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Volkersberg
Peter Tauber: "Ich muss mir nichts mehr beweisen"
Die Erfahrungen und Einsichten aus seiner Erkrankung schildert Tauber in seinem Buch "Du musst kein Held sein", das er im Haus Volkersberg vorstellte.
Ex-Staatssekretär  Peter Tauber (CDU) bei seiner Buchvorstellung auf dem Volkersberg. Foto: Sigismund von Dobschütz       -  Ex-Staatssekretär  Peter Tauber (CDU) bei seiner Buchvorstellung auf dem Volkersberg. Foto: Sigismund von Dobschütz
| Ex-Staatssekretär Peter Tauber (CDU) bei seiner Buchvorstellung auf dem Volkersberg. Foto: Sigismund von Dobschütz
Sigismund von Dobschütz
 |  aktualisiert: 06.11.2022 10:35 Uhr

Vor vier Jahren zwang eine lebensbedrohende Darmentzündung mit nachfolgender Notoperation den damaligen Staatssekretär im Verteidigungsministerium und früheren CDU-Generalsekretär Peter Tauber (47), seine bundespolitische Karriere zu beenden und ein völlig neues Leben zu beginnen. Seit vergangenem Sommer ist er Pressesprecher des hessischen Bekleidungsherstellers Engelbert Strauss. Die Erfahrungen und Einsichten aus seiner Erkrankung schildert Tauber in seinem Buch "Du musst kein Held sein" (2020), das er kürzlich im Haus Volkersberg vorstellte.

Überredet

Eigentlich wollte Peter Tauber gar kein Buch schreiben, erzählte er seinen Zuhörern in der katholischen Bildungsstätte Volkersberg . "Es gibt nichts Schlimmeres als einen jammernden Politiker." Als er jedoch in einer Talkshow von seiner Notoperation im Januar 2018 und den Gründen für seinen völligen Rückzug aus der Politik erzählt hatte, um aufgekommene Gerüchte zu widerlegen, überredete ihn der Leiter des Bereichs Christliche Spiritualität der Verlagsgruppe Droemer Knaur : "Es gibt viele, die ganz ähnliche Probleme haben. Schreiben Sie ein Buch , das andere Menschen ermutigt."

So erzählt Tauber nun in seinem Buch , wie er Ende Oktober 2017 - "also mitten in den schwierigen Verhandlungen zur Jamaika-Koalition " - mit einer schmerzhaften Darmentzündung ins Krankenhaus kam. Die Genesungsphase hielt nicht lange an. Im Januar musste er operiert werden. "In 90 Prozent der Fälle läuft es gut, hatte mir der Arzt Mut gemacht. Doch ich gehörte zu den anderen zehn Prozent." Nach Komplikationen folgte zwei Tage später die Notoperation. "Rufen Sie noch Ihre Mutter an, hatte mir der Arzt vorher empfohlen."

"Ich habe meine eigenen gesundheitlichen Grenzen nicht erkannt"

Während der Reha hatte Tauber einige Wochen Zeit, sein bisheriges Leben zu überdenken. Er sei immer bestrebt gewesen, seine Aufgabe als Generalsekretär zu erfüllen: "Diese Chance in der Bundespolitik gab's nur einmal." Bewundert habe er Kanzlerin Angela Merkel , die selbst nach schwierigsten Verhandlungen in Brüssel und nächtlicher Rückkehr scheinbar völlig ausgeruht am nächsten Morgen im Kanzleramt die Sitzung leitete. Tauber: "Ich habe mich nicht an mir selbst gemessen, sondern immer an anderen. Doch die Menschen sind verschieden. Ich habe meine eigenen gesundheitlichen Grenzen nicht erkannt." Außerdem habe es ihm seine Erziehung verboten, Schwächen zuzugeben, sondern seine Arbeit zu machen. "Als politischer Mensch steht man im Schaufenster. Man muss immer präsent sein."

Sich selbst hinterfragt

Erst in der Reha wurde ihm bewusst: Du musst deine Maßstäbe überprüfen, du kannst vielleicht nicht so viel aushalten wie andere, du musst achtsamer sein. "Ich war plötzlich nicht mehr der ehrgeizige junge Mann von Anfang 40." Tauber begann, sich selbst zu hinterfragen und erkannte: "Du musst kein Held sein." Es sei nicht gut, immer am Limit zu arbeiten. "Wo soll die zusätzliche Kraft herkommen, wenn man einmal wirklich gefordert wird?" Tauber sprach sich bei seiner Buchvorstellung gegen allzu starken Leistungsdruck aus und forderte ein gesellschaftliches Umdenken.

Geleitet von seinem Glauben als aktiver Christ, kam er zum Ergebnis: "Jesus kann kein direktes Vorbild sein, denn alles allein schaffen, kann nur er." Wenn man aber nicht alles allein schaffen kann, "muss man sich ein Team suchen, andere um Hilfe bitten." Erstaunt und erfreut habe er seitdem erfahren dürfen, dass andere Menschen gern helfen, wenn man sie darum bittet.

"Ich muss mir nichts mehr beweisen"

Nach Aufgabe seines Postens als Staatssekretär im Verteidigungsministerium im April vergangenen Jahres und zuletzt seines Bundestagsmandats im Mai begann Peter Tauber ein völlig neues Leben: "Jetzt mache ich schöne neue Dinge, an denen ich mich erfreue. Ich muss mir nichts mehr beweisen." Heute arbeitet er als Pressesprecher des Bekleidungsherstellers Engelbert Strauss, hat einen Lehrauftrag an der Bundeswehr-Universität München, wo er auch an seiner Habilitation schreibt, gehört dem Vorstand der Konrad-Adenauer-Stiftung an und ist Mitglied in der evangelischen Landeskirche Kurhessen-Waldeck. "Ich bin nach wie vor ein leistungsorientierter Mensch. Man muss es sein, um Gutes in der Welt zu schaffen. Aber ich kann jetzt machen, wozu ich Lust habe." Lust hat Peter Tauber auch zu einem zweiten Buch mit Geschichten über andere Menschen, die etwas geleistet haben: "Ein völlig anderes Buch und doch irgendwie eine Fortsetzung."

Informationen zum Buch

Peter Tauber : "Du musst kein Held sein. Spitzenpolitiker, Marathonläufer, aber nicht unverwundbar", bene Verlag, gebunden, 224 Seiten, Preis: 18 Euro, ISBN 9783963401121

 
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