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Bad Kissingen
Per Landcruiser durch Afrika
Rudi Kleinhenz hat mit seinem Geländewagen 37 Länder bereist und dabei 65 000 Kilometer über afrikanische Pisten zurückgelegt.
65 000 Kilometer über afrikanische Pisten und Straßen hat Rudi Kleinhenz mit seinem Landcruiser in 37 afrikanischen Staaten zurückgelegt.  Foto: Peter Rauch       -  65 000 Kilometer über afrikanische Pisten und Straßen hat Rudi Kleinhenz mit seinem Landcruiser in 37 afrikanischen Staaten zurückgelegt.  Foto: Peter Rauch
| 65 000 Kilometer über afrikanische Pisten und Straßen hat Rudi Kleinhenz mit seinem Landcruiser in 37 afrikanischen Staaten zurückgelegt. Foto: Peter Rauch
Peter Rauch
 |  aktualisiert: 20.08.2022 02:41 Uhr
Auf die Frage "Bist du nun ein Weltenbummler oder ein Ländersammler", wird Rudi Kleinhenz antworten, dass er in erster Linie ein Globetrotter sei, der es sich zum Hobby gemacht hat "Länder zu sammeln". Briefmarken, Münzen oder auch Puppen kann man sammeln, kann sie in Alben oder Vitrinen verwahren, aber Länder? Rudi, wie er von allen seinen Bekannten nur genannt wird, sammelt nun mal Länder, nicht nur im Reisepass, der fünf Jahre nach Ausstellung nur noch vier leere Seiten aufweist, Rudi Kleinhenz "sammelt" seine Länder im Kopf und hat dort für jedes einzelne Land seine Schublade mit der für ihn landestypischen Geschichte (und natürlich einigen Dias oder Fotos).
Aber, fangen wir am Anfang an und das war 1984 als der damals 21-jährige einen "total chaotischen Südfrankreichurlaub" mit einer Bekannten im VW-Käfer verbrachte. Inzwischen hat der Rudi nach eigenen Angaben so an die 50 Fahrzeuge "getestet", von diversen Mietwagen über Wohnmobile bis hin zur Stretchlimo. Hängengeblieben ist der gelernte Laborant, der heute für einen privaten Briefzustelldienst mit dem Fahrrad unterwegs ist, dann letztendlich 2010 bei einem Toyota Land Cruiser.
Und hier fängt die Geschichte von Rudi und seinem Landcruiser erst richtig an: Der letzte Eigentümer des Allradfahrzeugs war mit diesem Selbstausbau gut fünf Monate in Afrika unterwegs und wollte das Fahrzeug bei einem der Globetrottertreffen in Deutschland verkaufen. Rudi Kleinhenz besaß schon ein solches Fahrzeug, wusste was es leistet und auch was von ihm auf den afrikanischen Pisten verlangt wird, und nach kurzem Verhandeln kaufte er den Toyota.
Im Januar 2010 ging dann das große Afrikaabenteuer los, das sich über sechs Jahre und fast 50 "gesammelte Länder" erstreckte. Die "klassische" Afrikaroute führte damals über Spanien und Gibraltar nach Tanger und an der Westküste Afrikas weiter bis hinein nach Gambia. Kleinhenz war damals schon Mitglied im Verein der "Deutschen Zentrale für Globetrotter e.V." die nicht nur Reiseinformation und Reisepartner vermittelt, sondern die auch viele, viele weitere Infos für ihre Mitglieder bereit hält. So ist es heute, im Gegensatz zu den Reisen der siebziger und achtziger Jahre nicht mehr üblich das Fahrzeug wieder mit heimzubringen, sondern es wird auf Stellplätze, meist ehemalige Farmen, in den einzelnen Ländern verwiesen. Ein Carnet, also eine Zoll- Aus- und Einfuhrbescheinigung muss deswegen dennoch beantragt und Kaution hinterlegt werden, aber, im nächsten Jahr, im nächsten Urlaub geht die Reise ja weiter.
Nur, irgendwann muss dann das Fahrzeug halt auch in Deutschland wieder aus- bzw. eingecheckt werden, oder es sind Zollgebühren fällig. Davon aber war Rudi Kleinhenz im Frühjahr 2010 noch sechs Jahre und über 65 000 Kilometer entfernt. Die zweite Etappe der Afrikatour führte dann durch die späteren Ebolagebiete bis weit hinein nach Schwarzafrika, ins Herz Nigerias. Bei der nächsten Tour durch die Länder Mali, Burkina Faso und Ghana hatte Rudi einen Reisepartner dabei, den er Monate später vor Gericht wieder sah. "Ein äußerst unangenehmer Reisegefährte der sich unterwegs alles zahlen ließ und dann nie zurückzahlte", so der Weltenbummler Rudi. "Megahart" dann der nächste Afrikaurlaub. Nicht nur wegen der miserablen Pisten in Niger und im Tschad, sondern vor allem wegen der Uniformierten in der Republik Zentralafrika. Hier scheinen Geist und Macht des ehemaligen Despoten und selbst ernannten Kaisers Bokassa I. (1966 -1979) immer noch vorzuherrschen, zumindest bei der uniformierten Bevölkerung des Landes,
Weitere Etappen führten Rudi und seinen inzwischen arg ramponierten Landcruiser dann weiter an der Westküste Afrikas entlang. Einige Länder wurden ausgelassen wegen horrenden Visagebühren, andere wurden auch nur für knapp 24 Stunden besucht, wieÄquatorialguinea "ein kleiner durchlebter Alptraum", weil Unterkünfte in Bretterbuden dort so teuer wie bei uns ein Fünfsterne-Hotel sind.
Ja und dann war eigentlich halb Afrika umrundet, Namibia und Botswana durchfahren, als Rudi Kleinhenz erst einmal krankheitsbedingt zwei Jahre pausieren musste. Es folgte dann der mit nur zehn Tagen kürzeste Tripp. Rudi spricht heute von einer "Notgeburt", aber das Auto musste nach zwei Jahren Stillstand in einem Land unbedingt in ein anderes Land verbracht werden, sonst hätte es der Zoll als "verkauft" angesehen. In drei weiteren Kurztripps , die zeitlich in etwa jeweils einem "normalen" Urlaub entsprechen, kamen Rudi und sein Oldie bis Kenia und nach einer längeren Pause wurde dann die mit über neun Wochen längste Tour entlang des Nils angegangen.
Eigentlich dachte Rudi, dass mit zunehmender Nähe von Europa alles besser würde. Leider weit gefehlt, die Bürokratie blüht, die Sicherheitsansprüche steigen und so wurde Rudi an einem ägytischen Grenzposten sowohl als Spion verdächtigt, musste gleichzeitig wegen seiner Sicherheit Teile am Fahrzeug schweißen lassen und brauchte wegen des Allradantriebes eine Spezialgenehmigung um zum 60 Kilometer entfernten Grenzposten zu kommen - wo er natürlich abgewiesen wurde, da dieser Übergang nach Israel nicht für Ausländer geöffnet ist. Lange Debatten "Fremdsprachen waren noch nie meine Stärke, ich rede lieber mit Händen und Füßen" öffnete sich dann doch noch der Schlagbaum in Richtung Israel und dort konnte dann auch der inzwischen 32-jährige Landcruiser "ich musste ihn mit Hilfe der Zöllner über die Grenze schieben weil er nicht mehr ansprang" eine Reparatur erhalten, so dass er zumindest selbstständig bis an die Hafenmole zur Einschiffung nach Griechenland fahren konnte.
Die anschließenden europäischen Länder waren eigentlich ein Klacks, nur sollte man bei der Polizei da auch nicht auffallen, denn das ein oder andere Teil, das TÜV und Zulassungsbehörden hier vorschreiben war natürlich nach 6-jährigem Afrikaaufenthalt auch nicht mehr am Auto vorhanden.
Rund 20 000 Euro hat Rudi Kleinhenz die Afrikatour gekostet, fast ein Jahr kommt zusammen, zählt man die insgesamt elf Etappen zusammen.
Nun ist die im Carnet eingetragene Hinterlegung wieder freigegeben, und der "Ländersammler" Rudi Kleinhenz überlegt sich schon wieder, ob er seinen treuen vierrädigen Begleiter als Ganzes verkaufen, ausschlachten und das Hubdach in den zweiten Cruiser einbauen soll, oder ob er doch noch jemand findet der ihm seinen "Landy" wieder zusammenschraubt. Über all das möchte er am liebsten ein Buch schreiben und natürlich noch die Länder bereisen, deren Stempel noch nicht in seinem Pass vorhanden sind.
 
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    Dieser Bericht über die Tour mit dem Toyota Land Cruiser und Rudi Kleinhenz war einfach nur GEIL. Bewundere solche Menschen. Also bitte den Kommentar nicht wegen dem Wort GEIL sperren, da man anders, diese Erzählungen nicht betitteln kann!
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