Studienrat a.D. Peter Kolb ist ein weit gereister Mann, der schon viel in der Welt herumkam. Seine jüngste Reise allerdings führte ihn nur ein paar Kilometer von seinem jetzigen Wohnort Bad Königshofen in seine frühere Heimat Münnerstadt . Baldur Kolb, Organisator des Erzählcafés im Seniorenzentrum St. Elisabeth, konnte seinen jüngeren Bruder zu einem Vortrag mit dem Thema "Faszinierendes Ostasien, eine Rundreise durch Vietnam und Kambodscha" gewinnen.
Dabei wurden auch manche Erinnerungen an die vietnamesischen Bootsflüchtlinge wach, die einige Zeit in der Klosterschule untergebracht waren. "Einer meiner Träume war es, einmal auf dem Mekong unterwegs zu sein" , erzählte Peter Kolb. Mit einer Schifffahrt auf dem elftlängsten Fluss der Erde (die Längenangaben schwanken zwischen 4350 und 4909 Kilometer) erfüllte er sich im April letzten Jahres diesen ambitionierten Traum. Nicht genug damit, er reiste zwei Wochen lang quer durch Vietnam und Kambodscha.
Eine Auswahl seiner vielen Fotografien, die einen guten Eindruck von den Menschen, ihrem Leben und den Landschaften in den beiden Ländern vermittelte, präsentierte er während seines Vortrages. Vielfach wurden die französischen Einflüsse deutlich, denn Vietnam war von 1883 bis zur Schlacht von Dien Bien Phu im Jahr 1954, vom Weltkrieg einmal abgesehen, französische Kolonie. Ähnlich war es im Kambodscha. Dieses Land gehörte von 1863 bis 1953 ebenfalls zum französischen Kolonialreich.
Der Flug nach Hanoi im Norden von Vietnam dauerte zwölf Stunden. Sein erster Eindruck von der Hauptstadt des Landes: "Alles war voll mit Mopeds, es herrscht ein irrer Verkehr". Trotzdem sei es kein Problem, über die Straßen zu kommen. "Einfach zulaufen, dann fahren die Mopeds um Sie rum", riet Kolb, "aber wenn Sie stehen bleiben, wird es lebensgefährlich". Diese Mopeds oder Kleinmotorräder sind das bevorzugte Verkehrsmittel, gelegentlich für vier Personen auf einmal, wie einige Fotos bewiesen.
Mahlzeit: Maden und Frösche
Auf den Straßen findet man auch Garküchen. Dort werden nicht nur Hähnchen, sondern auch Frösche gegrillt und angeboten. "Ich war vorsichtig mit dem Essen dort", verriet Peter Kolb. Überhaupt das Essen: eine Spezialität in Vietnam sind offenbar Maden - "das ist kein Fall für uns Touristen", kommentierte er. Dafür sahen die Ananas und einige andere exotische Früchte umso einladender aus. Ein wichtiger Touristenmagnet, den auch Peter Kolb besuchte und im Bild präsentierte, ist die Halong-Bucht im nordöstlichen Vietnam. Sie ist für ihr smaragdgrünes Wasser und die Tausende hoch aufragenden, von Regenwald bedeckten Kalksteininseln bekannt. Seit 1994 gehört sie zum UNESCO-Weltkulturerbe. James-Bond-Fans erinnern sich daran, dass diese imposanten Felsformationen als Kulisse für wichtige Teile des Streifens "der Morgen stirbt nie" dienten. In Wirklichkeit wurden diese berühmten Szenen an einer ähnlich aussehenden Küste in Thailand gedreht, da Vietnam die schon erteilte Drehgenehmigung zurückzog.
Ein besonderer Höhepunkt dieser Reise war der Besuch der Tempelanlage von Angkor aus dem 12. Jahrhundert, etwa 240 Kilometer südlich der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh. Erst im 20. Jahrhundert wurde diese weitgehend von Vegetation überwucherte Anlage wieder vollständig freigelegt und ist heute als UNESCO-Weltkulturerbe geschützt.
Der Vietnamkrieg ist nicht nur in Vietnam selbst, sondern auch in den Nachbarländern Kambodscha und Laos noch immer allgegenwärtig. Das Entlaubungsmittel Agent Orange hat Schäden angerichtet, die über Jahrzehnte anhalten, die Wirkung der amerikanischen Napalm-Bomben ebenso.