Seit über 15 Jahren steht das ehemalige Marinekurlazarett in der Kurhausstraße leer. Eigentümer ist die Deutsche Rentenversicherung (DRV) Baden-Württemberg, der auch die Klinik am Kurpark gehört. Nachdem sich der Ausbau als Bettenhaus zerschlagen hatte, hätte die DRV das historische Gebäude gerne abgerissen, doch der Denkmalschutz legte sein Veto ein. Jetzt könnte es wieder eine Zukunft für das Marinekurlazarett geben. Das Stichwort heißt Ausbau der Therapieabteilung für die onkologische Rehabilitation.
Neben der Hauptindikation Orthopädie will die Klinik am Kurpark den Bereich Onkologie ausbauen. „Da sehen wir sehr gute Chancen“, sagt kaufmännischer Leiter Holger Metz. „Wir wollten nicht die x-te Klinik für Psychosomatik werden.“ Wenn es ein breiteres Indikationsspektrum vor Ort gebe, sei das auch gut für Kissingen.
Bestätigt wird Metz von der Ärztlichen Direktorin der Klinik, Professor Monika Reuss-Borst: „Die Zahl der Krebserkrankungen nimmt zu, nach der aggressiven Therapie besteht deutlicher Reha-Bedarf.“ Die Klinik am Kurpark sei in Kissingen das einzige Haus mit onkologischer Reha. „Der Bedarf ist steigend“, prognostizert die Medizinerin.
Das Problem: Der Denkmalschutz erfordert erhöhten Aufwand beim Umbau. Laut Metz habe man sich vergangenes Jahr mit Vertretern der Stadt und des Landesamts für Denkmalpflege getroffen. Das Landesamt habe die Pläne begrüßt, unter anderem, weil die historische Fassade auf jeden Fall erhalten bliebe.
Stadt leistet doch keinen Beitrag
Dabei wurde auch über eine Aufnahme in das Förderprogramm Soziale Stadt gesprochen, um durch den Denkmalschutz bedingte Mehrkosten etwas aufzufangen. Theoretisch wäre das möglich, allerdings müsste die Stadt dann für ein nicht ihr gehörendes Haus mitbezahlen. Laut Thomas Hack, Pressesprecher der Stadt, waren im Haushaltsentwurf 500 000 Euro als Zuwendung berücksichtigt. Davon hätte die Regierung 250 000 Euro übernommen, die andere Hälfte wäre bei der Stadt hängen geblieben.
Der Stadtrat habe die Summe aber aus dem Etat herausgenommen, sagt Hack. Gründe sind vor allem die angespannte städtische Haushaltslage und hohe Investitionen, unter anderem für die Fußgängerzone. Bei der DRV Baden-Württemberg hat man das – wenn auch nicht gerne – zur Kenntnis genommen. Nun müsste die DRV den Umbau alleine tragen. Metz spricht von einer „hohen einstelligen Millionensumme“.
Laut Holger Metz wäre auch ein Neubau für die benötigten Therapieräume denkbar. Der käme deutlich günstiger als der Ausbau des Marinekurlazaretts. Dann würde die DRV ihren Abrissantrag für das historische Gebäude aufrechterhalten.
Eine Alternative hat der Erste Direktor der DRV Baden-Württemberg, Hubert Seiter, ins Spiel gebracht: den Umbau des Marinekurlazaretts in ein Zentrum für ambulante Rehabilitation – und zwar in Zusammenarbeit mit anderen in Bad Kissingen ansässigen Rentenversicherungsträgern. Entweder könnte man sich bereits die Investitionen teilen, oder die DRV Baden-Württemberg geht in Vorleistung und rechnet die Behandlungen ab. Dabei ließe sich die Einrichtung wohl auch für die onkologische Reha nutzen.
Noch ist nichts fix. Holger Metz rechnet aber mit einer Entscheidung noch in diesem Jahr: „Bis Herbst sollte klar sein, was mit dem Marinekurlazarett geschieht.“
Unabhängig davon versichert der kaufmännische Leiter, dass die DRV Baden-Württemberg an ihrem einzigen Standort außerhalb des eigenen Bundeslandes festhalten wird. Seit Holger Metz 1998 seine Position übernahm, hat die DRV einen „hohen zweistelligen Millionenbetrag“ in die Klinik am Kurpark gesteckt.