
In seinem ersten Leben war Dr. Wolfgang Weich Physiker und beschäftigte sich mit der Schöpfung in Form von Elementarteilchen. In seinem zweiten Leben wandte er sich dem Schöpfer selbst und den Menschen zu. Seit elf Jahren ist der 49-Jährige nun in Poppenlauer mit Leib und Seele Pfarrer. „Es war sehr schön hier“, sagt er offen. Doch nun wurde in Schweinfurt eine Stelle frei. Am 1. Januar 2014 wechselt er zur dortigen Christuskirche ins evangelisch-lutherische Dekanat.
Für Pfarrer Wolfgang Weich schließt sich damit irgendwie auch ein Lebenskreis: Von seiner Heimatstadt Schweinfurt brach er nämlich einst auf, um die Welt kennen zu lernen und Physiker zu werden. Jetzt kehrt er als Seelsorger in heimische Gefilde zurück.
„Quantensprung“ zur Theologie
Im September 2002 war Weich in Poppenlauer von den Bewohnern – 900 davon sind evangelischen Glaubens – sehr freundlich aufgenommen worden. Inzwischen (seit März 2013) zählt seine Pfarrgemeinde, zusammen mit Maßbach, Weichtungen und Rottershausen, zur großen Pfarrei Lauertal. Weich und sein Kollege Stefan Bonawitz teilen sich in diesen Ortschaften die seelsorgerischen Aufgaben. Auf die Frage der Main-Post hin, was er in der vergangenen Dekade beruflich bewegen konnte, muss Weich nicht sehr lange nachdenken: „Wenn ich in all den Jahren nur einem einzigen Menschen helfen konnte, hab ich schon etwas bewegt.“
Den anstehenden Wechsel nach Schweinfurt begründet der Pfarrer auch damit, dass er „noch mal was anderes machen“ wollte. Und dabei ist Weich in seinem Leben wahrlich in der Welt herumgekommen. Nach Abitur und Wehrdienst studierte er in Würzburg zunächst Mathematik und Physik. Später ging er zu Studienzwecken an die Universität in Stony Brook im US-Bundesstaat New York. Promoviert hat er dann wieder in Deutschland, und zwar an der Uni Karlsruhe. Später arbeitete er zehn Jahre als wissenschaftlicher Assistent in München.
Wann und wie er innerlich den „Quantensprung“ zur Theologie machte, kann er heute gar nicht mehr so leicht erklären. Ein „Schlüsselerlebnis“ hatte er jedenfalls nicht. Die „mathematische Physik“ war seinerzeit für ihn sehr spannend, sagt er. Aber er sei eben zu sehr in der Wissenschaft verhaftet gewesen. „Ich wollte mehr mit dem Leben zu tun haben, mich in der Tageszeit bewegen, den Alltag mitbekommen.“
Bereut hat er die Entscheidung, Pfarrer zu werden, bislang nicht. Ein bisschen baff war er dann aber, als man ihm damals, ohne dass er das angestrebt hatte, eine Vikarstelle „im Norden“, genauer gesagt in Bad Neustadt an der Saale, antrug. Und als er im Jahr 2002 nach Poppenlauer kam, war er nicht ganz sicher, wie das für ihn, den Stadtmenschen, sein würde, wenn er „aufs Dorf geht“.
„Aber ich war gern hier, habe nichts vermisst“, zieht er heute Bilanz. In Poppenlauer hat er dann auch geheiratet. Seine drei Sprösslinge sind inzwischen sieben, neun und 13 Jahre alt.