüter.

Rhöner Bratwürste kamen sehr gut an

Der Verpflegungsstand war ein voller Erfolg, die gegrillten Rhöner Bratwürste kamen sehr gut an. Pausenlos brutzelten die Freiwilligen und verteilten das besondere Essen und jede Menge Getränke an alle Hungrigen. Auch die gefüllten Kinder-Turnbeutel waren wieder dabei. Christian Wirth verteilte diese gezielt an die ankommenden Kinder. Einen besonders rührenden Moment erlebte er, als zwei kleine Kinder mit einem Strauß selbst gepflückter Blumen vor ihm standen und ihm diesen als ehrliches Zeichen ihrer Dankbarkeit überreichten. "Es gibt immer wieder genau diese Augenblicke, die allen Helfern neue Motivation schenken und sämtliche Anstrengungen vergessen lassen", so Stumpe.

Ein paar Kilometer weiter kümmerte sich Team 2 um die Entladung des großen Lkw. Dieser war beladen mit 20 Paletten Mineralwasser des Bad Kissinger Mineralbrunnens, drei Paletten Lebensmitteln, zwei Paletten Babynahrung , vielen medizinischen Hilfsgütern, einem Ultraschall-Untersuchungsgerät, welches von einem Bad Kissinger Kinderarzt gespendet wurde, außerdem einige Untersuchungsliegen, über 70 Tische und Stühle für eine ukrainische Schule, gesponsert von der Donner & Partner Bildungseinrichtungen GmbH.

Erstmals persönlicher Austausch

Vor Ort war auch Tania, die Schwester der Dolmetscherin Larisa Kisliak, welche aus der ukrainischen Stadt Lwiw mit einem Kleinbus nach Przemysl fuhr, um von dort aus dringende medizinische Hilfsgüter sowie Lebensmittel direkt in ihrem Heimatland zu verteilen. Apropos Lwiw: Eine Überraschung erlebte auch Dirk Stumpe, der Besuch erhielt von der ukrainischen Kontaktfrau Olesya, die mit einem Team in Lwiw die Koordinierung der Transporte organisiert. Dirk und Olesya hatten im Vorfeld die Organisation des riesigen Hilfstransports für das Pfingstwochenende besprochen. Bei einem Café in einem Schnellrestaurant konnten die beiden sich über die vergangenen Missionen austauschen und die zukünftigen Pläne erstmals persönlich miteinander besprechen.

"German Bratwurst" für amerikanische Soldaten

Bei einem spontanen Spendenaufruf für den "Piece of Peace Playground", ein durch die Deutsche Carmen organisierter Spielplatz neben dem Ankunftszentrum, wurden Baby- und Kinderkleidung , Spielsachen und weiteres Material gesammelt. Dirk Stumpe: "Carmen informierte uns, dass kürzlich die in einem Zelt gelagerten Hilfsgüter nachts von Unbekannten gestohlen wurden. Da waren wir uns sofort einig, dass wir helfen wollen. Das Team des Kleiderbasars von ,brkhilft' sortierte Kinderkleidung , und viele private Spender brachten Windeln, Feuchttücher, Wickelunterlagen, Baby-Hygieneartikel und vieles mehr." Etwa 30 Soldaten der US Army bauten einen provisorischen Zaun zum Schutz der Kinder um das Gelände. Das Bad Brückenauer Team lud die Soldaten anschließend auf eine Runde "German Bratwurst" ein. "Es tut gut zu sehen, dass sich auch Soldaten als friedliche Helfer bei dieser wichtigen Einrichtung einsetzen", so Christian Wirth.

Motiviert von diesem großartigen Projekt versucht er, dem "Piece of Peace Playground" gemeinsam mit "brkhilft" weiter zu unterstützen und eine sichere Lagermöglichkeit für das "Spielplatz-Equipment" zu organisieren.

Neue Pläne geschmiedet

Am Samstag hieß es für die Brückenauer auch schon wieder Abschiednehmen. Es ging zurück in Richtung Heimat. In der polnischen Stadt Katowice ließen sie im Restaurant des Hotels die Erlebnisse der vergangenen Tage Revue passieren und schmiedeten bereits neue Pläne für die nächste Hilfsmission zur ukrainischen Grenze. Alle sind sich einig, dass die Hilfe weiterhin dringend notwendig ist, dies unterstreicht auch die Tatsache, dass an diesem Einsatztag wieder sehr viele Menschen aus dem Kriegsgebiet in Przemysl ankamen.

Auf der Heimfahrt am Sonntag erreichte das Team ein Live-Video von Svetlana aus Lutsk, die mit ihrer Tochter aktuell in Bad Brückenau wohnt und für einen Behördenbesuch kurzfristig in ihre Heimatstadt reisen musste. Beim Schwenk über die idyllische Wohngegend wurde diese Idylle durch die schrill heulenden Sirenen des Fliegeralarms getrübt. Ein beängstigender, dauerhafter Alarm, der viele Menschen täglich in Angst und Schrecken versetzt. Letztlich waren sich alle einig: " Bad Brückenau hilft weiter. Ganz sicher."

 
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