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Bad Brückenau
Brückenauer bei Paralympics: Gute Chancen auf einen Titel?
Maximilian Jäger aus Bad Brückenau ist für die Paralympics in Paris nominiert. Seine Disziplin: Para Radsport. Welche Chancen er sich erhofft und wo die Herausforderungen der Spiele liegen.
Maximilian Jäger aus Bad Brückenau ist in diesem Jahr bei den Paralympics in Paris dabei.       -  Maximilian Jäger aus Bad Brückenau ist in diesem Jahr bei den Paralympics in Paris dabei.
Foto: Oliver Kremer/pixoli | Maximilian Jäger aus Bad Brückenau ist in diesem Jahr bei den Paralympics in Paris dabei.
Milena Meder
 |  aktualisiert: 08.08.2024 02:45 Uhr

Maximilian Jäger aus Bad Brückenau hat in seiner sportlichen Karriere schon so einige Titel abgeräumt. Der Para-Radsportler ist Vizeweltmeister, Europameister, zweifacher Deutscher Meister und seit vergangenem Jahr sogar Weltmeister im Zeitfahren.

Eines seiner größten Ziele hat der 24-Jährige, der aufgrund eines vorgeburtlichen Schlaganfalls links halbseitig gelähmt ist, bislang aber noch nicht erreicht: ein Sieg bei den Paralympischen Spielen. Diesem Kindheitstraum ist der Radsportler mit seiner Nominierung für die Paralympics 2024 in Paris nun ein Stück näher gekommen. 

Herzlichen Glückwunsch, zur Nominierung für die Paralympics in Paris. Wie kommt es, dass Du in diesem Jahr dabei bist?

Maximilian Jäger: Die Voraussetzungen für eine Nominierung zu den Paralympics sind ein Weltmeistertitel im Zeitfahren - den ich letztes Jahr in Schottland eingefahren habe - sowie mein diesjähriger Weltcup Sieg im Straßenrennen in Australien. Damit habe ich alle Kriterien erfüllt und der Bundestrainer hat mich der Nominierungskommission beim Deutschen Behindertensportverband vorgeschlagen. Am 19. Juli 2024 hat die Kommission dann getagt und entschieden, mich zu den Paralympischen Sommerspielen nach Paris mitzunehmen. 

Wie fühlt sich das an, für die Paralympics nominiert zu sein? Welche Gedanken gehen Dir durch den Kopf?

Ich fühle mich sehr geehrt, dass der Bundestrainer mir sein Vertrauen schenkt und mich mitnimmt. Da es meine ersten Paralympischen Spiele sind, habe ich mich riesig gefreut, als ich am 19. Juli die Zusage bekommen habe. Es ist einfach eine große Ehre, dort mitfahren zu dürfen.

Trotzdem hat man natürlich nochmal besonderen Respekt vor den Paralympics. Die Medienpräsenz dort ist riesig. Ich versuche aber mich zu fokussieren und während meiner Wettkämpfe konzentriert zu bleiben.

Du hast bereits viele Titel gewonnen: Ist die Teilnahme an den Paralympischen Spielen dennoch der bisherige Karriere-Höhepunkt?

Die Paralympischen Spiele sind das Höchste, was man in seiner sportlichen Karriere erreichen kann. Weltmeisterschaften sind bei uns im Para-Radsport jedes Jahr, die Paralympics finden allerdings nur alle vier Jahre statt. Es geht also auf jeden Fall ein Kindheitstraum in Erfüllung, da einmal mitfahren zu dürfen. 

Maximilian Jäger       -  Auch Krafttraining ist in der Vorbereitung auf die Spiele wichtig.
Foto: Robin Schmidt | Auch Krafttraining ist in der Vorbereitung auf die Spiele wichtig.

In welchen Disziplinen wirst Du in Paris starten?

Ich starte im Einzel-Zeitfahren am 4. September über 14 Kilometer und beim Straßenrennen am 7. September über 28 Kilometer.

Das Straßenrennen fahren alle Sportler gegeneinander. Heißt: Der Erste, der ins Ziel kommt, gewinnt. Der Zweite wird zweiter und so weiter. Das ist ähnlich wie die Massenstarts bei der Tour de France. Beim Einzelfahren treten wir quasi gegen die Zeit an und starten immer eine Minute versetzt. Heißt: Der Sportler, der die Strecke am schnellsten absolviert, gewinnt. Das ist eine ziemliche Herausforderung.

Wieso?

Bei den Dreiradfahrern gibt es zwei Startklassen, die jeweils nach Behinderungsgrad eingeteilt werden. T1 sind alle Sportler, die zum Beispiel starke Gleichgewichtsprobleme haben. Ich bin in Startklasse T2, also die, die weniger eingeschränkt sind, aber trotzdem kein normales Fahrrad fahren können.

Die Herausforderung beim Zeitfahren in Paris wird sein, dass wir alle zusammen gewertet werden und es einen Zeitfaktor gibt, der am Ende abgezogen wird. Bei den T1ern ist der größer. Ich muss also um zu gewinnen so schnell fahren, dass ich schneller bin als die T1er, da die nach dem Rennen nochmal mehr Zeit abgezogen bekommen. 

Bei anderen Rennen wie zum Beispiel bei den Weltcups oder Weltmeisterschaften werden die Startklassen getrennt gewertet. 

Erhoffst Du dir Chancen in Paris? 

Nachdem ich letztes Jahr Weltmeister im Einzel-Zeitfahren wurde, rechne ich mir gute Chancen aus. Ich trainiere sehr hart für die Paralympischen Spiele und hoffe, dass ich unter die besten Fünf komme. Trotzdem weiß ich natürlich, dass die Konkurrenz nicht schläft. 

Wie sieht denn Deine aktuelle Vorbereitung aus? 

Wir hatten bereits zwei Trainingslager in Oberwiesenthal, im Erzgebirge. Beim Ersten ging es um ein reines Grundlagen-Ausdauer-Training. Wir sind mit mittlerer Intensität gefahren, um unsere Basis zu trainieren. Das Zweite war dann schon etwas wettkampfspezifischer. Anfang August ist dann noch ein drittes Trainingslager. 

Ich trainiere dort gemeinsam mit Jana Majunke, die bei den Paralympics 2021 in Tokio zweimal Gold geholt, und meiner Trainingskollegin Angelika Dreock-Käser, die vor drei Jahren auch schon in Japan erfolgreich war. Zusätzlich mit dabei ist ein Physiotherapeut, der uns nach den Einheiten wieder fit für das nächste Training macht. 

Und mein Trainer, Reneé Schmidt ist natürlich auch mit dabei. Mein Trainer Frederik Hähnel wird bei den Paralympics in Paris vor Ort sein. Darauf freue ich mich besonders, da er bei der WM, bei meinem Titelgewinn, leider nicht dabei sein konnte. 

Und trainierst Du auch außerhalb der Trainingslager? 

Ich bin seit 2018  in Cottbus am Paralympischen Trainingsstützpunkt, dem einzigen Trainingsstützpunkt für Para-Radsport bundesweit. Parallel zum Training habe ich dort letztes Jahr mein Fachabi gemacht und mich dieses Jahr, damit ich mich optimal auf die Spiele vorbereiten kann, für ein freiwilliges soziales Jahr an der Sportschule entschieden.

Der Para-Radler Maximilian Jäger trainiert auf seinem Dreirad im Wald.       -  Der Para-Radler Maximilian Jäger trainiert auf seinem Dreirad im Wald.
Foto: Robin Schmidt | Der Para-Radler Maximilian Jäger trainiert auf seinem Dreirad im Wald.

Ich trainiere aber natürlich auch, wenn ich zu Hause in Bad Brückenau bin. Auf dem Rad sitze ich fünf bis sechsmal die Woche, an manchen Tagen sogar zweimal. Insgesamt kommen da schon so drei bis vier Stunden pro Tag zusammen. Das mache ich allerdings immer. In der Hauptsaison natürlich etwas intensiver als in der Nebensaison. 

Bleibt da überhaupt noch Zeit für andere Hobbys?

Ich treffe mich gerne mit Freunden oder bin in der Natur unterwegs. Dafür findet sich schon noch die Zeit, aber das Radfahren nimmt natürlich einen großen Teil ein.

Im vergangenen Jahr bist Du an Corona erkrankt: Hat Dich das zurückgeworfen? Sind noch Nachwirkungen spürbar?

Letztes Jahr nach den Weltmeisterschaften bin ich leider an Corona erkrankt, hatte zum Glück aber nur leichte Symptome. Das Problem war allerdings, dass ich danach an Long Covid erkrankt bin. Ich musste Medikamente nehmen, die mich ziemlich belastet und in meiner Leistung ziemlich eingeschränkt haben.

Zusätzlich habe ich durch das Medikament sechs Kilo zugenommen. Das merkst du beim Ausdauersport einfach sofort. Das hat mich ziemlich heruntergezogen. Seit Mitte Juli bin ich aber medikamentenfrei und fast wieder in meiner alten Form. 

Bis zu den Paralympics ist es nur noch knapp einen Monat: Wann geht die Reise nach Paris los? 

Am 27. August ist Anreise. Unsere Fahrräder werden mit einer Spedition gefahren, wir Sportler fliegen. Untergebracht sind wir die Zeit über im Paralympischen Dorf. Von dort aus bringen uns dann Shuttles innerhalb von ungefähr 50 bis 60 Minuten an die Rennstrecken.

Zwei Tage nach meinem letzten Rennen fliege ich dann allerdings schon wieder zurück, da ich Ende September bei der Weltmeisterschaft in Zürich antrete.  

Begleitet Dich jemand zu den Spielen? 

Es freut mich besonders, dass meine Eltern und meine beiden Schwestern, Anne und Jette, sich auf jeden Fall die Eröffnungsfeier ansehen und natürlich live vor Ort sind, wenn ich meine beiden Rennen fahre.

Schonmal in Paris gewesen?

Tatsächlich ja, allerdings nur nachts. Auf der Heimfahrt eines Frankreich-Urlaubs waren wir nachts mal auf dem Eiffelturm. Tagsüber bin ich allerdings noch nie in Paris gewesen und ich war damals auch erst acht Jahre alt. 

Mehr über einen weiten Olympiateilnehmer aus dem Landkreis: 

 
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