Der Stuhl des Bürgermeisters im Kirkham-Raum der Georgihalle - Gerd Kirchner schien sich darauf wohlzufühlen. Nun war der ehemalige evangelische Pfarrer von Bad Brückenau dort platziert worden, wusste nicht, dass das Stadtoberhaupt von dort aus Ratssitzungen leitet. Dafür war der 65-Jährige auch nicht da, sondern um eine hohe Auszeichnung entgegenzunehmen.
Empfänger der Stadtplakette ein kleines Geheimnis
Dass in der Sitzung des Stadtrats die Stadtplakette in Gold verliehen werden sollte, war im Vorfeld zum Beispiel über Aushänge bekannt - nur nicht an wen. Vermutlich wollte die Stadtverwaltung einen ähnlich großen Auflauf verhindern wie am 14. Januar, als Dekan Till Roth den beliebten Stadtpfarrer in der Friedenskirche in den Ruhestand versetzte.
Dennoch hatte sich die Ehrung herumgesprochen. Rund 20 Gäste wohnten ihr bei - mehr als bei mancher Stadtratssitzung. Einige Besucher - Frau Martina und drei Kinder - zählen zu Kirchners Familie; der Rest gehört mehrheitlich der evangelischen Stadtgemeinde an.
Pfister lobt Kirchners unkomplizierte gesellige Art
Jürgen Pfister (PWG) als Amtierender Bürgermeister hatte seinen Stuhl für den zu Ehrenden geräumt. Er hielt auch die Laudatio.
Pfister ging zunächst auf Kirchners unkomplizierte, gesellige und individuelle Art ein. Er sei weit über die Grenzen der Stadt bekannt und überall geschätzt.
23 Jahre Leiter der Gemeinden Bad Brückenau und Eckarts
Knapp 23 Jahre war der Geehrte bis zu seiner Ruhestandsversetzung als Pfarrer und Leiter für die evangelischen Kirchengemeinden Bad Brückenau und Eckarts zuständig. Mit Geschick, großem Engagement und Einsatzfreude habe es Kirchner in dieser Zeit verstanden, viele Impulse zu setzen.
„Du hast nie lange gefragt und erst Zuständigkeiten geklärt, sondern einfach geholfen", sagte Pfister und blickte dabei besonders auf die unkomplizierte Aufnahme der ersten Flüchtlinge aus der Ukraine im evangelischen Gemeindezentrum, nachdem am 24. Februar 2022 die Invasion durch Russland begonnen hatte.
Persönliche Berührungspunkte bei der Taufe
Kirchners Kompetenzen seien sicher auch in der Stadtverwaltung gut zu gebrauchen, sagte der Amtierende Bürgermeister etwas schnippisch. Auch lud er den 65-Jährigen zum Kaffee ins Rathaus ein, nachdem der nun etwas näher, in der Ludwigstraße, wohne.
Pfister, selbst Katholik, nannte auch persönliche Begegnungen mit Kirchner, zum Beispiel bei der Taufe seiner Enkeltochter durch diesen. Er habe seine Tätigkeit nie als Pflicht, sondern als Berufung gesehen.
Auszeichnung auch für Familie und Gemeinde
Gerd Kirchner fühlte sich „sehr geehrt". Er habe sich „riesig gefreut", als durch die ersten Anrufe klar wurde, "dass etwas im Busche ist". Allerdings gebühre die Ehrung nicht allein ihm, sondern auch der Familie und der evangelischen Gemeinde. „Sie haben hinter mir gestanden, wenn ich mal 'ne verrückte Idee hatte."
Es sei eine Freude, dass die Arbeit wahrgenommen und gewürdigt werde, so Kirchner weiter. Er wird der Kirchgemeinde weiter als ehrenamtlicher Pfarrer zur Verfügung stehen. Bevor er sich ins Goldene Buch der Stadt eintrug, erhielt seien Frau Martina Blumen.
Stadtplakette für „besonderen Einsatz"
Die Stadtplakette in Gold wird laut Satzung an Menschen verliehen, „die sich um das Wohl der Stadt und ihrer Bürger besonders eingesetzt haben". Gerd Kirchner befindet sich nun in illustrer Gesellschaft zum Beispiel mit Jutta Leidenberger, ehemals Vorsitzende der Brückenauer Tafel, Dirk Hönerlage vom Arbeitskreis Stolpersteine und der Eine-Welt-Gruppe, aber auch Heimatforscher und Hobby-Maler Josef Liesicki, Unternehmer Klaus Abersfelder und dem ehemaligen Landrat Herbert Neder.
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